Stiller Reflux beim Baby: Ursachen
Unter Reflux versteht man ein Zurückfließen von Mageninhalt in die Speiseröhre. Was sich bei Erwachsenen als gastroösophagealer Reflux mit Sodbrennen äußern kann, tritt auch bei Kindern und Säuglingen auf. Gerade im Säuglingsalter ist Reflux ein häufiges Phänomen, ohne dass die betroffenen Kinder erkrankt sind. Symptome und Beschwerden treten selten auf. In diesem Fall spricht man von stillem Reflux, welcher gerade in den ersten Lebensmonaten häufig ist. Dafür gibt es eine Reihe von Ursachen wie die kindliche Anatomie und das noch nicht voll ausgeprägte Nervensystem. Aber auch Überfütterung und bestimmte Fütterungstechniken können eine Rolle spielen. Glücklicherweise ist der stille Reflux bei Säuglingen in den meisten Fällen harmlos und verschwindet in den ersten Lebensmonaten von allein.
Die weitaus häufigste Ursache für stillen Reflux beim Baby wird durch die anatomischen Verhältnisse in dieser Lebensphase begründet. Bei älteren Kindern und Erwachsenen mündet die Speiseröhre in einem recht spitzen Winkel in den Magen. Durch diesen Knick in der Speiseröhre entsteht neben dem Schließmuskel noch ein zweiter Verschlussmechanismus für den Magen. Die Anatomie von Säuglingen ist ein wenig anders, da die Speiseröhre hier noch im rechten Winkel in den Magen mündet. Infolgedessen kann es vor allem nach dem Füttern zu einem Rückfluss- oder zum Erbrechen von Mageninhalt kommen [1]. Solange dieser Reflux ohne Symptome bleibt und das Baby gut trinkt und an Gewicht zunimmt, ist es nicht notwendig, Maßnahmen zu ergreifen. Denn dieser gewöhnliche (physiologische) Reflux wächst sich von alleine aus. Das liegt am natürlichen Wachstum und der Reifung des Kindes.
Das Nervensystem ist zum Zeitpunkt der Geburt noch nicht vollständig ausgeprägt. Es reift in den ersten Lebensmonaten weiter und ist erst mit Vollendung des ersten Lebensjahres voll ausgeprägt. Die Reife des Nervensystems wird ebenfalls durch den Fußsohlenreflex angezeigt, der am Ende des ersten Lebensjahres nicht mehr auslösbar ist [4]. Die nervliche Steuerung der Organe und der Muskulatur entwickelt sich in dieser Phase noch. Der Schließmuskel zwischen Speiseröhre und Magen kann noch nicht die notwendige Spannung aufbauen, um den Magen vollständig abzuschließen[1].
Ein weiterer häufiger Grund für Reflux beim Baby ist Überfütterung und ungünstiges Lagern des Kindes. Durch die Schwäche des Schließmuskels beim jungen Säugling, kann jede Druckerhöhung im Magen zum Rückfluss von Mageninhalt in die Speiseröhre führen („Bäuerchen“). Überfütterung und zu hastiges Trinken lassen den Druck im Magen stark ansteigen. So kann nach dem Füttern ein Rückfluss entstehen [3]. Dieser Mechanismus wird bei Säuglingen, die mit der Flasche gefüttert werden, gelegentlich auch durch eine zu große Öffnung im Flaschensauger verursacht. Um diese Ursachen auszuräumen, sollte eventuell die Trinkmenge angepasst und auf eine ruhige Fütterungsumgebung geachtet werden. Auch die Inanspruchnahme einer Stillberatung durch eine Hebamme kann hilfreich sein.
Quellenangaben
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Ludwig Gortner, Sascha Meyer, F.C. Sitzmann: Duale Reihe Pädiatrie, Thieme Verlag, 4. Auflage 20011, S.261-263
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S.R. Orenstein, P.F. Whitington: Positioning for the prevention of infant gastroesophageal reflux, Journal of Pediatrics 1983; 103:534-37
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Werlin S.L., Dodds W.J., Hogan W.J. et al: Mechanisms of gastroesophageal reflux in children. Journal of
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Veröffentlicht durch: | DeGiN-Redaktion |
Erstellt am: | 23.05.2016 |
Zuletzt aktualisiert am: | 10.06.2016 |
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