Schulmedizin
Antazida gegen Reflux (Baby)
Sodbrennen (Pyrosis) bezeichnet den Rückfluss von saurem Mageninhalt in die Speiseröhre (Oesophagus) bis in den Mund- und Rachenraum. Die Symptomatik tritt dabei besonders häufig nach großen, fettreichen Mahlzeiten und im Liegen auf. Sodbrennen kann sich dabei in Form von Schmerzen im oberen Brustkorb, Husten oder säuerlichem Mundgeschmack äußern [1]. Bei Kindern kann es allerdings zusätzlich zu Erbrechen und dem Rückfluss von Speisebrei in den Mund (Regurgitation) kommen [2]. Eine Möglichkeit, einer Schädigung des Oesophagus durch den sauren pH-Wert und den damit verbundenen Schmerzen entgegenzuwirken, sind so genannte Antazida. Antazida sind basische Salzverbindungen, welche den sauren pH-Wert des Magensaftes neutralisieren und somit symptomatisch zu einer Linderung der Beschwerden beitragen können. Bei der Anwendung ist allerdings Vorsicht geboten.
Wann ist die Einnahme von Antazida bei Kindern sinnvoll bzw. wann sollte man auf die Einnahme verzichten?
Antazida wirken gegen die Beschwerden und sind daher als Akuttherapie für den Einsatz bei gelegentlich auftretendem Sodbrennen bei älteren Kindern möglich. Bei Säuglingen wird vom Einsatz eines Antazidums wegen der Möglichkeit von Nebenwirkungen besonders im Mineralhaushalt (Elektrolythaushalt) abgeraten [3]. Auch auf eine längerfristige Antazidagabe, wie sie im Rahmen einer gastrooesophagealen Refluxkrankheit (GORK) notwendig sein kann, sollte verzichtet werden [4].
Wie und warum helfen Antazida bei Sodbrennen?
Bei Antazida handelt es um basische Salze, wie beispielsweise Magnesiumhydroxid, Aluminiumhydroxid oder Calciumcarbonat. Diese neutralisieren die im Magensaft enthaltene Salzsäure durch die Bildung von Wasser und Salzverbindungen. Dieser Mechanismus wirkt einer säurebedingten Schädigung der Speiseröhre sowie des Mund- und Rachenraumes entgegen [4]. Die gebildeten schwer löslichen Salze werden in der Regel kaum resorbiert.
Was muss bei der Anwendung und Dosierung von Antazida beachtet werden?
Antazida können kurzfristig als Bedarfsmedikation bei Jugendlichen eingesetzt werden. Bei Kleinkindern und Babys sollte allerdings auf die Gabe aufgrund der möglichen Nebenwirkungen verzichtet werden [4]. Sollte man sich in Absprache mit einem Kinderarzt trotzdem für die Gabe eines Antazidums entschieden haben, gibt es einige Hinweise zu beachten. Antazida sollten frühestens 2 Stunden nach der letzten Mahlzeit eingenommen werden, was sich gerade bei Kindern als schwierig erweisen kann. Je nach Dosierung erfolgt die Gabe bis zu vier Mal täglich. Antazida sollten durch mögliche Wechselwirkungen nicht gleichzeitig mit anderen Medikamenten verabreicht werden [6].
Welche Nebenwirkungen und Risiken gibt es bei der Gabe von Antazida bei Babys?
Antazida greifen als basische Salzverbindungen in den Elektrolythaushalt des Patienten ein. Bei Patienten mit einer eingeschränkten Nierenfunktion (z.B. Niereninsuffizienz) kann es dabei zu einer gestörten Ausscheidung Mineralansammlung im Körper kommen. Daher kann bei einer längeren Gabe ein Magnesiumüberschuss (Hypermagnesiämie) oder Kalziumüberschuss (Hyperkalzämie) entstehen. Die Salzverbindungen können sich dann vermehrt im Urogenitaltrakt ablagern und zur Bildung von Nierensteinen bis hin zu einer Nierenschwäche (Niereninsuffizienz) führen [4]. Säuglinge sind für diese Art von Nebenwirkungen besonders anfällig. Calciumkarbonat und Aluminiumhydroxid können in selten Fällen zu Verstopfung (Obstipation) führen, Magnesiumhydroxid kann stuhlgangfördernd (laxierend) wirken [6].
Welche Wechselwirkungen mit anderen Wirkstoffen gibt es bei der Gabe von Antazida?
Antazida können aufgrund ihrer Eigenschaften als Salze vielfältig mit anderen Medikamenten interagieren. Deshalb sollten sie frühestens 2 Stunden nach anderen Medikamenten eingenommen bzw. gegeben werden. Durch ihre Wirkung auf das Verdauungssystem kann dabei die Aufnahme (Resorption) und dadurch die Wirkung anderer Medikamente verstärkt oder abgeschwächt werden. Besonders betroffen sind Medikamentengruppen, die ebenfalls Salz- oder Ionenverbindungen enthalten, wie beispielsweise einige Antibiotika (Gyrasehemmer, Tetrazykline) oder Herzmedikamente (Digoxin) [6].
Alternativen
Bei Kleinkindern und Babys wird auf die Gabe von Antazida zu Gunsten von Protonenpumpeninhibitoren und Histaminblockern verzichtet. Hauptursächlich dafür sind die bessere Wirksamkeit der letztgenannten Medikamente als auch die Nebenwirkungen der Antazida. Auch wenn Antazida als Bedarfsmedikation bei älteren Kindern kurzfristig möglich sind, sollten sie unbedingt mit einem Kinderarzt abgesprochen sein.
Quellenangaben
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Gerd Herold: Innere Medizin. 2015, Herold, Köln, S. 434 ff.
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Christian P. Speer und Manfred Gahr: Pädiatrie. Springer-Verlag Berlin Heidelberg, 2013, S.563
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C. Prell und S. Koletzko: Gastroösophageale Refluxkrankheit im Kindes- und Jugendalter. Gastroenterologe, 6/ 2011, S. 461-470
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C. Prell und S. Koletzko: Gastroösophageale Refluxkrankheit im Kindes- und Jugendalter. Monatsschrift Kinderheilkunde, 161/ 2013, S. 1203-1213
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Burkhard Rodeck und Klaus-Peter Zimmer: Pädiatrische Gastroenterologie, Hepatologie und Ernährung. Springer-Verlag Berlin Heidelberg, 2013
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Michael Freissmuth, Stefan Offermanns und Stefan Böhm: Pharmakologie & Toxikologie. Springer Medizin Verlag Heidelberg, 2012, S. 494 f.
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Veröffentlicht durch: | DeGiN-Redaktion |
Erstellt am: | 23.05.2016 |
Zuletzt aktualisiert am: | 09.06.2016 |
Prüfzyklus: | Jährlich |
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