Laryngealer Reflux: Prävention

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Verursacht werden die Beschwerden des laryngealen Refluxes durch den Kontakt der Kehlkopf-Schleimhäute mit dem sauren Speisebrei aus dem Mageninneren. In den meisten Fällen kann der Betroffene zur Vorbeugung einfache Verhaltensmaßnahmen anwenden oder eine ärztlich verordnete Therapie bei bekannter Grunderkrankung befolgen. Unheilbare Krankheiten sind selten der Grund für Reflux-verursachte Beschwerden im Kehlkopf. Die Präventionsmöglichkeiten sind von der jeweiligen Grunderkrankung abhängig [1][2].

Die Symptome des laryngealen Refluxes entwickeln sich im Verlauf einiger Wochen. Typisch sind stimmliche Veränderungen wie Heiserkeit oder eine raue Stimme sowie Missempfindungen wie ein Fremdkörpergefühl oder Trockenheit im Hals mit Räusperzwang [3].


Laryngealer Reflux
Ursache 1: Verminderte Muskelspannung des unteren Speiseröhrenschliesmuskels
Was kann vorbeugend getan werden?
Können vorbeugende Maßnahmen ergriffen werden?
Ja
Welche Anzeichen weisen auf eine Entwicklung der Beschwerde hin?
Magenbrennen, saures Aufstoßen

Eine dauerhafte Erschlaffung des unteren Ösophagussphinkters (Verschlussmuskel der Speiseröhre) hebt die Schranken-Funktion zwischen Magen und Speiseröhre auf. Derartige Störungen der Muskelanspannung treten am häufigsten idiopathisch (ohne klar erkennbare Ursache) auf. Daher gelten die gleichen allgemein schützenden Präventionsmöglichkeiten wie bei anderen Ursachen des laryngealen Refluxes. Die Reduktion des Alkohol- und Nikotinkonsums können zusätzlich dazu beitragen, die Beschwerden zu verhindern [5]. Bestimmte Medikamente können die Muskelspannung des unteren Schließmuskels herabsetzen. Dazu zählen Anticholinergika, Benzodiazepine, östrogenhaltige Präparate zur Hormonersatztherapie nach der Menopause, Betaadrenergika, Kalziumantagonisten, Nitropräparate und Theophylline. Ein Umstellen dieser Medikamente auf Ersatzpräparate kann Schließmuskelerschlaffungen vorbeugen [9], sollte jedoch stets durch einen Arzt erfolgen.

Klagen Patienten nach Einführung der genannten Medikamente über Symptome, die sich in andauernder Heiserkeit, einem Trockenheitsgefühl im Hals oder Reizhusten äußern, kann von einem Zusammenhang zwischen den Arzneimitteln und dem laryngealen Reflux ausgegangen werden [3].

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Laryngealer Reflux
Ursache 2: Erhöhter Druck im Bauchraum
Was kann vorbeugend getan werden?
Können vorbeugende Maßnahmen ergriffen werden?
Ja
Welche Anzeichen weisen auf eine Entwicklung der Beschwerde hin?
Saures Aufstoßen, ein brennendes Gefühl in der Magengegend

Eine Erhöhung des Drucks im Bauchraum kann durch eine Schwangerschaft, Fettleibigkeit oder Bauchwassersucht (sog. Aszites) bedingt sein [4]. Bei Fettleibigkeit kann Refluxbeschwerden mittels Gewichtsreduktion bis zur Einstellung eines Normalgewichtes vorgebeugt werden. In der Schwangerschaft können bestimmte Verhaltensmaßnahmen der Vorbeugung dienen. Hierzu zählen das Vermeiden von Süßigkeiten und der Verzicht auf üppige, fettreiche Mahlzeiten und Mahlzeiten zu später Stunde. Es kann vorbeugend wirken, mit erhöhtem Oberkörper zu schlafen und sich nicht direkt im Anschluss an die Mahlzeiten hinzulegen [5].

