Hausmittel

Kartoffelsaft gegen Reflux

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Viele Menschen kennen das Gefühl, das insbesondere nach üppigen und spät abends eingenommenen Mahlzeiten entsteht: ein brennender, hinter dem Brustbein gelegener Schmerz, der von einem stark sauren Geschmack im Mund begleitet wird [1][2]. Es handelt sich um Sodbrennen, das durch den Reflux von saurem Mageninhalt in die Speiseröhre ausgelöst wird.

Aber warum sollten gerade Kartoffeln gegen die Beschwerden bei Sodbrennen helfen?

Schon lange wird dem gepressten Saft von frischen Kartoffeln eine heilende Wirkung bei Magenleiden nachgesagt. So nutzten Ärzte bereits vor etwa 100 Jahren Kartoffelsaft zur Behandlung von Magenbeschwerden. Allerdings geriet dieses Heilmittel im letzten Jahrhundert wieder in Vergessenheit [3]. Nachdem im Jahr 2006 eine Studie veröffentlicht wurde, die zu der Erkenntnis gelangte, dass Kartoffelsaft hilfreich in der Eigenbehandlung von Sodbrennen sein kann [4], erfährt dieses Hausmittel gegen Sodbrennen eine Art Renaissance.


Wie und warum hilft Kartoffelsaft gegen Sodbrennen?

Kartoffelsaft hilft insbesondere bei Magenbeschwerden mit zu starker Produktion von Salzsäure, also einer Übersäuerung (Hyperazidität) des Magensaftes [5].

Eigentlich enthalten rohe, grüne oder unreife Kartoffeln ein Gift, das zu Magenschmerzen oder Atembeschwerden führen kann [3]. Wird der frisch gepressten Saft jedoch direkt nach der Zubereitung getrunken, kann er seine Wirkung zur Linderung von Oberbauchschmerzen entfalten [3]. Jedoch werden schon nach kurzer Zeit die enthaltenen Inhaltstoffe durch Reaktion mit dem Luftsauerstoff in Farbstoffe umgewandelt, sodass sich der Saft dunkel verfärbt [3].

Kartoffelknollen bestehen bis zu 80% aus Wasser. Weiterhin enthält eine Kartoffel vor allem Stärke, lösliche Kohlenhydrate und Eiweiße (Proteine). Fette (Lipide) machen nur etwa 1% der Inhaltsstoffe aus [5].

Der lindernde Effekt auf Magenbeschwerden wird am ehesten durch die Peptide verursacht [5]. Dies sind Moleküle, die aus aneinandergeketteten Aminosäuren aufgebaut sind. Dabei fungiert frischer Kartoffelsaft als basischer Puffer. Das bedeutet, dass die Säure des Magensafts chemisch durch die basische Eigenschaft des Kartoffelsafts neutralisiert wird. Im Gegensatz zu anderen genutzten Hausmitteln gegen Sodbrennen (z. B. Milch) bewirkt Kartoffelsaft nach dem Verzehr aber keine reaktiv verstärkte Bildung von Magensäure [6]. Dies ist als wichtiger Vorteil gegenüber Milch zu werten, da die verstärkte Säurebildung wiederum zur Verschlimmerung der Symptomatik führen kann.

In der Knolle enthaltene Proteine sind außerdem zum Teil in der Lage, den Cholesterinspiegel zu senken. Als weiteren Effekte werden den Kartoffel Inhaltstoffen eine Senkung des Blutzuckers oder ein Schutz vor strahlenbedingten Leberschäden zugesprochen. Außerdem kann die in der Kartoffel enthaltene Stärke im menschlichen Körper probiotisch wirken [5].
Außerdem kann Kartoffelsaft spasmolytisch wirken [6]. Dadurch kommt es zur Entspannung der glatten Muskulatur des Magen-Darm-Trakts, sodass es zur Linderung von Magenbeschwerden kommen kann.

Was muss bei der Anwendung und Dosierung von Kartoffelsaft beachtet werden?

