Symptome
Durchfall durch zu viel Magensäure
Eine verstärkte Magensaftsekretion führt selten zu Durchfall; dies geschieht meist in Zusammenhang mit bestimmten Krankheitsbildern. Häufiger ist ein Mangel an Magensäure die Ursache. Sowohl die Einnahme von Medikamenten als auch bestimmte Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts können eine irreguläre Magensäureproduktion bewirken.
Durchfall und zu viel Magensäure: Wie hängt das zusammen?
Magensäure ist notwendig für eine angemessene Verdauung. Sie wird von den Belegzellen des Magens gebildet [1]. Magensäure besteht aus Salzsäure mit einem stark sauren Charakter. Der Nahrungsbrei wird in diesem Milieu optimal auf die Verdauung vorbereitet. Außerdem ist die Säure für die Abtötung von schädlichen Keimen von Bedeutung [1].
Zwei Hormone sind für die Stimulation der Magensäureproduktion verantwortlich: Gastrin und Histamin [2]. Außerdem stellt eine Protonenpumpe (H+/K+-ATPase) ein essenzielles Enzym für die Bildung der Säure dar. Sie bewerkstelligt den Transport von H+, K+ und Cl-aus den bzw. in die Belegzellen hinein. Wasserstoff- und Chloridionen werden zu Salzsäure (HCl) zusammengesetzt [3][4].
Einige ernsthafte Erkrankungen gehen mit einer Übersäuerung des Magens einher und können zu Durchfall führen. Ein Beispiel hierfür ist das Gastrinom (Zollinger-Ellison-Syndrom). Dies ist ein sehr seltener Tumor, der zu 80 % in der Bauchspeicheldrüse vorkommt und zu 20 % im Darm entsteht. Der Tumor bewirkt eine erhöhte Bildung von Gastrin, das wiederum eine vermehrte Magensäureproduktion auslöst. Es gelangt vermehrt Magensäure aus dem Magen in den Dünndarm und verursacht Durchfall [5].
Eine Überfunktion der Nebenschilddrüse (Hyperparathyreoidismus) führt bei 30 % der Betroffenen zu Magen-Darm-Beschwerden [5]. Hierbei wird ebenfalls durch eine verstärkte Gastrinbildung vermehrt Salzsäure produziert [6].
Im Dünndarm werden die einzelnen Bestandteile des Nahrungsbreis, wie Kohlenhydrate und Fette, weiter aufgespalten. Dafür sind die Gallenflüssigkeit sowie Verdauungsenzyme der Bauchspeicheldrüse zuständig, die nur in einem alkalischen Milieu optimal funktionieren. Gelangt durch eine gesteigerte Magensaftbildung mehr Salzsäure in den Dünndarm, werden die Enzyme durch die Säure deaktiviert [1][5].
Folglich gelangen viele ungespaltene Nahrungsmoleküle wie langkettige Fettsäuren und Kohlenhydrate (z. B. Laktose) in den Dickdarm. Hier werden sie durch Bakterien vergoren. Folgen sind Blähungen, Bauchschmerzen, Fettstuhl und Durchfall. Laktose und Fettsäuren besitzen eine osmotische Wirkung [5][7], sind also wasserziehend, und tragen zu der Verflüssigung des Stuhls bei. Somit entsteht wässriger Durchfall (osmotische Diarrhö) [5].
Eine Infektion mit dem Bakterium Helicobacter pylori führt ebenfalls zu einer verstärkten Bildung von Magensaft. Durch die Infektion werden Entzündungsstoffe gebildet, welche die Gastrin-Freisetzung und somit die Säurebildung fördern [1]. Bei längerem Bestehen der Infektion könnte dies eventuell zu Durchfall führen. Etwa 50 % der Bevölkerung bis zum mittleren Alter sind mit dem Bakterium infiziert [8].
Durchfall entsteht allerdings eher infolge einer Unterproduktion von Magensäure. Patienten, die an einer Überproduktion von Magensäure leiden, nehmen häufig Medikamente ein, die diese hemmen. Diese Medikamente werden als Protonenpumpenhemmer (PPI) bezeichnet. Sie vermindern die Magensäuresekretion, indem sie die Protonenpumpe deaktivieren [9]. Histamin-H2-Rezeptor-Antagonisten blockieren das Hormon Histamin und hemmen so ebenfalls die Magensäuresekretion [9]. Eine Nebenwirkung dieser Pharmazeutika stellt jedoch eine Veränderung der bakteriellen Flora im Magen dar. Durch die Verminderung der Magensäureproduktion können sich Keime ausbreiten, die normalerweise von der Säure abgetötet würden. Diese können in den Darm gelangen und zu gastrointestinalen Symptomen und zu häufigem Durchfall führen [9].
