Symptome
Reflux und Heiserkeit
Reflux bezeichnet den Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre. Er ist bedingt durch einen unzureichenden Schluss des Schließmuskels am Übergang zwischen Speiseröhre und Magen. Auch bei Gesunden tritt dieser nach fettigem Essen oder Alkoholkonsum auf (physiologischer Reflux). Besteht ein Gesundheitsrisiko oder eine Störung der Lebensqualität spricht man von einer gastroösophagealen Refluxkrankheit (GERD) [1]. Heiserkeit ist ein typisches Symptom, das im Rahmen einer gastroösophagealen Refluxkrankheit auftreten kann [1] und stellt eine lästige, aber an sich ungefährliche Folgeerscheinung dar.
Der Zusammenhang soll im folgenden Text näher erläutert werden.
Heiserkeit und Reflux: Wie hängt das zusammen?
Reflux und Sodbrennen (brennender Schmerz hinter dem Brustbein) zählen zu den ösophagealen, d. h. die Speiseröhre betreffenden Symptomen der gastroösophagealen Refluxkrankheit. Heiserkeit hingegen stellt zusammen mit Zahnschmelzschädigungen und chronischem Husten eine typische extraösophageale Beschwerde dar [2]. Bis zu 50 % der Patienten, die an einer Refluxerkrankung leiden, weisen extraösophageale Symptome der Krankheit auf [3]. Heiserkeit zählt zu den laryngealen, d. h. den Kehlkopf (Larynx) betreffenden, Symptomen und kommt bei ungefähr 10 % der Refluxerkrankten vor. Ein höheres Lebensalter, eine längere Erkrankungsdauer des Reflux und Übergewicht begünstigen das Auftreten von laryngealen Beschwerden [3].
Der Zusammenhang zwischen Reflux und Heiserkeit lässt sich durch zwei Mechanismen erklären. Einerseits kommt es zur direkten Schädigung des Kehlkopfes und der Stimmbänder durch Kontakt mit dem sauren Magensaft. Andererseits löst die Magensäure einen sogenannten vagovagalen Reflex aus, der eine Enzündungsreaktion begünstigt [4]. Im Folgenden sollen diese beiden Mechanismen genauer erklärt werden.
Direkte Schädigung durch Magensäure
Kehlkopf und Rachen stehen in räumlicher Nähe zur Speiseröhre, sodass es bei einem Reflux zum Kontakt dieser Organe mit Magensäure kommt. Die Schleimhaut des Kehlkopfes reagiert, im Gegensatz zu jener der Speiseröhre, empfindlicher auf diesen Kontakt mit aggressivem Magensaft. Das lässt sich dadurch erklären, dass es im Bereich des Kehlkopfes zu einer verminderten Bildung von Carboanhydrasen kommt. Carboanhydrasen sind Enzyme, welche die Säure im Magensaft neutralisieren Sie stellen dadurch einen körpereigenen Schutzmechanismus der Schleimhaut gegen Schädigung durch Säure dar. Die verminderte Anzahl dieser Enzyme in der Schleimhaut des Kehlkopfes, verglichen mit der Anzahl im Bereich der Speiseröhrenschleimhaut, führt zu einer höheren Empfindlichkeit des Gewebes auf säureinduzierte Schädigung. In weiterer Folge kommt es zum Auftreten von Heiserkeit [5].
Vagovagaler Reflex
Als vagovagaler Reflex wird ein über den Nervus vagus vermittelter Reflex bezeichnet. Der Nervus vagus ist ein Nerv des unwillkürlichen Nervensystems. Er ist vor allem für die Verdauung zuständig, indem er die Beweglichkeit im Magen-Darm-Trakt steigert [6].
Im Falle des vagovagalen Reflexes im Zusammenhang mit Reflux kommt es zu einer Reizung von Nervenendigungen in der Speiseröhre und den Luftwegen durch Kontakt mit der zurückfließenden Magensäure. In Folge kommt es zu einer zentralnervösen Aktivierung des Nervus vagus. Der Nervus vagus wiederum stimuliert die periphere Entzündungsreaktion im durch Magensäure gereizten Gewebe [7].
