Hausmittel
Kaugummi gegen Sodbrennen
Sodbrennen ist eine Volkskrankheit. Fast jeder Dritte in der westlichen Bevölkerung hat in einem Zeitraum von 6 bis 12 Monaten mindestens einmal mit den typischen Symptomen zu kämpfen. Bis zu 12% aller Menschen in den Industrieländern leiden sogar täglich unter den Beschwerden [1].
Die Behandlungsmöglichkeiten von Sodbrennen sind vielfältig und reichen von den einfachsten Hausmitteln bis hin zur Medikamentenverabreichung. Warum aber zu Arzneimitteln greifen, wenn bereits Hausmittel Abhilfe schaffen können? Ein gutes Beispiel dafür ist Kaugummikauen, das bei Gesunden ein Auftreten von Sodbrennen verhindern kann und bei Patienten mit bestehender gastroösophagealer Refluxkrankheit (gastroesophageal reflux disease, GERD) die Symptome lindern kann [2].
Wie und warum hilft Kaugummi bei Sodbrennen?
Ursache für Sodbrennen ist ein Rückfluss von saurem Mageninhalt in die Speiseröhre (gastroösophagealer Reflux). Dies geschieht zum Beispiel, wenn der untere Schließmuskel der Speiseröhre sich nicht ausreichend zusammenziehen kann und der Übergang zwischen Magen und Speiseröhre undicht wird [3]. Aber auch beim Gesunden gelangt immer mal wieder Magensaft in die Speiseröhre [4].
Kaugummikauen regt die Bildung von Speichel in den körpereigenen Drüsen des Mundraumes an. Da Speichel eine basische Eigenschaft besitzt, chemisch gesehen somit im Gegensatz zum sauren Magensaft steht, kann Speichel Magensäure neutralisieren. Speichel stellt also einen natürlichen Schutz der Schleimhaut der Speiseröhre dar, wenn es zum Reflux von Säure kommt [4]. Auch ohne das Kauen von Kaugummi kommt es zu einer Speichelproduktion. Findet ein Reflux jedoch in starkem Ausmaß statt, so kann dieser biologische Schutzmechanismus die Säure nicht ausreichend neutralisieren. Gleiches gilt für Personen, die ohnehin nicht genügend Speichel produzieren [4]. Durch das Kauen von Kaugummi kann deshalb die Speichelproduktion zusätzlich angeregt werden. Durch die rhythmische Kontraktion der Muskeln am Kieferknochen bei der Kaubewegung werden die Speicheldrüsen im Mundraum massiert, sodass die Ausschüttung von Speichel erhöht wird. Natürlicherweise geschieht dies zum Beispiel beim Essen. Da heutzutage allerdings unsere Nahrung häufig künstlich verändert und deshalb sehr weich ist, wird dem Kauapparat kaum mehr Widerstand geboten, sodass die Arbeit der Kaumuskeln und auch die Speichelproduktion vermindert sind. Zur Förderung des Speichelflusses sollte beim Essen also immer gut gekaut werden [4].
Was muss bei der Anwendung beachtet werden?
Um Sodbrennen am effektivsten zu reduzieren, sollte das Kaugummi am besten bis zu einer Stunde nach dem Essen gekaut werden [5]. In dieser Zeit befindet sich der Körper noch in der frühen Verdauungsphase und der Speichel kann gut seine Wirkung entfalten [4]. Es empfiehlt sich die Verwendung eines zuckerfreien Kaugummis [4], um nicht den Nährboden für eine Karieserkrankung zu liefern. Da Pfefferminze einen Reflux nicht lindert, sondern eher verstärken kann, sollte darauf geachtet werden, dass keine Kaugummis mit Pefferminzgeschmack angewandt werden [4].
Gibt es Nebenwirkungen und Risiken?
Zuckerhaltige Kaugummis können, genauso wie alle anderen zuckerhaltigen Nahrungsmittel, zu Karies führen. Zuckerfreie Kaugummis enthalten häufig Süßstoffe, wie z.B. Sorbit. Sorbit bewirkt eine Entspannung der Muskulatur der Darmwand und kann deshalb bei sehr starkem Konsum von Kaugummi zu Blähungen und Durchfällen führen [7]. Besteht trotz Kaugummikauen Sodbrennenlänger als einen Monat sollte eine haus- oder fachärztliche Abklärung erfolgen [6].
Quellenangaben
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Pehl, Christian; Schepp, Wolfgang: „Wie entsteht Sodbrennen? Pathomechanismen und Einflussfaktoren“, http://www.aerzteblatt.de/archiv/34209, 01.11.2015
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Wolfgang Fischbach, Peter R. Galle, Joachim Mössner: Gastroenterologie in Klinik und Praxis: Das komplette Referenzwerk für Klinik und Praxis. Georg Thieme Verlag, 2007, S.385
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Gerd Herold: Innere Medizin 2012. Herold, Gerd, 2012, S.426.
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Jürgen Flügge: Die biologische Behandlung von Sodbrennen und Reflux. Books on Demand, 2011
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Hanns Peter Wolff, Thomas R. Weihrauch: Internistische Therapie: 2012/2013. Elsevier Health Sciences, 2012, S.568
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„Mit Kartoffelsaft gegen Sodbrennen“, https://www.uniklinik-freiburg.de/fileadmin/mediapool/08_institute/rechtsmedizin/pdf/MTP08S19.pdf, 01.11.2015
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„Diarrhö und Gewichtsverlust durch Süßstoff Sorbit“,http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/31030/Diarrhoe-und-Gewichtsverlust-durch-Suessstoff-Sorbit, 01.11.2015
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Veröffentlicht durch: | DeGiN-Redaktion |
Erstellt am: | 23.05.2016 |
Zuletzt aktualisiert am: | 31.05.2016 |
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