Hausmittel
Eibischwurzel gegen Sodbrennen
Sodbrennen („heart burn“ ) ist das führende Symptom einer gastroösophagealen Refluxkrankheit. Hierunter wird der Rückfluss (Reflux) des Magensaftes aus dem Magen (Gaster) in die Speiseröhre (Ösophagus) verstanden.
In gewissem Ausmaß ist Reflux ein normales (physiologisches) Ereignis, doch zeigt das Auftreten von Sodbrennen eine bereits erfolgte Entzündungsreaktion der Schleimhaut der Speiseröhre (Ösophagitis) an [1] Es ist somit immer behandlungswürdig. Zahlreiche Hausmittel, wie zum Beispiel die Eibischwurzel, können hier Hilfe leisten.
Eibischwurzel ist ein seit der Antike bekanntes Heilmittel und wird bei verschiedensten Erkrankungen genutzt [2]. Warum sie auch bei Sodbrennen heilende Wirkung hat und wie sie einzunehmen ist, wird im folgenden Artikel erläutert.
Wie und warum hilft Eibischwurzel bei Sodbrennen?
Eibisch (Althaea officinalis) ist eine rot oder weiß blühende, hochwachsende Staude und gehört zur Familie der Malvengewächse. Als Heilmittel wird hauptsächlich ihre Wurzel (Althaeae Radix) verwendet, die nach der Ernte rasch getrocknet wird. Als Wirkstoff steht der hohe Schleimgehalt dieser
Wurzel im Vordergrund (15%), weshalb diese Pflanze auch unter dem Volksnamen „Schleimwurzel“ bekannt ist [3]. Sie gehört somit zu den
sogenannten „Schleimstoffdrogen“.
Schleimstoffe sind aus Mehrfachzuckern (Polysachariden) in Form von Stärke aufgebaut. Diese haben eine wasserziehende (hydrophile) Wirkung und führen zu einem Aufquellen der Droge [4]. Das Ergebnis ist eine visköse Flüssigkeit, die sich als dünne Schutzschicht über entzündete Areale legt. Eibischwurzel wird daher bei innerlichen (Magen und Darm) sowie äußerlichen (Haut, Mund, Rachen) Entzündungen des Körpers eine reizlindernde Wirkung zugesprochen [4].
Beim Sodbrennen liegt, wie bereits erwähnt, eine Entzündung der Schleimhaut der Speiseröhre vor. Diese wird durch den Reflux des sauren Magensafts ausgelöst. Magensaft enthält unter anderem Salzsäure, die von Zellen des Magens (Parietal- oder Belegzellen) gebildet wird. Die Salzsäure hilft, Keime abzutöten und Nahrungsbestandteile zu verdauen. Besonders nach Nahrungsaufnahme kommt es zu einer gesteigerten Produktion.
Um sich vor seiner eigenen Säure zu schützen, besitzt der Magen weitere Zellen: die Nebenzellen. Diese produzieren einen schützenden (protektiven) Schleim und sondern ihn auf der Oberfläche der Magenschleimhaut ab. Der Speiseröhre fehlt ein solcher Schutzmechanismus. Die Schleimhaut ist bei einem Reflux des Mageninhalts der Säure schutzlos ausgesetzt. Der Schleim der Eibischwurzel kann in gewissem Maße eine solche Schutzfunktion übernehmen.
Neben den Schleimstoffen enthält die Eibischwurzel Pektine (bis zu 10%) [5]. Pektine sind quellfähige Ballaststoffe, die vor allem in Obst zu finden sind. Einer ihrer wichtigen Eigenschaften ist die Fähigkeit, Gele zu bilden. Dies geschieht unter dem Einfluss von Säure durch Bildung von Wasserstoffbrücken. So entsteht ein gelartiges Netzwerk, das dann lokal ähnliche Schutzmechanismen wie die Schleimstoffe erfüllen kann [6].
Die Eibischwurzel kann somit als ein sanftes Heilmittel bei Sodbrennen angesehen werden. Sie hat keinen Einfluss auf den Reflux selbst, mildert
aber dessen Auswirkung.
Was muss bei der Anwendung und Dosierung beachtet werden?
