Zu viel Magensäure beim Baby: Ursachen
Der Rückfluss von Mageninhalt in Speiseröhre und Mund ist bei Babys sehr häufig und gilt nicht als Krankheitsbild. So leiden ungefähr 75 von 100 Babys unter vier Monaten an einem Rückfluss von sauren Speiseresten. Eine Behandlung ist nur dann angezeigt, wenn es zu einem Verschlucken der aufgestoßenen Speiserest in die Lunge oder einer chronischen Entzündung der Speiseröhre kommt [1]. Häufige Ursache ist eine Überproduktion an Magensäure, welcher wiederum verschiedene Gründe haben kann. Problematisch ist dabei vor allem ein zu viel an Magensäure in der Speiseröhre. Feststellen lässt sich die Säurekonzentration mit dem sogenannten Reflux-Index. Das ist die Zeit, in welcher der pH-Wert in der Speiseröhre unter 4 % im stark sauren Bereich liegt. Während im ersten Lebensjahr noch ein Wert von bis zu 10 % als normal gilt, sollte der Wert nach dem 1. Geburtstag nicht mehr 5 % übersteigen.
Zu dünnflüssige Babynahrung begünstigt das Aufstoßen und den Rückfluss von Magensäure.
Ein Andicken der Babynahrung mit Reismehl, Johannisbrotmehl, Pektin oder Maisstärke kann zu einer Verminderung der Symptome führen. Alternativ eignen sich auch dickflüssigere fertige Formelnahrungen, um zu viel Magensäure in der Speiseröhre zu vermeiden. In schwereren Fällen können auch spezielle Nahrungsmittel mit Antirefluxzusatz sinnvoll sein [2]. Sie führen zu einer zusätzlichen Andickung des Speisebreis sobald dieser in den Magen gelangt. Innerhalb der ersten 6 Monate gilt Muttermilch als die ideale Ernährung.
Eine Infektion mit dem Bakterium Helicobacter pylori erfolgt meist bereits im Kindesalter innerhalb der ersten drei Lebensjahre. Eine Infektion kann die Magensäureproduktion vermindern, erhöhen doch auch komplett ohne Einfluss bleiben [4]. Insbesondere die Erhöhung der Magensäureproduktion kann zu den erwähnten Problem führen. Begleitend bestehen oft Oberbauchschmerzen, oftmals lässt sich auch ein Magengeschwür nachweisen. Therapeutisch führt eine kombinierte Antibiotika-Therapie meist zum vollständigen Ausheilen der Infektion [5]. Das sollte aber von einem Arzt überwacht werden.
Da Schmerzmittel bei Kindern allgemein nur zurückhaltend und nur unter strenger ärztlicher Anordnung verabreicht werden sollten, ist eine Magenschädigung durch Schmerzmittel fast nur bei chronisch kranken Kindern zu beobachten. Hierbei handelt es sich auch nicht um einen absoluten Überschuss an Magensäure. Es ist eher ein relativer Überschuss durch einen Mangel an schleimhautschützenden Faktoren festzustellen. Insbesondere der Einsatz von Aspirin sollte bei Babys vermieden werden, da es neben einer Magenschädigung auch zu anderen gefährlichen Nebenwirkungen kommen kann [6]. Ähnlichen schädigenden Einfluss haben Eisenpräparate, Kaliumchlorid und verschiedene Antibiotika [3]. Sollten diese Medikamente nicht abgesetzt werden können, empfiehlt sich fast immer eine Kombination mit einem Säureblocker.
Seltene Ursachen
Seltene Ursache für eine massive Überproduktion an Magensäure ist ein sogenanntes Gastrinom oder Zollinger-Ellison-Syndrom. Dabei kommt es zu einer Überproduktion des Hormons Gastrin durch einen Tumor. Gastrin dient dazu die Magensäureproduktion bei Nahrungsaufnahme anzuregen. Als Pseudo-Zollinger-Ellison-Syndrom wird eine familiär-gehäufte gutartige Vermehrung der Gastrin-produzierenden Zellen bezeichnet, die ähnliche Symptome zeigt, wie das Gastrinom.
Auch eine chronische Nieren- oder Lungeninsuffizienz kann zu einer Überproduktion von Magensäure bereits im Kindesalter führen. [7]
Kinder mit geistiger Behinderung sind insgesamt deutlich häufiger von Magensäure bedingten Erkrankungen betroffen. [8]
Quellenangaben
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Vandenplas Y et.a.: „Current concepts and issues in the management of regurgitation of infants: A reappraisal“; Acta Paediatrica 85: 531–534 (1996)
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Miyazawa R et al.: „Effect of formula thickened with locust bean gum on gastric emptying in infants“; Journal of Paediatric and ChildHealth 42: 808–812; (2006)
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Rodeck, Zimmer: „Pädiatrische Gastroenterologie, Hepatologie und Ernährung“; Springer-Medizin-Verlag, Heidelberg 2008; S. 205
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El Zimaity HM et al.: „Patterns of gastric atrophy in intestinal type gastric carcinoma“; Cancer 94 (5):1428–1436 (2002)
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G. Herold und Mitarbeiter: „Innere Medizin“; Herold, Köln 2012; S. 437
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F. C. Sitzmann: „Duale Reihe-Pädiatrie“; Thieme-Verlag, Stuttgart 2002, 2. Auflage; S. 278
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Rodeck, Zimmer: „Pädiatrische Gastroenterologie, Hepatologie und Ernährung“; Springer-Medizin-Verlag, Heidelberg 2008; S. 208
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Rodeck, Zimmer: „Pädiatrische Gastroenterologie, Hepatologie und Ernährung“; Springer-Medizin-Verlag, Heidelberg 2008; S. 580
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Veröffentlicht durch: | DeGiN-Redaktion |
Erstellt am: | 23.05.2016 |
Zuletzt aktualisiert am: | 27.07.2016 |
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