Kartoffelsaft kann aus der rohen Kartoffel selbst frisch zubereitet oder in Form von Fertigpräparaten in der Apotheke erworben werden.
Möchte der Anwender selbst zum Entsafter greifen, ist darauf zu achten, dass nur hochwertige Kartoffeln ohne Keim oder grüne Stellen verwendet werden [6]. Die grünen Bestandteilen enthalten Steroidalkaloide, die zu Vergiftungserscheinungen wie Bauchschmerzen, Erbrechen oder Durchfall führen können [5]. Außerdem muss der Saft möglichst frisch zubereitet und direkt getrunken werden [3].

Die in der zuvor genannten Studie untersuchten Patienten hatten jeweils morgens nach dem Aufstehen und abends vor dem Schlafengehen 100 ml Kartoffelsaft getrunken. Nach einer Woche kam es bei etwa zwei Drittel der Teilnehmer zu einer Linderung der für Sodbrennen typischen Symptome [3]. Es wurde vermutet, dass bei den Patienten, bei denen es zu keiner relevanten Besserung der Beschwerden kam, ein höher konzentrierter Kartoffelsaft nötig gewesen wäre [3].

Auch Schwangere, die unter Sodbrennen leiden, können unter Beachtung der oben genannten Anwendungshinweise Kartoffelsaft verwenden [6]. Dadurch wird gegebenenfalls die Einnahme von Medikamenten überflüssig, was insbesondere in der Schwangerschaft einen wichtigen Vorteil darstellt. Schwangere Frauen können den Saft entweder mehrmals am Tag zu festen Uhrzeiten trinken oder bei auftretenden Beschwerden immer wieder einen Schluck nach Bedarf zu sich nehmen. In der Schwangerschaft wird eine Dosis von 10–15 ml Saft 2- bis 3-mal täglich empfohlen [7].

Fertige Kartoffelsaft-Präparate sind in vielen Reformhäusern oder Apotheken, teilweise sogar in Bio-Qualität, erhältlich. Nach Anbruch ist auf eine Lagerung im Kühlschrank zu achten. Außerdem sollte die geöffnete Flasche innerhalb von 14 Tagen aufgebraucht werden [6]. Als geeignete Präparate wären zum Beispiel zu nennen: Kartoffelsaft Schoenenberger®200 ml, Biotta® Kartoffelsaft 500 ml oder Alnavit® Bio Kartoffel Direktsaft.
Gegen Sodbrennen kann außerdem helfen, täglich eine kleine rohe geschälte Kartoffel über den Tag verteilt gut durchzukauen und einzuspeicheln. Die erhöhte Bildung von basischem Speichel unterstützt die Neutralisierung der Magensäure in der Speiseröhre und im Magen [8].

Gibt es Nebenwirkungen und Risiken von Kartoffelsaft?

Bei Beachtung der korrekten Anwendung sind keine ernsthaften Nebenwirkungen oder Kontraindikationen bekannt [8]. Um unerwünschte Wirkungen durch in der Kartoffel enthaltene giftige Inhaltsstoffe zu vermeiden, sollte jedoch darauf geachtet werden, dass nur Kartoffeln ohne grüne Stellen und ohne Keime verwendet werden [6].

Die gängigen Frischpflanzen-Presssäfte, wie zum Beispiel die oben genannten Präparate, enthalten weder Konservierungsstoffe noch andere chemische Hilfsmittel oder Alkohol, sodass auch in der Schwangerschaft keine potenzielle Gefahr für das Ungeborene besteht [6].

Kartoffelsaft kann bedenkenlos in der Selbstbehandlung von Sodbrennen genutzt werden, bevor ein Arzt Medikamente wie Protonenpumpeninhibitoren oder Antazida verschreibt. Bestehen die typischen Beschwerden trotz der Einnahme von Kartoffelsaft aber länger als ein Monat, muss die Ursache abgeklärt werden und der Hausarzt oder ein Gastroenterologe sollte aufgesucht werden. Ein anhaltendes Sodbrennen kann in der Regel nicht alleine durch Kartoffelsaft therapiert werden [3].

Unzureichend behandeltes Sodbrennen kann auf Dauer zu einer chronischen Entzündung der Speiseröhre führen (Refluxösophagitis). Auf dem Boden von Umbauvorgängen der Schleimhäute (Barrett-Ösophagus) besteht die Gefahr der Entwicklung eines Speiseröhrenkrebs (Barrett-Karzinom) [1]. Aus diesem Grund ist eine adäquate Therapie des gastroösophagealen Reflux unabdingbar.