Hausmittel
Heilerde gegen Reflux
In vielen Kulturkreisen stellt die Verwendung von heilsamen Erden und Gesteinsmehlen seit über vier Jahrtausenden eine wichtige Therapiemethode dar. Heutzutage werden unter Heilerden keimfrei gemachte Gesteinssedimente, Lehm- oder Tonerden verstanden, die sich durch einen hohen Mineralgehalt und eine pulvrige Beschaffenheit auszeichnen. Aufgrund ihrer Wasser und Giftstoff bindenden, antibakteriellen und austrocknenden Eigenschaften wird Heilerde heutzutage vor allem bei Durchfallerkrankungen und Hautentzündungen angewandt. Auch Beschwerden, die im Rahmen der sogenannten gastroösophagealen Refluxkrankheit, ausgelöst durch Rückfluss des Magensaftes in die Speiseröhre, auftreten, können mit Heilerde behandelt werden. Für ihre heilende Wirkung bei Reflux sind die säurepuffernden Eigenschaftender in der Erde enthaltenen Mineralverbindungen verantwortlich [1][2][3].
Wie und warum hilft Heilerde bei Reflux?
Reflux von Magensäure aus dem Magen in die Speiseröhre tritt häufig im Rahmen einer gastroösophagealen Refluxkrankheit auf. Aber auch Gesunde können gelegentlich - etwa nach einer fettreichen Mahlzeit oder nach Weinkonsum – unter Reflux leiden. Charakteristisches Leitsymptom des Reflux ist das durch den sauren Magensaft verursachte Sodbrennen: Ein brennender Schmerz hinter dem Brustbein, der bis in den Rachen ausstrahlen kann [4].
Eine der wichtigsten schulmedizinischen Therapieprinzipien bei wiederkehrendem Sodbrennen ist die Senkung der Säurestärke des Magensaftes [5]. Dies kann bis zu einem gewissen Grad auch mit naturheilkundlichen Mitteln wie der Heilerde erreicht werden. Die in der Heilerde enthaltenen mineralischen Verbindungen werden durch die Einwirkung der Magensäure in ihre Einzelteile zersetzt. Besonders empfindlich gegenüber Magensäure zeigen sich die Mineralien der siliziumhaltigen Smektitgruppe und das Mineral Palygorskit, das auch unter den Bezeichnungen Bergholz oder Bergfleisch bekannt ist [6].
Wie die Zersetzung dieser mineralischen Strukturen die Magensäure puffert, lässt sich auf folgendem Weg erklären: Saure Flüssigkeiten sind durch einen niedrigen pH-Wert gekennzeichnet. Im Fall der Magensäure liegt der pH-Wert bei zwei, ein neutraler pH-Wert hingegen liegt bei sieben. Der pH-Wert gibt an, wie viele gelöste, freie und positiv geladene Wasserstoffionen (H+) sich in einer Lösung befinden. Dabei gilt: Je niedriger der pH-Wert, desto höher der Anteil an positiv geladenen Wasserstoffionen.Wasserstoffionen verhalten sich äußerst aggressiv und reagieren mit vielen biologischen und mineralischen Substanzen. Treffen positiv geladene Wasserstoffionen auf die Mineralien der Heilerde, sprengen sie deren Struktur auf und verbinden sich mit den verbliebenen Einzelteilen. Sobald die positiv geladenen Wasserstoffionen gebunden sind, wirken sie nicht mehr sauer und der pH-Wert der Magensäure steigt an [7].
Was muss bei der Anwendung und Dosierung beachtet werden?
Heilerde wird von verschiedenen Anbietern in Pulverform, als Kapseln oder Granulat vertrieben. Bei Reflux und Sodbrennen empfehlen sich folgende Dosierungen: Wer auf die Heilerde in Pulverform zurückgreift, der sollte zwei- bis dreimal täglich je ein bis zwei Teelöffel des Pulvers in etwas Flüssigkeit eingerührt trinken. Von den Kapseln werden zwei- bis dreimal täglich drei Stück mit etwas Flüssigkeit eingenommen. Heilerde in Granulatform wird meist in Portionsbeuteln angeboten. Es empfiehlt sich, zwei- bis dreimal täglich den Inhalt von ein bis zwei Portionsbeuteln mit etwas Flüssigkeit herunterzuschlucken [6]. Wer Heilerde zur therapeutischen Anwendung kauft, sollte vor der Einnahme stets die Packungsbeilage beachten.
