Refluxkrankheit mit Ösophagitis: Ursachen
Die gastroösophageale Refluxkrankheit, auch GERD genannt, bezeichnet den Rückfluss von Mageninhalt in die Speiseröhre. GERD kann mit Entzündungen der Speiseröhre (Ösophagitis) einhergehen, die als Schleimhautveränderungen wahrgenommen werden. Die Ursache liegt in bis zu 90 % der Fälle in einer Funktionsstörung des unteren Speiseröhrenverschlussmuskels oder in einer Überproduktion von Magensäure [3]. Dies wird meist durch die übermäßige Aufnahme saurer Lebensmittel, starkes Übergewicht, einen Zwerchfellbruch und den Verzehr von Alkohol erreicht. Liegen mehrere Ursachen gleichzeitig vor, sind die Beschwerden und Komplikationen meist stärker ausgeprägt.
Beinhaltet die Ernährung zu viele saure Lebensmittel, kann das zu einer – unabhängig vom Schluckakt – Entspannung des Speiseröhrenverschlussmuskels führen. Häufig liegt auch ein verminderter Ruhedruck vor. Säurelockende Lebensmittel sind beispielsweise Milchprodukte, Fleisch- und Wurstwaren, Süß- und Backwaren oder fette Speisen. In beiden Fällen kommt es zu einem Verlust der Druckdifferenz zwischen dem hohen Druck im Bauchraum und dem niedrigen Druck im Brustraum. Dadurch wird der Rückfluss von saurem Magensaft in die Speiseröhre gefördert [3]. Liegende Positionen sollten vor allem nach dem Essen vermieden werden, um den Reflux nicht zusätzlich zu verstärken. Mehrere kleine Portionen bieten sich an, um den Magen nicht zu überlasten; dadurch wird der Spannungszustand des Verschlussmuskels im Gleichgewicht gehalten.
Die eigentliche Schädigung der Schleimhaut wird durch die aggressiven Bestandteile des Magensaftes verursacht. Dies kann Komplikationen wie eine Ösophagitis mit Gewebedefekten, Einengungen und zunehmende Schluckbeschwerden verursachen. Der Ersatz des zerstörten Gewebes in der Speiseröhre erfolgt mittels Magengewebe (Barrett-Ösophagus). Magengewebe besitzt keine so starke Widerstandsfähigkeit, reagiert empfindlicher, ist eine Krebsvorstufe und kann zu Schleimhautkrebs führen [3].
Nicht nur durch die falsche Ernährung, sondern auch durch Übergewicht, Verstopfung oder in einer Schwangerschaft erfolgt eine Druckerhöhung im Bauchbereich. In der Schwangerschaft sorgt das Ungeborene gemeinsam mit einer Muskelentspannung durch das Gelbkörperhormon (Progesteron) für eine stetige Zunahme des Drucks; ebenso für die Durchlässigkeit von Magensaft durch den unteren Speiseröhrenverschlussmuskels. Durch die Änderung des Drucks kann die Anti-Reflux-Barriere nicht mehr greifen und Magensaft fließt die Speiseröhre hoch [3]. Dies führt zu Beschwerden wie Sodbrennen, bringt aber auch entzündliche Veränderungen mit sich. Zuerst entstehen einzelne streifige oder fleckförmige Schädigungen, die zusammenfließen können und den gesamten Umfang der Speiseröhre befallen können. Auch durch eine Druckerhöhung im Bauchraum können Krebsvorstufen und in weiterer Folge Krebs entstehen [4].
Die gastroösophageale Refluxkrankheit ist oft mit einer Hiatushernie vergesellschaftet. Dabei handelt es sich um einen Bruch im Zwerchfell, innerhalb dessen der Übergang zwischen Magen und Speiseröhre frei über der Enge zwischen Zwerchfell und Speiseröhre gleitet. Durch diese Verlagerung können die Anti-Reflux-Mechanismen nicht mehr adäquat funktionieren und es kann zum Reflux von Mageninhalt inklusive aggressiver Magensäure in die Speiseröhre kommen [2]. Allerdings haben nur wenige Menschen mit Hiatushernie Symptome der gastroösophagealen Refluxkrankheit. Dieser Reflux kann ebenfalls zu den typischen Beschwerden wie Sodbrennen, einer Speiseröhrenentzündung (Ösophagitis), narbigen Einengungen, einer Gewebeumwandlung und letzlich auch zu einem Krebs der Schleimhaut führen [1].
Sonstige Ursachen
Weitere Ursachen der gastroösophagealen Refluxkrankheit mit Entzündung der Speiseröhre sind Alkohol, Nikotin und die Einnahme von bestimmten Medikamenten. Alkohol agiert nicht nur als Säurelocker, sondern schädigt vor allem mit höherprozentigen Getränken die Schleimhaut direkt. Nikotin verlangsamt die Wundheilung und führt zu einer verzögerten Regeneration geschädigter Schleimhautbereiche. Bestimmte Medikamente können den Druck des unteren Speiseröhrenschließmuskels senken. Darunter fallen Kalziumantagonisten, Nitrate und Anticholinergika [3].
Quellenangaben
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Adam Brochert: Pathologie I von Fall zu Fall. Elsevier Verlag, 2005, S. 6
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Beatrice R. Amann-Vesti. Klinische Pathophysiologie. Georg Thieme Verlag, 2006, S. 793.
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Andrea von Figura: Endspurt Klinik Skript 3: Innere und Chirurgie - Verdauungssystem, Abdomen. Georg Thieme Verlag, 2013, S. 21-22
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Berthold Block, Guido Schachschal, Hartmut Schmidt: Der Gastroskopie-Trainer: Schritt-für-Schritt-Anleitungen für die Ösophago-, Gastro- und Duodenoskopie. Georg Thieme Verlag, 2005, S. 68–71.
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Veröffentlicht durch: | DeGiN-Redaktion |
Erstellt am: | 23.05.2016 |
Zuletzt aktualisiert am: | 10.06.2016 |
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