Erosiv-ulzeröse Refluxösophagitis: Ursachen
Bei der erosiv-ulzerösen Refluxösophagitis ist die Schleimhaut durch die dauerhaft aufsteigende Magensäure stark geschädigt. Die Schleimhautschädigungen sind bei einer Speiseröhrenspiegelung (Endoskopie) nachweisbar. 20% der Bevölkerung Deutschlands leiden an einem Rückfluss von Magensäure. Eine Schädigung der Schleimhaut tritt davon bei 60% der Patienten auf [1]. Am häufigsten liegt ein verminderter Verschlussdruck des unteren Speiseröhrenschließmuskel vor. Außerdem kann ein Durchtritt des Magens durch das Zwerchfell das Aufsteigen der Magensäure begünstigen. Auch eine Veränderung des Bindegewebes (Sklerodermie), eine erfolgte Operation und ein erhöhter Druck im Bauchraum können eine Refluxösophagitis begünstigen [2]. Aus den Schleimhautveränderungen kann im weiteren Krankheitsverlauf selten eine Krebserkrankung entstehen [3].
Der untere Speiseröhrenschließmuskel (Sphinkter) ist die Barriere zwischen dem sauren Mageninhalt und der Speiseröhre. Erschlafft der Muskel, kommt es zu einem Übertritt der Magensäure. Die Säure reizt die Schleimhaut der Speiseröhre und führt zu krankhaften Veränderungen dieser. Dabei kann es zu einer Entzündung bis hin zu Verlegungen der Speiseröhre kommen. Bestimmte oben genannte Nahrungsmittel und verschiedene Medikamente senken die Kontraktionskraft des Muskels [4].
Bei einer Steigerung des Druckes im Bauchraum kann der untere Speiseröhrenschließmuskel dem Druck nicht mehr standhalten. Er gibt dem Druck nach. Der Sphinkter ist dann häufiger geöffnet und lässt die Magensäure in die Speiseröhre zurück fließen. Es kommt zum sauren Aufstoßen. Eine Drucksteigerung im Bauchraum entsteht durch Fettleibigkeit, Bauchpresse, Tragen schwerer Lasten oder einer Schwangerschaft. Je stärker die Refluxösophagitis voran geschritten ist, desto mehr fördert der Druck im Bauchraum die Erkrankung [5]. Das Schlafen mit erhobenem Oberkörper und auf der rechten Seite, das Tragen von lockerer Kleidung und Abnehmen können diesen Prozess verhindern.
Der Durchtritt des Magens in den Brustkorb (Hiatushernie) liegt bei circa 60% der älteren Bevölkerung vor [5]. Ein erhöhter Druck im Bauchraum und ein Erschlaffen des Halteapparates im Zwerchfell lassen den Magen höher treten und ihn verrutschen [6]. Die Verlagerung des Magens bewirkt eine weitere Drucksenkung im unteren Speiseröhrenmuskel und begünstigt das Aufsteigen der Säure. Außerdem wird durch den höhergetretenen Magen die Beweglichkeit der Speiseröhre gestört. Die Beweglichkeit ist wichtig für die Selbstreinigung der Speiseröhre. Die Säure verbleibt länger und reizt die Schleimhaut weiter [5].Wenn sich die Erkrankung nicht anders therapieren lässt, ist in einigen Fällen eine Operation nötig [7]. Denn es kann zu schwerwiegenden Folgen einer Refluxösophagitis wie z. B. starken Blutungen kommen.
Sonstige Ursachen
Eine seltenere Ursache einer erosiv-ulzerösen Refluxösophagitis ist eine Erkrankung des Bindegewebes (Sklerodermie). Dabei kommt es zu einer Verstärkung und Verhärtung des Gewebes im gesamten Körper. Die Beweglichkeit der Speiseröhre wird stark eingeschränkt [8]. Es kann zu schwerwiegenden Schleimhautveränderungen mit Blutungen, Reizhusten und einer bösartigen Veränderung der Schleimhaut kommen [9]. Störungen der Kontraktionskraft der Speiseröhrenmuskulatur können eine weitere Ursache der Refluxösophagitis sein. Ist die Bewegung zu gering, verbleiben Speisereste und Magensäure zu lange in der Speiseröhre. Die Schleimhaut wird durch den längeren Kontakt verstärkt gereizt, da auch die Selbstreinigungsfunktion vermindert ist [10].
Quellenangaben
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Gerd Herold: Innere Medizin. Herold, 2015, S.435, 434-437.
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Gabriele Steffers, Susanne Creders: Allgemeine Krankheitslehre und Innere Medizin für Physiotherapeuten. Thieme, 2006, S.191.
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„Refluxerkrankung Medizinische Grundlagen“ : http://chi.charite.de/behandlung/bauchchirurgie/refluxerkrankung/ (05.11.2015)
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Richard A. Feely , Ulrich Lanz , Rainer Schmitt: I care – Krankheitslehre. Thieme, 2015, S. 423-424.
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Wolfgang Gerok, Christoph Huber, Thomas Meinertz, Henning Zeidler: Die Innere Medizin-Referenzwerk für den Facharzt. Schattauer, 2007, S. 496-498.
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G. Klöppel, H.H. Kreipe, W. Remmele: Pathologie Verdauungstrakt und Peritoneum. Springer, 2013, S. 21-22.
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Linus Geisler: Innere Medizin. Kohlhammer, 2006, S. 342.
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K. Loddenkemper, T. Ulrichs, G.R. Burmester: Ratgeber Rheumatologie. Karger, 2002, S. 52.
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„Kranke Speiseröhre bei Sklerodermie - oft unerkannt“, http://www.scleroderma.ch/cms/content/view/82/51/lang,german/ (07.11.2015)
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„Generalisierte Motilitätsstörung bei Refluxkrankheit der Speiseröhre“, http://www.aerzteblatt.de/archiv/3610/Generalisierte-Motilitaetsstoerung-bei-Refluxkrankheit-der-Speiseroehre (07.11.2015)
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Veröffentlicht durch: | DeGiN-Redaktion |
Erstellt am: | 23.05.2016 |
Zuletzt aktualisiert am: | 09.06.2016 |
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