Gibt es Nebenwirkungen und Risiken?
Treten die Beschwerden trotz der Einnahme von Heilerde erneut auf oder halten länger als eine Woche an, sollte ein Arzt konsultiert werden. Bei häufigem Auftreten von Reflux sollte zusätzlich auf ein gründliches Kauen der Speisen, die Einnahme von kleineren, dafür aber häufigeren Mahlzeiten und eine geringe Trinkmenge während den Mahlzeiten geachtet werden. Auf eine liegende Haltung nach dem Essen oder Nahrungsaufnahme kurz vor dem Schlafengehen sollte verzichtet werden. Wer auf ein Heilerde-Präparat empfindlich reagiert hat, sollte auf andere Behandlungsmöglichkeiten ausweichen. Für Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion ist die Einnahme von Heilerde kontraindiziert [8].
Die Einnahme von Heilerden in therapeutisch üblichen Dosen gilt als gesundheitlich unbedenklich. Gefährlich können die mineralischen Bestandteile der Heilerden nur sein, wenn sie über einen längeren Zeitraum eingeatmet werden. Dann können sie zu chronischen Lungenerkrankungen führen, wie dies von Bergleuten und Fabrikarbeitern, die regelmäßig mit mineralischen Verbindungen in Kontakt kommen, bekannt ist [6].
Heilerde kann die Aufnahme anderer Medikamente beeinflussen. Ärztlicher Rat zur gemeinsamen Einnahme von Heilerde und anderen Medikamenten wird daher empfohlen. Wissenschaftlichen Publikationen zufolge scheint die regelmäßige Einnahme sehr hoher Mengen von Heilerden (z.B. über 200 g pro Tag) die Aufnahme von Kalium und von wichtigen Spurenelementen wie Eisen und Zink zu stören. Ein Kaliummangel (sog. Hypokaliämie) kann innerhalb kurzer Zeit zu ernsten Beschwerden wie zum Beispiel zu schwerwiegenden Verstopfungen, Lähmungserscheinungen und Herzbeschwerden führen [9].
Über den möglichen schädigenden Einfluss der in der Heilerde befindlichen Aluminiumkonzentration ist bisher noch nichts bekannt. Heutigem Wissen zufolge kann das Aluminium in der für die Heilerde typischen Mineralverbindungen nicht vom Körper aufgenommen werden [6].
Quellenangaben
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Hosseinkhani A, Montaseri H, Mohagheghzadeh A, Seradj H, Sodaifi M.: „Armenian bole: a historical medicinal clay“, Pharmacy in History, Dezember 2014, S. 98 – 100
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Castillo Contreras O, Frisancho Velarde O.: „The "Chaco": eatable medicinalclay in the Peruvian highlands and his properties in digestive diseases.“, Revista Gastroenteroliga di Peru, Januar 2015 , S. 97 – 99
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Wilson MJ.: „Clay mineralogical and related characteristics of geophagic materials.“, Journal of Chemical Ecology, July 2003, S. 1525 - 1547
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Gerd Herold: Innere Medizin, 2015, S 434 - 437
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Christian Pehl, Wolfgang Schepp: "Wie entsteht Sodbrennen? Pathomechanismen und Einflussfaktoren", www.aerzteblatt.de/archiv/34209, 25.09.2015
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Carretero et al: „Clays and human health“, http://projects.itn.pt/Nanosar_30_Pub_PTDC_GEO_FIQ_1822_2014/ICGT06.pdf, 24.09.2015
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Universität Karlsruhe: „Grundlagen Säuren und Basen“, http://ak-powell.chemie.uni-karlsruhe.de/teaching/Chap07.pdf, 24.09.2015
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Hartmud Köppen: Gastroenterologie für die Praxis, Thieme, 1. Auflage, 2010, S. 1 – 7
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Williams LB, Haydel SE.: „Evaluation of the medicinal use of clay minerals as antibacterial agents.“, International Geology Review, Juli 2010, S. 745 - 770
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Veröffentlicht durch: | DeGiN-Redaktion |
Erstellt am: | 23.05.2016 |
Zuletzt aktualisiert am: | 31.05.2016 |
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