Schulmedizin

H2 Blocker gegen stillen Reflux


Darreichungsform:
Filmtabletten, Brausetabletten, Injektionslösung
Verschreibungspflichtig:
Ja, in geringen Dosierungen auch frei verkäuflich
Hauptwirkung:
​Leichte Verminderung der Säureproduktion
Wirkstoffklasse:
Antihistaminikum
Kann bei den Beschwerden helfen:
Eingeschränkt
Für Kinder geeignet:
Nicht für Kinder unter 16 Jahren
Für Schwangere geeignet:
Nur auf Anraten eines Arztes
Für Stillende geeignet:
Nur auf Anraten eines Arztes

Bei dem sogenannten stillen Reflux liegen Symptome vor, die meist nicht durch das häufig auftretende Sodbrennen begleitet werden. In einigen Fällen sind Beschwerden wie nächtliche Hustenanfälle, häufiges Räuspern, ein Kloßgefühl im Hals oder auch eine Entzündung des Kehlkopfes möglich. Ein unzureichend schließender unterer Speiseröhrenschließmuskel kann Magensäure in die Speiseröhre passieren lassen. Beim stillen Reflux steigt die Säure, oft in Form von Gas, in den Hals und weiter in die Atemwege auf; dort erzeugt sie möglicherweise die oben genannten Symptome [1]. H2-Blocker (Histamin-2-Rezeptor-Antagonisten) können die Säureproduktion vermindern und so die Beschwerden lindern. Häufiger werden bei diesem Krankheitsbild allerdings Protonenpumpeninhibitoren eingesetzt [2].

Wann ist die Einnahme von H2-Blockern bei stillem Reflux sinnvoll?

Der stille Reflux kann schwer zu diagnostizieren sein, da die typischen Symptome wie Sodbrennen, ein Schmerz hinter dem Brustbein, fehlen können. Es liegen möglicherweise eher Beschwerden im Hals oder auch in der Lunge vor [2]. Daher sollte bei einem Verdacht auf einen stillen Reflux ein Arzt aufgesucht werden, welcher die Diagnostik vornimmt. Liegt ein solcher vor, werden meist Protonenpumpeninhibitoren verwendet. Der Einsatz von H2-Blockern sollte deshalb nur nach Rücksprache mit einem Arzt erfolgen. Auch bei Kindern und Schwangeren sollte diese Medikamentengruppe zurückhaltend eingesetzt werden [3].

Wann sollte auf die Einnahme von H2-Blockern verzichtet werden?

Die Medikamentengruppe der H2-Blocker sollte nicht bei einer Überempfindlichkeit gegen einen der Wirkstoffe eingenommen werden. Schwangere und Kinder sollten diese Arzneimittel nur nach Rücksprache mit einem Arzt einnehmen [4]. Diese Wirkstoffgruppe kann sowohl die Plazenta passieren als auch in die Muttermilch übergehen [5].

Wie und warum helfen H2-Blocker bei stillem Reflux?

H2-Blocker vermindern die Säureproduktion im Magen. Die Säure wird von den Belegzellen gebildet; diese besitzen einen Histaminrezeptor. Auf bestimmte Reize hin wird Histamin ausgeschüttet und bindet an diesen Rezeptor. Durch diese Bindung kommt es zur Säureproduktion und –ausschüttung in den Belegzellen und Magen. Die Wirkstoffgruppe der Histamin-2-Rezeptor-Antagonisten bindet ebenfalls an den Histaminrezeptor, aber blockiert diesen. Die Säureausschüttung im Magen wird somit reduziert [6]. Die Säureproduktion kann aber über verschiedene Mechanismen stimuliert werden. Deshalb reduzieren die H2-Blocker die Säureproduktion nur in einem gewissen Ausmaß und nicht vollständig [4]. Die H2-Blocker hemmen nicht nur die Säureproduktion, sondern können auch die Menge des Magensaftes vermindern [7]. Dies vermindert möglicherweise die Gefahr des Verschluckens von Säure.

Was muss bei Anwendung und Dosierung beachtet werden?

