Häufig gestellte Fragen
Kann ein Baby durch Reflux ersticken?
Das Zurückfließen von Magensäure in die Speiseröhre wird als gastroösophagealer Reflux bezeichnet. Dieses Phänomen tritt sehr häufig bei Babys auf und ist in der Regel völlig normal. Krankhafter Reflux hingegen kann mit schwerwiegenden Symptomen einhergehen und Komplikationen hervorrufen. Hierbei kann es durch Verschlucken der aufgestoßenen Magensäure auch zu schwerer Atemnot und gegebenenfalls zum Ersticken kommen.
Was ist Reflux und warum tritt er bei Babys häufiger auf?
Unter Reflux wird im Allgemeinen das Fließen von Körperflüssigkeiten entgegen ihrer normalen Flussrichtung verstanden. Dies kann beispielsweise im Verdauungstrakt als gastroösophagealer Reflux (von Magen zurück in die Speiseröhre) auftreten [1].
Ein solcher Magensäurerückfluss wird bei mehr als zwei Drittel aller Säuglinge beobachtet. In den meisten Fällen wird diese Art von Reflux durch eine muskuläre Unreife hervorgerufen. Der am Übergang von Speiseröhre zu Magen lokalisierte Schließmuskel weist innerhalb der ersten Lebensmonate häufig noch eine Fehlfunktion auf. Anstatt zu kontrahieren, entspannt sich dieser Muskel, wodurch das Zurückfließen von Magensäure begünstigt wird. Mit dem Wachstum und der Ausreifung der muskulären Strukturen wird der gastroösophageale Reflux jedoch immer seltener [2].
Wie äußert sich Reflux beim Baby?
Tritt gastroösophagealer Reflux beim Baby auf, so kann sich dies durch wiederholtes Erbrechen während der Nahrungsaufnahme,Schluckstörungen, allgemeine Unruhe oder Nahrungsverweigerung bemerkbar machen. Im Laufe der Zeit können durch die vermindert aufgenommene Nahrung Wachstumsrückstände auftreten [3]. Durch die immer wieder aufgestoßene Magensäure kann es zu Schleimhautreizungen in der Speiseröhre und im Rachen kommen, die sich durch Heiserkeit oder auch Erbrechen von Blut manifestieren können. Wird Magensaft verschluckt, kann dies zu Husten, Atemnot, Atempausen und gegebenenfalls auch zum Ersticken führen. Verbleibt die verschluckte Flüssigkeit in den Atemwegen, können hierdurch entzündliche Veränderungen hervorgerufen werden, die mit Fieber, allgemeiner Abgeschlagenheit, Trinkschwäche, Schläfrigkeit und Husten beim Baby einhergehen können [2].
Wieso können Babys an Reflux ersticken?
Zum Ersticken kommt es, wenn Nahrungsbrei durch Verschlucken in die Luftröhre gelangt und diese so verlegt (verschließt), dass keine Luft mehr hindurchströmen kann.
Der Schluckakt beim Baby unterscheidet sich stark von dem bei Erwachsenen, da die anatomischen Strukturen wie Mundhöhle, Gaumen und Kehlkopf noch nicht vollständig ausgereift sind. Beispielsweise liegt der Kehlkopf beim Neugeborenen noch wesentlich höher, was das gleichzeitige Schlucken und Atmen durch die Nase möglich macht [4]. Die Koordination von gleichzeitigem Atmen, Saugen und Schlucken wird erst ab der 34. Schwangerschaftswoche ausgebildet. Aus diesem Grund können Frühgeborene, die vor der vollendeten 34. Schwangerschaftswoche geboren werden, nicht oral (Fütterung über den Mund) ernährt werden. Sie würden sich an der Milch sofort verschlucken und könnten folglich ersticken. Bei Reifgeborenen wird in der Regel die Koordinationsfähigkeit innerhalb der ersten Lebenswoche vollständig erlernt. Gerade während dieser Phase kann es jedoch auch häufiger zum Verschlucken, längeren Atempausen oder sogar Atemstillstand kommen. Liegt eine unzureichende Atmung beim Kind vor, so äußert sich dies durch eine verminderte Sauerstoffsättigung (Hypoxie), die sich beispielsweise durch Blaufärbung der Haut bemerkbar machen kann. Eine solche zeitweilige Hypoxie wird durchschnittlich bei 10 % der Neugeborenen während des Trinkens beobachtet [5]. Die Gefahr des Erstickens besteht demnach nicht nur bei Babys, die an Reflux leiden, sondern kann prinzipiell bei jedem Säugling auftreten. Wie Studien jedoch zeigen, werden solche Erstickungsanfälle wesentlich häufiger bei Babys mit Reflux beobachtet [6].
Was kann gegen Reflux beim Baby getan werden?
In der Regel verschwindet dieses Phänomen von selbst. In einigen Fällen kann es jedoch notwendig sein, unterstützende Maßnahmen anzuwenden. Dies sollte ausschließlich in Rücksprache mit einem Kinderarzt erfolgen. Beispielsweise eignet sich das Füttern von mehreren kleinen Mahlzeiten. Hierbei sollte der Oberkörper des Babys hochgelagert werden, um das Abfließen von Speisebrei zu erleichtern. Auch das Andicken der Milch hat sich als sehr effektive Maßnahme erwiesen. Hierzu kann Johannisbrotkernmehl oder bereits fertig hergestellte Anti-Reflux-Nahrung für Babys verwendet werden. Die angedickte Nahrung lässt sich leichter schlucken und verbleibt im Gegensatz zu flüssiger Milch besser im Magen [2].
Quellenangaben
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"Reflux", http://medical-dictionary.thefreedictionary.com/reflux, 30.04.2016
[2] G. Marx, P. Müller: „Die gastrooesophageale Refluxkrankheit im Säuglings- und Kindesalter“, http://www.swiss-paediatrics.org/sites/default/files/paediatrica/vol16/n2/pdf/12-17.pdf, 29.04.2016
[3] J. R. Lightdale et al.: “Gastroesophageal Reflux: Management Guidance for the Pediatrician”, American Academy of Pediatrics, 2013-0421, S. 1684–1695
[4] W. Bigenzahn, Orofaziale Dysfunktionen im Kindesalter: Grundlagen, Klinik, Ätiologie, Diagnostik und Therapie. Thieme Verlag, 2003, S. 22.
[5] D. Biber, Frühkindliche Dysphagien und Trinkschwächen. Springer-Verlag, 2014, S. 33 f., S. 107
[6] L. Sacré, Y. Vandenplas: “Gastroesophageal reflux associated with respiratory
abnormalities during sleep”, http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/2778566, 29.04.2016
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Veröffentlicht durch: | DeGiN-Redaktion |
Erstellt am: | 23.05.2016 |
Zuletzt aktualisiert am: | 10.06.2016 |
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