In der Mehrheit der Fälle liegt die Ursache für Aszites in einer Erkrankung der Leber [6]. Die Wasseransammlungen sind auf den strukturellen Umbau des Organs durch jahrelangen Alkoholkonsum oder eine chronische Leberentzündung zurückzuführen [7]. Reflux, der durch Aszites verursacht wird, kann durch den Verzicht bzw. eine Reduktion des Alkoholkonsums verhindert werden [5]. Personen mit einem erhöhten Ansteckungsrisiko können der Infektion mit Hepatitisviren durch die Schutzimpfungen gegen Hepatitis B vorbeugen und so eine Entzündung der Leber verhindern [8]. Wechselnde Heiserkeit und Missempfindungen im Hals, die über Wochen zunehmen, können bei Schwangeren und Adipösen Reflux-bedingt auftreten [3]. Patienten mit Aszites klagen zusätzlich häufig über eine Zunahme des Bauchumfangs, ein Völlegefühl, Bauchschmerzen und Luftnot. Die weitere Diagnostik der Leberbeschwerden mit anschließender Therapie ist Aufgabe des behandelnden Arztes [6].

Laryngealer Reflux
Ursache 3: Gestörte Magenentleerung
Was kann vorbeugend getan werden?
Können vorbeugende Maßnahmen ergriffen werden?
Bedingt
Welche Anzeichen weisen auf eine Entwicklung der Beschwerde hin?
Magenschmerzen, Verdauungsprobleme

Einen weiteren Auslöser für den laryngealen Reflux stellt die Gastroparese (Magenlähmung) dar, die Ausdruck einer autonomen diabetischen Neuropathie (eine durch die Zucker-Krankheit ausgelöste Nervenschädigung) sein kann. Dabei werden Nerven im Verlauf der Stoffwechselerkrankung unwiederbringlich geschädigt. Um derartig verursachten Kehlkopfbeschwerden vorzubeugen, sollte die Diabetes-Mellitus-Therapie optimiert werden. Hierzu gehört die Einstellung eines Normgewichtes durch diätetische Maßnahmen, die Steigerung der körperlichen Aktivität und die optimale Medikamentenanpassung durch den Arzt [1]. Die Symptome eines laryngealen Refluxes durch Gastroparese unterscheiden sich nicht von den Beschwerden anderer Ursache. Besonders bei Patienten mit dauerhaft therapieresistenten (schlecht behandelbaren) Blutzuckerschwankungen ist auf die bereits genannten Symptome zu achten.

Andere Ursachen: Präventionsmöglichkeiten

Zu den seltenen Faktoren, die den laryngealen Reflux begünstigen können, zählt die systemische Sklerodermie. Bei dieser Erkrankung kann es zur Weitstellung des unteren Abschnittes der Speiseröhre kommen, die mit funktionellen Einbußen des Verschlussmechanismus einhergeht. Die Ursachen dieser unheilbaren Erkrankung sind bis heute nicht abschließend geklärt. Daher gelten die gleichen allgemein schützenden Präventionsmöglichkeiten wie für den laryngealen Reflux, der durch einen erhöhten Bauchdruck ausgelöst wurde. Vorbote für Kehlkopfbeschwerden, die indirekt durch systemische Sklerodermie ausgelöst werden, können typische Hautveränderungen sein. Diese verlaufen typischerweise in mehreren Stadien: Ödem (Wassereinlagerungen im Gewebe), Induration (Verhärtung des Gewebes) und Atrophie (Gewebsschwund) mit Beginn meistens an den Händen. Sogenannte Rattenbissnekrosen (Narben an den Fingerspitzen), ein starres Gesicht, ein verkleinerter Mund und ein Tabaksbeutelmund (vom Mund ausstrahlende Fältchen nach außen) können auftreten [2]. Diese für die Sklerose typischen Veränderungen gepaart mit wechselnder Heiserkeit, einem Kratzen im Hals oder ähnlichen Kehlkopfbeschwerden lassen einen Zusammenhang erahnen. Die angemessene medikamentöse Versorgung ist durch den behandelnden Arzt zu veranlassen.