Reflux beim Kleinkind: Ursachen
Auch Kleinkinder leiden häufig an Speiseröhren-Rückfluss. Dabei tritt Säure aus dem Magen in die Speiseröhre über. Der Rückfluss kann bei Kindern in drei Gruppen unterteilt werden. Es gibt den natürlichen (physiologischen) Reflux, den krankhaften (pathologischen) Reflux und die gastroösophageale Refluxkrankheit [1]. Gelegentlicher Säurerückfluss ist normal, da Kleinkinder noch das Schlucken lernen müssen. Das kann besonders nach dem Trinken zum Reflux oder Erbrechen führen [1]. Bei häufigem Erbrechen und wiederholtem Verschlucken sollte jedoch eine genauere Abklärung erfolgen [2]. Häufige Auslöser sind Luft im Magen, erhöhte Säureproduktion, Unverträglichkeiten, Zwerchfellbrüche (Hiatushernien), Speiseröhrenverengungen und seltener neurologische Veränderungen [2] [3].
Kommt es gehäuft zum Säurerückfluss, kann die Schleimhaut geschädigt werden und eine Entzündung der Speiseröhre entstehen (Ösophagitis). Bei längerem Anhalten des Reflux kann es zu einer zellulären Veränderung der Schleimhautzellen kommen [1]. Weitere Symptome können Heiserkeit, Husten, gestörtes Essverhalten, Magenschmerzen und Sodbrennen sein [1]. Besonders bei Kindern kann es zu Zahnschmelzschäden kommen, sollte die Säure bis in den Mundraum gelangen [4]. Da es eine Vielzahl verschiedener Symptome gibt, ist eine Unterscheidung der Ursachen nicht möglich. Heutzutage kann ein Säurerückfluss gut therapiert werden, indem die Säureproduktion gehemmt oder die Ursache chirurgisch behoben wird.
Fakten: Der normale Rückfluss tritt meist nach dem Essen auf. Es kann zum Erbrechen kommen. Allerdings kommt es nüchtern und nachts nicht erneut zum Reflux. Diese Eigenschaft ist diagnostisch ausschlaggebend [1]. Besonders unreife Kinder (Frühchen) sind betroffen.
Zusammenhang: Dieser gelegentliche Rückfluss tritt nur bei Kleinkindern auf und ist physiologisch. Das Nervensystem steuert den Schluckvorgang und ist noch nicht endgültig ausgereift [2]. Ein weiterer Grund ist, dass Kleinkinder nach dem Trinken viel Luft im Magen haben. Deshalb sollten sie nach dem Trinken nicht direkt hingelegt werden. Die Luft kann den Mageninhalt wieder nach oben drücken und das Erbrechen fördert.
Verlauf: Normalerweise wird der Schluckvorgang mit zunehmendem Alter kontrollierter. Zudem sitzen oder laufen ältere Kinder bereits, schlafen nach der Mahlzeit nicht direkt und nehmen auch feste Nahrung zu sich.
Risiken: In der Regel hält der Reflux nicht so lange an, dass er Langzeitschäden auslöst. Es kann jedoch durch den Rückfluss zu Speiseröhrenentzündungen kommen. In seltenen Fällen könnte sich das Kind an dem Erbrochenen verschlucken. In sehr seltenen Fällen könnte dies eine Lungenentzündung verursachen [5].
Fakten: Das Zurücklaufen der Säure aus dem Magen in die Speiseröhre wird durch mehrere Mechanismen verhindert. Dazu gehört die wellenförmige Muskelbewegung der Speiseröhre (Peristaltik) und der Schließmuskel am Übergang der Speiseröhre zum Magen. Zusätzlich wird ein Unterdruck im Magen erzeugt [1].
Zusammenhang: Die Refluxerkrankung hat seinen Ursprung in der Funktionsstörung einer dieser Mechanismen. Besonders dem Säurerückfluss förderliche Faktoren sind die Unreife des Kindes, horizontale Position, Flüssignahrung und Milchnahrung [1].
