Hausmittel

Backpulver gegen Sodbrennen

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© PantherMedia / Lasse Kristensen

Heutzutage jeder Zehnte in der westlichen Bevölkerung an Sodbrennen (Pyrosis), weshalb jenes Beschwerdebild zu den Häufigsten zählt. Unter Sodbrennen wird das schmerzhaft, brennende Aufstoßen von Magensäure verstanden, welches in der Regel nach der Nahrungsaufnahme und verstärkt im Liegen eintritt. Durch säurebedingte Schleimhautreizungen in der Speiseröhre (Ösophagus) kommt es zu Schmerzen hinter dem Brustbein (retrosternal) [1]. Zur Linderung der Symptome eignen sich demnach Mittel, welche die Säureintensität des Magensaftes mildern, wodurch weniger Irritation beim Aufstoßen entsteht. Das in Backpulver enthaltene Natriumhydrogencarbonat besitzt zwar eine solche, neutralisierende Eigenschaft, jedoch hilft es nicht effektiv gegen Sodbrennen. Warum das so ist, soll im folgenden Artikel genauer erläutert werden.


Wie und warum hilft Backpulver bei Sodbrennen?

Backpulver enthält in großem Anteil Natriumhydrogencarbonat (NaHCO3), welches umgangssprachlich auch als Natron bekannt ist. Hierbei handelt es sich um ein Salz, welches bei Reaktion mit einer Säure neutralisierend wirkt. Reagiert beispielsweise Natron mit Magensäure (HCl) entstehen Natriumchlorid Ionen (NaCl), Wasser (H2O) und Kohlenstoffdioxid (CO2). Hierdurch wird der Säureanteil im Magensaft kurzzeitig reduziert. Beim Aufstoßen jenes milderen Magensafts wird dementsprechend die Schleimhaut der Speiseröhre weniger gereizt und irritiert. Infolgedessen ließe sich annehmen, dass durch Einnahme von Backpulver Sodbrennen gelindert werden könnte, jedoch löst das im Magen entstehende Kohlenstoffdioxid eine Überblähung des Organs aus. Folglich steigt der Druck im Magen, wodurch wiederum das Aufstoßen von Magensaft erleichtert wird. Darüber hinaus, reagiert die Schleimhaut des Magens auf den weniger sauren Magensaft mit einer verstärkten Säureproduktion (Acid Rebound), um das physiologische Milieu im Magen aufrecht zu erhalten. Durch Aktivierung sogenannter, säurebildender Belegzellen in der Magenschleimhaut wird dementsprechend mehr Salzsäure produziert, wodurch der Magensaft wieder saurer wird (pH-Wert zwischen 1 und 1,5) [2][3].

Was muss bei der Anwendung und Dosierung beachtet werden?

Obwohl Backpulver kurzfristig bei Sodbrennen helfen kann, ist bei Beschwerden dieser Art von einer Anwendung abzuraten. [4].

Gibt es Nebenwirkungen und Risiken?

Typische Nebenwirkungen bei der Anwendung von Backpulver gegen Sodbrennen sind ein Völlegefühl in der Magengegend, vermehrtes Aufstoßen von Magensaft durch Magenüberblähung und eine reflektorische Überproduktion von Magensäure, die bei langfristigem Gebrauch sogar zu einer Verschlechterung der Beschwerden führen kann [3].

Des Weiteren, warnen Experten vor gefährlichen Nebenwirkungen wie Stoffwechselentgleisungen in Form einer metabolischen Alkalose (stoffwechselbedingte Erhöhung des Blut-pHs) durch Anwendung von Backpulver bei Sodbrennen. Hierbei handelt es sich um eine unter Umständen lebensbedrohliche Verschiebung des Säure-Base-Haushaltes, die beispielsweise bei einem 66-jährigen Mann in Dänemark nach Anwendung von Backpulver als Hausmittel gegen Sodbrennen beobachtet wurde [5].

Grundsätzlich sollte lang andauerndes Sodbrennen ernst genommen werden, da kontinuierliches Aufstoßen von Magensäure zu gefährlichen Schleimhautreizungen in der Speiseröhre führen kann.

Aus diesem Grund ist es empfehlenswert Faktoren zu vermeiden, die das Aufstoßen von Magensaft begünstigen. Hierzu gehören Nahrungs- und Genussmittel, wie fettige Speisen, Schokolade, Alkohol, Nikotin und vor allem Kaffee. Darüber hinaus, wird Sodbrennen häufig im Zusammenhang mit einem erhöhten inneren Bauchdruck (intraabdomineller Druck) beobachtet, welcher beispielsweise im Rahmen von Übergewicht, zu eng sitzender Kleidung oder vorrangig sitzender Tätigkeiten auftritt [1].



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