Eine weitere Ursache für eine verminderte Magensäurebildung ist die chirurgische Entfernung von Teilen des Magens (Magenresektion). Dies betrifft vor allem Patienten, die an Magentumoren leiden [10].
Wie können die Beschwerden gelindert werden?
Zunächst muss dem Verlust von Wasser und wichtigen Elektrolyten (Dehydrierung) beim Durchfall entgegengewirkt werden. Empfohlen wird eine ausreichende Flüssigkeits- und Elektrolytzufuhr [5]. Hilfreich sind auch einige Hausmittel. Pektine in Bananen und Äpfeln oder medizinische Kohle (Carbo medicinalis) binden sehr gut Wasser und Toxine [9][11]. Heilerde wird ein ähnliches Wasserbindungsvermögen zugesprochen [11].
Der Verzehr von Cola und Salzstangen soll ebenfalls den Wasser- und Elektrolytverlust ausgleichen [9]. Vorsicht ist allerdings bei zu viel Cola geboten. Sie kann die Salzsäureproduktion auch ankurbeln [2]!
Werden Medikamente als Ursache des Durchfalls vermutet, sollte deren weitere Einnahme mit einem Arzt besprochen werden.
Bei einer nachgewiesenen Helicobacter-pylori-Infektion erfolgt meist die gleichzeitige Gabe von Protonenpumpenhemmern und Antibiotika durch den Arzt [9][11].
Wann bestehen ernsthafte gesundheitliche Risiken?
Ernsthafte Risiken bestehen vor allem für Säuglinge, Kleinkinder, Personen ab 75 Jahren [5] und Menschen, die an einer Krebserkrankung leiden [12]. Es droht die Gefahr einer schnellen Austrocknung (Dehydrierung). In diesen Fällen sollte ein Arzt aufgesucht werden.
Treten Begleitsymptome wie plötzliche und extrem starke Bauchschmerzen, Eiter, Blut oder Fett im Stuhl sowie gleichzeitiges Erbrechen von Blut auf, sollte umgehend ein Arzt konsultiert werden. Dasselbe gilt bei Verdacht auf schwere Vergiftungen oder ernsthafte Infektionen (z. B. Salmonellen) [12].
Grundsätzlich sollte ein Arzt aufgesucht werden, sobald der Durchfall länger als 96 Stunden besteht, vor allem, wenn er in Verbindung mit Fieber (> 38 °C) und Blutungen auftritt [13].
Quellenangaben
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Stefan Silbernagel: Physiologie. Georg Thieme Verlag, 2014, S. 504.
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Florian Horn: Biochemie des Menschen, das Lehrbuch für das Medizinstudium. Georg Thieme Verlag, 2002, S. 462.
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Stefan Silbernagel: Physiologie. Georg Thieme Verlag, 2010, S. 435.
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,, Protonen Kalium Pumpe’’ , http://www.chemie.de/lexikon/Protonen-Kalium-Pumpe.html , 29.12.2015
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Gerd Herold et al.: Innere Medizin. Verlag Gerd Herold, 2016, S. 517, S. 775, S. 464, S. 463, S. 465.
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Walter Siegenthaler: Klinische Pathophysiologie. Georg Thieme Verlag, 9. Auflage, 2006, S. 305.
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Markus Müller: Chirurgie für Studium und Praxis. Medizinische Verlags- und Informationsdienste, 13. Auflage, 2015, S. 311.
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,, Helicobacter-Infektion’’, http://www.internisten-im-netz.de/de_was-ist-helicobacter_1055.html, 1.1.2016
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Thomas Herdegen: Kurzlehrbuch Pharmakologie und Toxikologie. Georg Thieme Verlag, 2008, S. 167–168, S. 178–179, S. 171.
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Hanns-Wolf Baenkler, Keikawus Arastéh et al.: Duale Reihe: Innere Medizin. Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2012, S. 520.
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Jörg Wittig, Romy Rudolph: ,, Wenn Selbstmedikation möglich ist’’, http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=33681, 29.12.2015
-
Jörg Schweikart: ,, Wann und zu welchem Arzt bei Durchfall’’, http://www.durchfall.org/arzt/, 29.12.2015
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Camilla Rothe, Martin Zeitz: ,,Infektiöse Durchfall“, http://www.gastro-liga.de/download/Infektioese-Durchfall-WEB.pdf, 29.12.2015
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Veröffentlicht durch: | DeGiN-Redaktion |
Erstellt am: | 23.05.2016 |
Zuletzt aktualisiert am: | 22.06.2016 |
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