Schulmedizin
Anti Reflux Nahrung von "Beba": Worauf muss man achten?
Vor allem Säuglinge leiden sehr oft unter dem Aufstoßen von Nahrung. Spezielle Ernährungsprodukte versprechen Abhilfe für dieses Problem. Aufgrund der Zusammensetzung der Zutaten kann es zu einer Verbesserung der Beschwerden kommen. Die Spezialnahrung kann die Verdauung erleichtern und einem eventuellen Rückfluss der Nahrung vom Magen in die Speiseröhre (Reflux) entgegenwirken können. Im folgenden Artikel werden mögliche Ursachen für Reflux bei Säuglingen erläutert sowie die Wirkung und Nutzung von Anti-Reflux-Nahrung beschrieben.
Wie entsteht Reflux bei Babys?
Reflux kann bei Menschen aller Altersklassen vorkommen und ist in vielen Fällen natürlichen Ursprungs. Bei Säuglingen können die Anatomie und die bestehende Entwicklung der Speiseröhre dazu beitragen. So sind gewisse Strukturen, insbesondere die Muskulatur im unteren Teil der Speiseröhre, noch unreif. Aber auch genetische Gründe und der Säuregehalt der Nahrung können zu mitunter krankhaften Prozessen führen [1].
Um einen krankhaften Prozess handelt es sich erst, wenn der Reflux Schmerzen oder Schwierigkeiten bereitet. In diesem Fall spricht man von einer gaströsophagealen Refluxkrankheit (GERD). Die Ursachen können vielseitig sein. Die Diagnose dieser Krankheit fällt bei Babys mitunter schwer. Sie kann oft in Zusammenhang mit Appetitlosigkeit oder übermäßigem Schreien gestellt werden [2]. Häufig kann bei Säuglingen mit GERD Untergewicht, Gewichtsverlust sowie eine Abneigung gegenüber der Nahrungsaufnahme festgestellt werden [3].
Bei stabilem und altersentsprechendem Gewicht kann in der Regel auf Spezialnahrung verzichtet werden [4].
Wie kann Spezialnahrung gegen Reflux helfen?
Es gibt viele verschiedene Anbieter für Anti-Reflux-Ernährung (AR) für Säuglinge, im Folgenden werden die Produkte der Firmen Hipp, Aptamil und Beba besprochen.
Alle eignen sich zur Anwendung bei Säuglingen mit GERD. Die Zusammensetzung besteht aus speziellen Zutaten. Beba AR enthält Stärke, welche die Nahrung dickflüssiger macht und den sauren Gehalt im Magen reduzieren kann. Diese Eigenschaften können Reflux-Symptome vermindern [5].
Hipp und Aptamil setzen auf die Verwendung von Johannisbrotkernmehl, das einen sämigen Effekt bewirken soll [6][7]. Die Zähigkeit wird dadurch erhöht, die Konsistenz ist dicker und dadurch bleibt die Nahrung länger im Magen [8]. Milchsäurekulturen in Hipp AR wirken ebenfalls wie Ballaststoffe, unverdauliche Nahrungskomponenten, die ein längeres Sättigungsgefühl und Verweildauer im Magen bewirken [9].
Beba AR entält als einziges der drei vorgestellten Produkte aufgespaltenes (hydrolysiertes) Milcheiweiß, das heißt, es ist durch einen chemischen Prozess in kleinere Teile aufgespalten. Durch die kürzere Passage im Magen kann das Reflux-Risiko dadurch gesenkt werden [10]. Hydrolysierte Milchproteine eignen sich zur Ernährung von allergischen bzw. allergiegefährdeten Säuglinge [11].
Wie wird AR-Spezialnahrung angewendet?
Alle vorgestellten Spezialnahrungen sind relativ einfach anzuwenden und keine großen Vorbereitungsprozesse sind nötig. Normales Trinkwasser abkochen und auf ca. 40 °C abkühlen lassen. Danach in die Flasche füllen und die entsprechende Menge der Nahrung mit einem Messlöffel hinzufügen. Die fest verschlossene Flasche gut schütteln und übrig gebliebenes abgekochtes Wasser kann noch hinzugefügt werden.
