Schulmedizin

H2-Blocker gegen Refluxösophagitis


Darreichungsform:
Filmtabletten, Brausetabletten, Injektionslösung
Verschreibungspflichtig:
Ja. Ausgenommen sind niedrig dosierte Präparate
Hauptwirkung:
​Leichte Hemmung die Magensäurebildung
Wirkstoffklasse:
Antihistaminika
Kann bei den Beschwerden helfen:
Ja
Für Kinder geeignet:
Ja, nach Absprache mit dem behandelnden Arzt
Für Schwangere geeignet:
Ja, nach Absprache mit dem behandelnden Arzt
Für Stillende geeignet:
Ja, nach Absprache mit dem behandelnden Arzt

H2-Säureblocker oder H2-Rezeptor-Antagonisten hemmen die Säurebildung im Magen. Sie reduzieren diese allerdings nur um 50 bis 70 % und werden deshalb meist bei gelegentlichen Refluxbeschwerden verschrieben [1][2][3]. Eine Refluxösophagitis dagegen ist eine Unterform der gastroösophagealen Refluxerkrankung (GERD), bei der bereits Schäden und Veränderungen der Speiseröhrenschleimhaut erkennbar sind [2]. Üblicherweise wird diese mit Protonenpumpeninhibitoren (PPI) behandelt, welche die Magensäurebildung effektiver hemmen. Nur wenn PPIs aufgrund von Unverträglichkeiten als medikamentöse Therapie nicht in Betracht kommen, werden H2-Säureblocker zur Behandlung eingesetzt [3].

Wann ist die Einnahme von H2-Blockern bei Refluxösophagitis sinnvoll?

H2-Säureblocker werden üblicherweise nicht zur Therapie einer Refluxösophagitis verschrieben. Sind bereits Schleimhautveränderungen und -schäden in den Speiseröhre aufgetreten, wird die effektivere Behandlungsmethode bevorzugt, um weitere Folgeschäden zu vermeiden. H2-Rezeptor-Antagonisten kommen nur dann infrage, wenn die Einnahme von PPIs aufgrund von Unverträglichkeiten nicht möglich ist [3]. Zur Behandlung von gelegentlichen Refluxbeschwerden wie Sodbrennen, saurem Aufstoßen oder Völlegefühl eignen sich H2-Blocker jedoch gut [1].

Wann sollte auf die Einnahme von H2-Blockern verzichtet werden?

H2-Blocker greifen in den natürlichen Verdauungsvorgang des Körpers ein. Sie sollten deshalb nur bei mittleren bis starken Beschwerden eingenommen werden. Bei gelegentlich auftretendem Sodbrennen nach schweren Mahlzeiten oder Alkoholgenuss, empfiehlt es sich, auf Hausmittel oder ggf. Antazida zurückzugreifen. Nur wer regelmäßig unter Beschwerden leidet, kann (nach Absprach mit einem Arzt) H2-Säureblocker zur Linderung der Beschwerden verwenden. Kommt es mindestens zweimal die Woche zu Refluxbeschwerden, liegt eine gastroösophageale Refluxerkrankung vor. Diese sollte nur mit H2-Blockern behandelt werden, wenn die Speiseröhrenschleimhäute noch nicht angegriffen sind. Sollten bereits Schäden erkennbar sein, ist der Einnahme von wirkungsvolleren Medikamenten nötig [3][4]. Bei einer bekannten Überempfindlichkeit gegen den H2-Rezeptor-Antagonisten sollte der Wirkstoff gemieden werden. Schwangere Patientinnen sollten während der medikamentösen Behandlung verstärkt durch einen Arzt überwacht werden; sie sollten das Medikament nur dann einnehmen, wenn keine anderen Therapieoptionen in Betracht kommen. Patienten, die älter als 60 Jahre sind und Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion sollten nur mit geringen Dosen behandelt werden. Das gilt vor allem für den heute allerdings kaum noch gebräuchlichen Wirkstoff Cimetidin [5].

Wie und warum helfen H2-Blocker bei Refluxösophagitis?

