Chronische Refluxkrankheit: Ursachen
Die chronische Refluxkrankheit ist in den Industrieländern mittlerweile ein Volksleiden. Schätzungsweise treten bei jeder fünften Person regelmäßig Symptome wie Sodbrennen, Schmerzen hinter dem Brustbein und Schluckbeschwerden auf. Am häufigsten ist eine Schwäche des Schließmuskels zwischen Magen und Speiseröhre die Ursache der chronischen Refluxkrankheit. Doch auch durch starkes Übergewicht oder eine Schwangerschaft entsteht diese Erkrankung. Sehr selten kann sich ebenfalls ein Tumor oder Autoimmunkrankheit hinter der Refluxkrankheit verbergen. Nicht nur die chronische Refluxkrankheit selbst, sondern auch starkes Übergewicht und die zuletzt genannten Ursachen stellen eine Gefahr für die Gesundheit dar [1].
Jeder fünfte Deutsche leidet unter einer chronischen Refluxkrankheit. Mit steigendem Alter erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, an der Refluxkrankheit zu erkranken, wobei Männer doppelt so häufig wie Frauen davon betroffen sind. Fast immer ist eine Schwäche des Schließmuskels zwischen Magen und Speiseröhre Ursache der Erkrankung. Es kommt zu einem Verlust der Verschlusskraft des wichtigen Schließmuskels sowie zu ständigen sporadischen Erschlaffungen. Die Magensäure kann so ungehindert den unnatürlichen Weg zurück in die Speiseröhre nehmen. Die säuresensible Speiseröhre wird gereizt, Schmerzfasern werden aktiviert und der Betroffene verspürt Sodbrennen. Als Spätfolgen durch die Entzündung können chronische Verengungen mit Schluckstörungen, Geschwüre. Blutungen und sogar bösartige Tumore entstehen [1].
Über 60 % der deutschen Männer sowie 40 % der deutschen Frauen sind übergewichtig [4]. Laut Statistik löst das Übergewicht bei jedem Zehnten eine chronische Refluxkrankheit aus. Zusammen mit Diabetes Typ 2, Bluthochdruck und erhöhten Blutfettwerten ist das Risiko sogar noch höher. Starkes Übergewicht führt zu einer direkten Fehlfunktion des Schließmuskels zwischen Magen und Speiseröhre. Nicht nur im Unterhautfettgewebe, sondern auch an den inneren Organen lagert sich Fett bei Übergewichtigen an. Dies führt zu einer Druckerhöhung im Bauchraum, wodurch ein Reflux des sauren Magensaftes begünstigt wird. Die Magensäure kann durch diese Mechanismen andauernd in die Speiseröhre zurückfließen und die Refluxbeschwerden auslösen. Unbehandelt führt die chronische Refluxkrankheit durch Übergewicht auch zu den im vorherigen Abschnitt bereits genannten Spätfolgen. Das Übergewicht selbst senkt die Lebenserwartung und Lebensqualität [2].
Zum Ende der Schwangerschaft tritt bei 30–50 % der Schwangeren eine Refluxkrankheit auf. Die hormonellen Veränderungen und der zunehmende Platzmangel im Bauch führen zu dem ständigen sauren Reflux. Das Schwangerschaftshormon Progesteron hält nicht nur die Schwangerschaft aufrecht, sondern lockert auch den Bindegewebs- und Muskelapparat. Auch der trennende Schließmuskel ist davon betroffen. Des Weiteren kommt es durch das wachsende Kind zu einem Platzmangel, sodass die Organe verdrängt werden. Der hohe Druck auf den Magen und das Progesteron lösen so die chronische Refluxkrankheit während der Schwangerschaft aus. Nach der Geburt verschwindet die Refluxkrankheit fast immer. Nur 1–2 % der Schwangeren erleiden Komplikationen wie eine Speiseröhrenentzündung [5].
Sonstige Ursachen
Durch eine Zwerchfellhernie kommt es zu einem krankhaften Durchtritt von Teilen des Magens durch einen Schlitz im Zwerchfell. Die Trennung zwischen Speiseröhre und Magen ist dadurch nicht mehr gewährleistet. Beim sogenannten Zollinger-Ellison-Syndrom produziert ein Tumor große Mengen des Botenstoffs Gastrin. Dieser bewirkt eine vermehrte Magensäureproduktion, wodurch neben anderen Erkrankungen auch eine chronische Refluxkrankheit entstehen kann. Die autoimmune Bindegewebserkrankung Sklerodermie führt zu einer Vermehrung des Bindegewebes in Haut und den inneren Organen. Langfristig wird dadurch die Magen- und Speiseröhrenbeweglichkeit eingeschränkt. Als Folge kann sich eine chronische Refluxkrankheit bemerkbar machen. Nach Operationen an der Speiseröhre wurde das Auftreten einer chronischen Refluxkrankheit ebenfalls vermehrt beobachtet [1].
Quellenangaben
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Gerald Herold et al.: Innere Medizin. Gerd Herold Verlag, 2015, S. 433–35.
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„59 Objective Documentation of the Link between Gastroesophageal Reflux Disease and Obesity“,http://www.nature.com/ajg/journal/v102/n2s/full/ajg2007595a.html, 25.02.2016
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„Obesity and Gastroesophageal Reflux: Quantifying the Association Between Body Mass Index, Esophageal Acid Exposure, and Lower Esophageal Sphincter Status in a Large Series of Patients with Reflux Symptoms“, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2710497/, 25.02.2016
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„Übergewicht und Adipositas in Deutschland“, http://www.gbe-bund.de/pdf/DEGS1_Uebergewicht_Adipositas.pdf, 25.02.2016
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„Refluxkrankheit“, https://www.embryotox.de/refluxkrankheit.html, 25.02.2016
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Veröffentlicht durch: | DeGiN-Redaktion |
Erstellt am: | 23.05.2016 |
Zuletzt aktualisiert am: | 09.06.2016 |
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