Wie können die Beschwerden gelindert werden?
Bei Refluxbeschwerden können zunächst Allgemeinmaßnahmen wie der Verzicht auf fettiges Essen und kohlensäurehaltige Getränke (vor allem abends vor dem Schlafengehen) oder eine Gewichtsnormalisierung eine Linderung verschaffen [1]. Bei häufigen Beschwerden, einer Entzündung der Speiseröhre (Refluxösophagitis) oder Folgeerscheinungen wie der Heiserkeit sollte jedoch ein Arzt konsultiert werden. Er kann dann mit einer medikamentöser Therapie mit Protonenpumpeninhibitoren (PPI) wie z. B. Omeprazol beginnen. Protonenpumpeninhibitoren verhindern den Transport von H+-Ionen in das Mageninnere und vermindern damit die Produktion von Magensäure.
Wann bestehen ernsthafte gesundheitliche Risiken?
Gesundheitliche Risiken bestehen, wenn eine Refluxösophagitis entsteht, da es in weiterer Folge zu Blutungen, Verwachsungen oder zu einem Defekt in der Speiseröhrenwand kommen kann. Langfristig kann es zu einem Umbau der Schleimhaut im unteren Teil der Speiseröhre, kommen, wodurch das Risiko an einem Speiseröhrenkrebs zu erkranken deutlich ansteigt [1].
Bei lange bestehendem laryngealen Reflux erhöht sich ebenfalls das Risiko, an einem Kehlkopfkrebs zu erkranken. Dieses Risiko steigt bei zusätzlichem Nikotin- und Alkoholkonsum [8].
Quellenangaben
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Gerd Herold: Innere Medizin. Herold-Verlag, 2013, S. 434, S. 435, S. 437, S. 435 f.
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Michael Fried, Michael P. Manns, Gerhard Rogler: Magen-Darm-Trakt. Springer Verlag, 2013, S. 49.
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Daniel Jaspersen et al.: „Prevalence of extra-oeasophageal manifestations in gastro-oesophageal reflux disease: an analysis based on the ProGERD Study", Alimentary pharmacology & therapeutics, 2003, 17, S. 1515–1520.
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Ronnie Fass et al.: „Review article: supra-oesophageal manifestations of gastro-oesophageal reflux disease and the role of night-time gastro-oesophageal reflux", Alimentary pharmacology & therapeutics, 2004, 20 (Suppl. 9), S. 26–38.
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Ronnie Fass et al.: „Review article: supra-oesophageal manifestations of gastro-oesophageal reflux disease and the role of night-time gastro-oesophageal reflux", Alimentary pharmacology & therapeutics, 2004, 20 (Suppl. 9), S. 26–38.
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Sophie E. Axford et al.: „Cell biology of laryngeal epithelial defenses in health and disease: preliminary studies", Annals of Otology, Rhinology & Laryngology, 2001, 110, S. 1099–1108.
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Rainer Klinke, Hans-Christian Pape, Armin Kurtz, Stefan Silbernagl: Physiologie. Thieme Verlag, 2010, S. 806.
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Mark R. Stein: „Possible mechanisms of influence of esophageal acid on airway hyperresponsiveness", American Journal of Medicine, 2003, 115 (Suppl. 3A), S. 55–59.
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Stefan Tauber, Manfred Gross, Wolfgang J. Issing: „Association of Laryngopharyngeal Symptoms With Gastroesophageal Reflux disease", The Laryngoscope,
2002, 112, S. 879–886.
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Veröffentlicht durch: | DeGiN-Redaktion |
Erstellt am: | 23.05.2016 |
Zuletzt aktualisiert am: | 31.05.2016 |
Prüfzyklus: | Jährlich |
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