H2-Rezeptor-Antagonisten gehören zu den sogenannten Antihistaminika. Die Magensärueproduktion wird hormonell durch die Ausschüttung von Histamin gesteuert. Der Wirkstoff des Medikaments hemmt die Bildung von Magensäure. Besonders nachts reduzieren H2-Blocker den Säuregehalt des Magens. Der pH-Wert wird dabei für 7 bis 9 Stunden über einen Wert von 4 angehoben [2]. Bei einem Reflux kommt es zum Aufsteigen der Magensäure in die Speiseröhre. Dieser Vorgang verursacht die bekannten Symptome, u. a. Sodbrennen und saures Aufstoßen, und schädigt langfristig die Speiseröhrenschleimhäute. Liegen solche Schäden bereits vor, spricht man von einer Refluxösophagitis [1]. Die Hemmung der Magensäureproduktion, die durch die H2-Blocker verursacht wird, kann dabei durchaus zur Linderung der Beschwerden beitragen. Das Medikament wird aber eher selten eingesetzt, um vorhandene Schäden zu behandeln. Es kann allerdings zur Prävention einer Refluxösophagitis eingenommen werden [3][4].

Was muss bei der Anwendung und Dosierung beachtet werden?

Üblicherweise werden H2-Blocker als Filmtabletten eingenommen. Während eines Krankenhausaufenthaltes kann das Medikament auch als Injektionslösung verabreicht werden [5]. H2-Blocker eignen sich vor allem zur abendlichen Einnahme, um die nächtliche Symptomatik zu lindern. Das Medikament beginnt sehr schnell zu wirken, da es direkt mit der Magenschleimhaut interagiert [2].

In einer Studie konnte belegt werden, dass eine Langzeiteinnahme von H2-Rezeptor-Antagonisten zu geistiger Verwirrung führen kann. Das Risiko für eine Einschränkung der geistigen Fähigkeiten liegt bei Langzeitpatienten bei etwa 18 % [6].

Was muss bei Kindern beachtet werden?

H2-Blocker sind prinzipiell zur Behandlung von Kindern geeignet. Bei Kindern unter 10 Jahren sollte die Indikation genauestens geprüft und die Therapie durch einen Arzt überwacht werden [7].

Was muss bei Schwangeren beachtet werden?

Die auf dem Markt erhältlichen H2-Blocker sind für Schwangere in der Regel sehr gut verträglich. Der Wirkstoff Cimetidin steht jedoch unter dem Verdacht, Fehlbildungen zu verursachen und sollte deshalb während einer Schwangerschaft nicht eingenommen werden [5].

Was muss während des Stillens beachtet werden?

Der H2-Blocker Cimetidin geht in die Muttermilch über. Deshalb sollte auf eine Anwendung während der Stillzeit verzichtet werden. Andere Wirkstoffe sollten nur nach Absprache mit dem behandelnden Arzt von Stillenden eingenommen werden [5].

Welche Nebenwirkungen gibt es bei H2-Blockern

Während der Einnahme von H2-Rezeptor-Antagonisten kommt es selten zu Durchfall, Bauchschmerzen, Blähungen und Verstopfung. Etwa 1 bis 2 % der Patienten leiden an Kopfschmerzen und Schwindel. Nur sehr selten treten eine niedrige Herzfrequenz, ein niedriger Blutdruck oder Herzrhythmusstörungen auf. Der Wirkstoff Cimetidin führt in einigen Fällen zu hormonellen Nebenwirkungen wie Brustwachstum beim Mann oder Impotenz [2][5].

Welche Wechselwirkungen mit anderen Wirkstoffen gibt es bei H2-Blockern?

Die Einnahme von H2-Blockern führt zur verzögerten Ausscheidung und damit zur stärkeren Wirkung von Blutgerinnungshemmern, Ketokonazol (gegen Pilzerkrankungen), Phenytoin (zur Behandlung von Epilepsie), Benzodiazepin (starkes Beruhigungsmittel), Beta-Blockern (zur Senkung der Herzfrequenz und des Blutdrucks), Theophyllin (zur Behandlung von Asthma) und Lidocaion (Betäubungsmittel). Darüber hinaus verstärkt es die Wirkung von Nifedipin, was zu rapidem Absinken des Blutdrucks führen kann [5].

Häufig gestellte Fragen

Ja, bei einer Überdosierung von H2-Blockern stellen sich Vergiftungserscheinungen wie Kopfschmerzen, Schwindel, Durchfall, Mattigkeit oder Gewebsschwellungen ein [2].

Nein, wenn die Einnahme von H2-Blockern einmal vergessen wurde, sollte die Dosierung der nächsten Einnahme nicht erhöht werden [1][2].