Soll die Eibischwurzel als Heilmittel genutzt werden, wird sie als kalter Tee zubereitet. Der Fachausdruck für die Zubereitung von Eibisch-Tee lautet Eibischwurzel-Abkochung. Diese Bezeichnung ist jedoch irreführend, da bei der Zubereitung nicht gekocht wird. Besser ist es daher, den Begriff „Kaltauszug“ zu benutzen. Wie bereits erwähnt, liegen die Schleimstoffe in Form von Stärke vor. Da diese beim Kochen verkleistern würden, muss ein Aufkochen auf jeden Fall unterlassen werden [2]. Stattdessen wird die Eibischwurzel kalt aufgegossen.
Zwei Teelöffel geschnittene Wurzel werden mit 250 ml kaltem Wasser übergossen und unter gelegentlichem Umrühren eine halbe Stunde stehen
gelassen. Nach erneutem und gründlichem Rühren wird der kalte Tee abgegossen und auf Trinktemperatur erwärmt. Getrunken wird er dann
langsam in kleinen Schlucken [2]. Innerhalb von zwei bis drei Stunden soll die Zubereitung verbraucht werden, damit sich keine schädlichen
(pathogenen) Keime bilden können [5].
Eibischwurzel kann auch als Sirup zubereitet werden. Apotheken haben diesen heutzutage jedoch nur noch selten vorrätig [2].
Gibt es Nebenwirkungen und Risiken?
Erfreulicherweise ist die Anwendung von Eibischwurzel unbedenklich und Nebenwirkungen sowie Gegenanzeigen sind keine bekannt. Die Schleimstoffe werden im Verdauungstrakt vollständig abgebaut und führen somit zu keinen Auswirkungen auf das restliche System des Körpers.
Was es jedoch zu beachten gilt, ist die Tatsache, dass es aufgrund der Viskosität zu Verzögerung der Aufnahme von gleichzeitig eingenommenen Medikamenten kommen kann [4]. Somit wird geraten, die Einnahme von Medikamenten und das Trinken des Tees zeitlich zu trennen.
Beim Kauf der Eibischwurzel ist darauf zu achten, dass die Ware nicht angeschimmelt ist. Dies ist durch den Trocknungsvorgang der Wurzel häufiger der Fall [2].
Gelegentliches Sodbrennen ist unbedenklich. Bestehen die Beschwerden jedoch länger, sollten sie durch einen Arzt abgeklärt und entsprechend therapiert werden. Wenn sich die Beschwerden nicht mit natürlichen Hausmitteln bessern, länger als eine Woche andauern oder häufiger als einmal die Woche auftreten, ist auf alle Fälle ein Arztbesuch anzuraten [7]. Auf lange Sicht kann ständiger Reflux von Mageninhalt das Oberflächengewebe der Speiseröhre schädigen und Gewebeveränderungen verursachen. Dies kann eine Vorstufe einer Krebserkrankung (Karzinom) darstellen [8].
Quellenangaben
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S. Silbernagl, F. Lang: Taschenatlas Pathophysiologie. Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2009, S. 150.
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M. Pahlow: Das große Buch der Heilpflanzen. Nikol Verlag, 2013, S. 111f.
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I. Gerhard, N. von Ganski: Die neue Pflanzenheilkunde für Frauen. Zabert Sandmann Verlag, 2011, S. 38.
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M. Wiesenauer: PhytoPraxis. Springer-Verlag, 5. Auflage, 2013, S. 110f.
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U. Bühring: Praxis-Lehrbuch Heilpflanzenkunde. Haug Verlag, 4. Auflage, 2014, S. 229.
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G. Eisenbrand, P. Schreier: RÖMPP Lexikon Lebensmittelchemie. Georg Thieme Verlag, 2. Auflage, 2006, S. 851.
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A. Flemmer: Magen- und Darmerkrankungen natürlich behandeln. Schlütersche Verlagsgesellschaft, 2011, S. 50.
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H. Renz-Polster, S. Krautzig: Basislehrbuch Innere Medizin. Elsevier Verlag, 4. Auflage, 2008, S. 559.
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Veröffentlicht durch: | DeGiN-Redaktion |
Erstellt am: | 23.05.2016 |
Zuletzt aktualisiert am: | 31.05.2016 |
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