Verlauf: Die Kinder leiden meist an unspezifischen Symptomen, wie häufiges Erbrechen, Nahrungsverweigerung, Sodbrennen, Magenschmerzen, Heiserkeit, Husten, häufigem Schluckauf und Quengeln [1].
Risiken: Der Rückfluss kann zu Schleimhautschäden in der Speiseröhre führen. Es kann zu Geschwüren (Ulzerationen) oder zu einer Umwandlung (Metaplasie) der Schleimhautzellen kommen. Selten können sich dadurch Engstellen oder Tumore in der Speiseröhre bilden [6]. Zudem kann es durch die verminderte Nahrungsaufnahme zu Gedeihstörungen kommen [1].
Therapeutisch wird meist mit Medikamenten gegen die Säure vorgegangen. Mittel der Wahl ist ein Protonpumpenhemmer, der die Bildung der Säure unterbindet und so die Speiseröhre schützt [7].
Sonstige Ursachen
Von einem pathologischen Reflux wird gesprochen, wenn Erbrechen oder Nahrungsrückfluss mehrmals am Tag auftritt. Und zwar über anhaltend für drei Wochen am Stück. Die Kinder sind in der Regel unter einem Jahr alt und sonst ohne weitere Vorerkranungen. Stoffwechselstörungen, Störungen im Magendarmtrakt oder neurologische Ursachen sollten ausgeschlossen werden [1].
Treten Beschwerden immer nach einer bestimmten Mahlzeit auf (nach Müsli, Quarkspeisen oder Ähnlichem), kann auch an eine Lebensmittelunverträglichkeit gedacht werden. Diese können durch einem Arzt oft bestätigt oder ausgeschlossen werden. Auch die vermehrte Bildung von Magensäure kann, ähnlich wie bei Erwachsenen, eine häufige Ursache sein. Besonders Kinder, die schon normale Nahrung zu sich nehmen, können betroffen sein. Förderliche Faktoren sind fettiges Essen, saure Fruchtsäfte und Schokolade.
Zudem ist bei Übergewicht der Druck auf den Bauch erhöht (abdomineller Druck). Dieser kann auf den Magen drücken und die Säure in Richtung Speiseröhre befördern.
Es gibt viele Gründe für Säurerückfluss. Einige Ursachen können mit der modernen Medizin behoben und andere vorsorglich mit einem gesunden Lebensstil vermieden werden. Wichtig ist, dass bei häufigem Erbrechen oder Unsicherheit der Eltern ein Arzt zurate gezogen werden sollte. Damit können Langzeitschäden verhindert und schlimmere Ursachen ausgeschlossen werden.
Quellenangaben
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Peter Altmeyer, Torsten Liem: Osteopathische Behandlung von Kindern. Georg Thieme Verlag, 2012, S. 762 ff.
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Johann Deutsch, Georg Schnekenburg: Pädiatrie und Kinderchirurgie: für Pflegeberufe. Georg Thieme Verlag, 2011, S. 399.
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Burkhard Rodeck, Klaus-Peter Zimmer: Pädiatrische Gastroenterologie, Hepatologie und Ernährung. Springer Verlag, 2008, S. 202.
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Thomas Herdegen: Kurzlehrbuch Pharmakologie und Toxikologie. Georg Thieme Verlag, 2014, S. 217
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Dietrich von Schweinitz, Benno Ure: Kinderchirurgie: Viszerale und allgemeine Chirurgie des Kindesalters. Springer Verlag, 2013, S. 318.
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Beatrice R. Amann-Vesti: Klinische Pathophysiologie. Georg Thieme Verlag, 2006, S. 793.
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Dietrich Reinhardt: Therapie der Krankheiten im Kindes- und Jugendalter. Springer-Verlag, 2014, S. 1029.
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Veröffentlicht durch: | DeGiN-Redaktion |
Erstellt am: | 23.05.2016 |
Zuletzt aktualisiert am: | 10.06.2016 |
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