H2-Blocker sollten bei stillem Reflux nur nach Rücksprache mit einem Arzt eingenommen werden. Wenn eine Anwendung dieser Arzneimittel angezeigt ist, dann muss das Medikament unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen werden. Der Abstand zu anderen Tabletteneinnahmen sollte mindestens zwei Stunden betragen. Sonst ist in einigen Fällen eine ausreichende Wirkung nicht gewährleistet [6]. Meist kann die Einnahme abends erfolgen [4]. Außerdem sollten H2-Blocker nur kurzfristig angewendet werden, da eineGewöhnung eintreten kann. Dabei werden die anderen Mechanismen, die zur Säureproduktion führen, verstärkt. Die H2-Blocker können dann an Wirkung verlieren. Bei einem Absetzen der Medikamente ist eine überschießende Säuresekretion möglich [4]. Bei starken und langanhaltenden Beschwerden sollte ein Arztaufgesucht werden, um eine geeignete und wirkungsvolle Therapie zu erstellen.

Was muss bei Kindern beachtet werden?

Eine Anwendung von H2-Blockern sollte bei Kindern zurückhaltend und nur nach Rücksprache mit einem Arzt erfolgen. Die Wirkung dieser Arzneimittelgruppe bei Kindern ist nicht sicher bekannt. Der Wirkstoff Cimetidin sollte auf Grund zahlreicher Nebenwirkungen nicht verwendet werden [8].

Was muss bei Schwangeren beachtet werden?

H2-Blocker können die Plazenta passieren und so in den Kreislauf des Ungeborenen gelangen. Bisher sind keine schädigenden Wirkungen bekannt [6]. Trotzdem sollte eine Einnahme während der Schwangerschaft nur nach Absprache mit einem Arzt erfolgen.

Was muss während des Stillens beachtet werden?

Wird die Wirkstoffgruppe der H2-Blocker während des Stillens eingenommen, ist der Übergang in die Muttermilch möglich [6]. Eine Einnahme sollte in der Stillphase sehr zurückhaltend und nur unter ärztlicher Kontrolle erfolgen.

Welche Nebenwirkungen und Risiken gibt es bei H2-Blockern?

In einigen Fällen sind Nebenwirkungen wie Durchfall, Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen und Abgeschlagenheit möglich. Auch Verwirrtheit und Halluzinationen können auftreten [4]. Unter der Anwendung ist ein Anstieg der Leberwerte möglich. Bei einer eingeschränkten Funktion der Leber oder Nieren muss die Dosierung angepasst werden, da sonst schwere Nebenwirkungen möglich sind. Vor allem hemmende Effekte auf die Hirnfunktion können dann gehäuft auftreten [5].

Cimetidin kann häufig schwere Nebenwirkungen aufzeigen. Ein Einsatz dieses Wirkstoffes sollte deshalb nicht mehr oder sehr zurückhaltend erfolgen. Es fördert die Wirkung des Hormones Östrogen. Dies führt bei Frauen zum Milcheinschuss und bei Männern zu einer Brustentwicklung [4].

Welche Wechselwirkungen mit anderen Wirkstoffen gibt es bei H2-Blockern?

Vor allem Cimetidin weist zahlreiche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten auf. Dieser Wirkstoff hemmt Proteine, welche den Abbau anderer Arzneimittel fördern. Somit kann es zu einer Überdosierung verschiedener Medikamente wie Phenytoin, Theophyllin, Blutgerinnungshemmern und Benzodiazipinenkommen [4]. H2-Blocker können des Weiteren die Wirkung von Muskelerschlaffern verstärken [5]. Werden diese Medikamente gemeinsam eingenommen, sollte dies nur in Rücksprache mit einem Arzt erfolgen. Da H2-Blocker die Säureproduktion im Magen reduzieren, können andere eingenommene Medikamente schlechter über den Darm aufgenommen werden. Deshalb sollte der Einnahmeabstand zu anderen Medikamenten circa zwei Stunden betragen [3].

Häufig gestellte Fragen

Bei Sodbrennen können H2-Blocker von sechs bis zu zehn Stunden wirken [6].

Die Wirkung der H2-Blocker kann bei Sodbrennen nach 30 bis 60 Minuten eintreten [6].

Bei einem stillen Reflux sollte die medikamentöse Therapie nur in Rücksprache mit einem Arzt erfolgen. Protonenpumpeninhibitoren können in einigen Fällen bei diesem Krankheitsbild eingesetzt werden [2]. Sollten die Beschwerden nicht abklingen oder sich verschlimmern, muss ein Arzt aufgesucht werden.

Bei einer eingeschränkten Leber- oder Nierenfunktion ist der Abbau der Arzneimittel vermindert. Die Wirkstoffe können sich dann im Körper anreichern und vor allem das Gehirn beeinflussen. Es kann dann zu Halluzinationen und Verwirrtheit kommen [5]. Liegen Erkrankungen der Leber oder Nieren vor, sollte die Dosierung und der Einsatz von H2-Blockern von einem Arzt vorgenommen werden.