Wie bei jeder Säuglingsnahrung muss auf die richtige Temperatur vor der Fütterung geachtet werden. Diese wird am besten auf der Innenfläche des Unterarmes getestet. Fühlt sich die Temperatur angenehm an, ist der Zeitpunkt richtig gewählt. Zu heiße Milch kann zu Verbrennungen und Verletzungen führen [12].
Generell empfiehlt es sich, die Nahrung jedes Mal neu vorzubereiten und nicht wieder aufzuwärmen. Erneutes Erhitzen kann sich nachteilig auf bestimmte Mineralstoffe, wie zum Beispiel Vitamin B12 auswirken [13]. Zudem können durch das Trinken des Babys auch bestimmte Mikroorganismen in der Milch sein, die sich vermehren und gesundheitsschädlich auswirken können [14].
Mit der Anwendung kann, nach ärztlicher Absprache, schon ab der ersten Woche begonnen werden. Eine genaue Dosierungstabelle findet sich auf der Rückseite jeder Produktpackung. Aufgrund der sämigen Konsistenz wird von den Herstellern die Verwendung eines größeren Saugers (2 bzw. M) empfohlen.
Zu beachten
Die Wahl zwischen Aptamil, Beba und Hipp kann auf Basis der Zutaten und besonderen Eigenschaften erfolgen. In ihrer Wirkungsweise versprechen alle Hersteller einen Anti-Reflux-Effekt und eine leichtere Verdauung der Nahrung.
Es kann davon ausgegangen werden, dass AR-Nahrung zu einer Verbesserung und Linderung der Refluxbeschwerden bei Babys beitragen kann. Die Konsistenz und auch die Zusammensetzung können helfen, die Nahrung besser behalten und verdauen zu können.
Quellenangaben
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Dietrich von Schweinitz, Benno Ure: Kinderchirurgie, Springer, 2013, S. 305 ff.
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Sue Strudwick: „Gastrooesophageal reflux and feeding”, Advances in Pediatric ORL, 1254/2003, S. 133 ff.
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Colin Rudolph et al.: „Guidelines for Evaluation and Treatment of Gastroesophageal Reflux in Infants and Children”, Journal of Pediatric Gastroenterology & Nutrition, 32/2001, S. 1 ff.
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Sabine Schneider: „Der Einfluß angedickter Milchnahrung auf das Refluxverhalten von Neugeborenen“, Universität Aachen, 2006
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„Hipp AR Bio“, http://www.hipp.de/milchnahrung/produkte/hipp-spezialnahrungen/hipp-ar-bio-spezialnahrung/, 31.3.2016
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„Aptamil Anti-Reflux (AR) Komplettnahrung“, https://www.aptawelt.de/produkte/spezialnahrung/aptamil-anti-reflux-ar-komplettnahrung, 31.3.2016
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„Aptamil Anti-Reflux 1“, http://www.milupa4med.at/SITES/DE/Aptamil/IK_AMAR1.pdf, 31.3.2016
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Henritte Heinrich et al.: „Erstlinienmanagement bei gastroösophagealem Reflux“, Der Gastroenterologe, 2/2016, S. 1 ff.
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„Beba Folgemilch“, http://www.babyservice.de/babyprodukte/marken/beba, 13.3.2016
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Smita Banerjee et al.: „Speikinder: Wenn Babys nach den Mahlzeiten spucken“, Praxis– Schweizerische Rundschau für Medizin, 22/2010, S. 1361 ff.
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Syed Nahid Ali et al.: „Milk Bottle Burns”, Journal of Burn Care & Rehabilitation, 5/2004, S. 461–462.
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Fumio Watanabe et al.: „Effects of Microwave Heating on the loss of Vitamin B12 in Foods”, Journal of Agricultural and Food Chemistry, 45/1998, S. 206 ff.
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Janis Warrick, Mary Kay Helling: „Meeting basic needs: Health and safety practices in feeding and diapering infants”, Early Childhood Education Journal, 3/1997, S. 195 ff.
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Veröffentlicht durch: | DeGiN-Redaktion |
Erstellt am: | 23.05.2016 |
Zuletzt aktualisiert am: | 04.07.2016 |
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