Reflux in der Schwangerschaft: Ursachen
Sodbrennen ist eines der häufigsten Symptome unter dem Frauen in der Schwangerschaft leiden. Mehr als jede zweite Schwangere in der westlichen Welt klagt über die typischen Beschwerden, die durch den Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre ausgelöst werden [1]. Nur selten beginnen die Symptome in der frühen Schwangerschaft. In 70% der Fälle treten die Beschwerden erst im letzten Drittel der Schwangerschaft auf und können dann bis zur Geburt des Kindes an Stärke und Häufigkeit deutlich zunehmen [1]. Ein Viertel der werdenden Mütter hat sogar täglich mit Sodbrennen zu kämpfen. Frauen mit Reflux in der Schwangerschaft haben ein erhöhtes Risiko dafür, dass auch in der folgenden Schwangerschaft Sodbrennen auftritt [2].
Doch warum sind gerade Schwangere stärker von Sodbrennen betroffen? Dafür gibt es mehrere Ursachen, die im Folgenden erläutert werden.
In der Schwangerschaft kommt es zu starken körperlichen Veränderungen und erheblichen Veränderungen des Hormonhaushaltes. Durch erhöhte Konzentrationen des Sexualhormons Progesteron im Blut werden verschiedene Einflüsse auf den Magen-Darm-Trakt der Schwangeren ausgeübt. Progesteron führt am Übergang zwischen Magen und Speiseröhre zum Erschlaffen der dort befindlichen Muskulatur, sodass saures Magensekret ungehindert in die Speiseröhre aufsteigen kann und Sodbrennen hervorrufen kann. Auch bei Schwangeren kann ein häufiger Reflux eine Entzündung der Schleimhaut der Speiseröhre verursachen und kleine Schleimhautdefekte hervorrufen [2]. Besonders gefährdet für diese Komplikation sind Frauen in höherem Alter und Mehrfachgebährende [3].
Durch das wachsende Ungeborene im Bauch der Mutter werden verschiedene Organe und anatomische Strukturen in ihrem Platz eingeengt. Dadurch steigen die Druckverhältnisse im gesamten Bauch und der untere Schließmuskel der Speiseröhre kann nicht mehr genügend Kraft aufbauen, um dem dauerhaft erhöhten Druck entgegenzuwirken. Deshalb ist ein Übertritt von saurem Magensaft in die Speiseröhre die direkte Folge [3].
Außerdem leiden Schwangere im Vergleich zu Nicht-Schwangeren deutlich häufiger unter einem Zwerchfellbruch. Dies wird in der medizinischen Fachsprache als axiale Hiatushernie bezeichnet. Gekennzeichnet ist dieses Krankheitsbild durch eine Verlagerung von Teilen des Magens durch das Zwerchfell hindurch in die Brusthöhle. Diese Veränderung beeinträchtigt Mechanismen, die normalerweise einen Reflux von Magensekreten in die Speiseröhre verhindern, in ihrer Funktionsweise und es kann Sodbrennen entstehen [3].
Besonders häufig tritt ein Zwerchfellbruch bei älteren Schwangeren auf und bei Frauen, die schon mehrere Kinder geboren haben [3].
Schwangere leiden nicht selten unter Morgenübelkeit und Erbrechen. Bei etwa jeder zweiten schwangeren Frau treten Übelkeit und Erbrechen in Kombination auf [5]. Auch beim Brechakt gelangt aggressives Magensekret in die Speiseröhre, sodass die dort befindliche Schleimhaut gereizt und geschädigt wird [3]. Deshalb führt auch gehäuftes Erbrechen bei Schwangeren zu Sodbrennen. Um dem Auftreten von Übelkeit in der Schwangerschaft entgegenzuwirken, sollten viele kleine kohlenhydratreiche Mahlzeiten über den Tag verteilt werden und stark gewürzte oder fettige Speisen weitgehend vermieden werden [5].
Normalerweise besitzt die Muskulatur der Speiseröhre eine Selbstreinigungsfunktion. Gelangt Mageninhalt in die Speiseröhre, kann durch ringförmige Kontraktion der Muskulatur vom oberen Ende zum unteren Ende der Speiseröhre das aufgestoßene Material wieder zurück in den Magen transportiert werden. Diese Selbstreinigungsfunktion ist in der Schwangerschaft vermindert, sodass ein Reflux stärkere Auswirkungen auf die Speiseröhrenschleimhaut hat [3].
Quellenangaben
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„Gastroliga – Schwangerschaft bei Erkrankungen des Magen-Darm-Kanals und der Bauchspeicheldrüse“ http://www.gastro-liga.de/download/Schwangerschaft-Magen-Darm-Bauchspeich-web.pdf, 26.10.2015
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„Reflux und Obstipation – Weniger ist bei Schwangeren mehr“ http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/magen_darm/article/829750/reflux-obstipation-weniger-schwangeren.html, 26.10.2015
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Werner Rath: Erkrankungen in der Schwangerschaft: 177 Tabellen. Georg Thieme Verlag, 2005, S.152
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„Schwangerschaftserbrechen – Viele Therapieoptionen, wenig Evidenz“, http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=36523, 01.11.2015
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Werner Rath, Ulrich Gembruch, Stephan Schmidt: Geburtshilfe und Perinatalmedizin: Pränataldiagnostik- Erkrankungen –Entbindungen. Georg Thieme Verlag, 2010, S.312
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Veröffentlicht durch: | DeGiN-Redaktion |
Erstellt am: | 23.05.2016 |
Zuletzt aktualisiert am: | 10.06.2016 |
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