Hausmittel
Lakritz gegen Sodbrennen
Lakritz zählt zu den beliebtesten Süßigkeiten. Der Grundstoff für die verschiedenen Lakritz-Spezialitäten liefert das sogenannte Süßholz (Glycyrrhiza glabra), eine bis zu einem Meter hohe Pflanze aus der botanischen Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae), die vor allem im Mittelmeerraum und in Westasien beheimatet ist. Die getrockneten Wurzeln des Süßholzes werden zu einem Saft, dem Süßholzsaft, eingekocht [1].
Die Wurzeln des Süßholzes (Radix Liquiritiae) gelten als eine viel verwendete Heilpflanze, die vor allem bei Magen-Darm-Erkrankungen wie bei Magenschleimhautentzündung oder Magengeschwüren, Verdauungsbeschwerden wie Blähungen, Sodbrennen und Völlegefühl sowie bei Entzündungen der oberen Atemwege eingesetzt wird [2][3].
Da sich die meisten Inhaltsstoffe der Heilpflanze auch in Lakritz wiederfinden, lassen sich die therapeutischen Anwendungen des Süßholzes zum Teil auch auf das Genussmittel übertragen. Bei Sodbrennen kann Lakritz vor allem aufgrund der entzündungshemmenden und magen- und darmberuhigenden Wirkungen des Süßholzsaftes hilfreich sein. Aufgrund seiner hustenreizmildernden Eigenschaften ist Lakritz auch dann eine Option, wenn begleitend zum Sodbrennen Reizhusten auftritt.
Warum hilft Lakritz bei Sodbrennen?
Das bei Sodbrennen charakteristische Leitsymptom, die brennenden Schmerzen hinter dem Brustbein, die bis in den Rachen ausstrahlen können, ist der schädigenden Einwirkung des aufstoßenden, sauren Magensaftes auf die Speiseröhre geschuldet. Die Schleimhaut der Speiseröhre reagiert darauf mit einer Entzündung [4]. Die entzündungshemmende Wirkung des in Lakritz enthaltenen Süßholzsaftes ist seit der Antike bekannt. Verantwortlich hierfür dürften Untersuchungen zufolge die beiden Inhaltsstoffe Glycyrrhicin und Glycyrrhetinsäure sein, die an Rezeptoren von menschlichen Hormonen der Nebennierenrinde binden. Auf diesem Wege wirken sie im Körper ähnlich wie das körpereigene Hormon Cortisol, das vom Körper selbst genutzt – und bei bestimmten Krankheiten auch von Ärzten als Medikament verabreicht – wird, um Entzündungen zu hemmen [3]. Die entzündungshemmende Wirkung von Lakritz kann auch bei Heiserkeit hilfreich sein, wenn dieses das Sodbrennen begleitet.
Bei etwa fünfzig Prozent der Patienten mit Sodbrennen treten die Beschwerden oft in Begleitung mit anderen Magen-Darm-Beschwerden wie Blähungen und Völlegefühl auf. Ursächlich hierfür wird eine Verdauungsstörung (funktionelle Dyspepsie) angenommen [5]. Für Auszüge aus dem Süßholz konnten beschwerdelindernde Eigenschaften bei Verdauungsstörungen nachgewiesen [6].
Zu den möglichen Symptomen bei Sodbrennen zählt auch Reizhusten, der durch die Reizung des Kehlkopfes oder der oberen Atemwege entstehen kann [7]. Der in Lakritz enthaltene Süßholzsaft ist für seine hustenreizmildernde Wirkung bekannt [2][8]. Der Genuss von Lakritz kann sich demnach positiv auf den Hustenreiz auswirken.
Lakritz enthält je nach Zubereitungsart neben Süßholzsaft noch weitere Substanzen. Dazu zählen vor allem Zucker, Salmiaksalz (Ammoniumchlorid) oder Pflanzenauszüge aus Fenchel oder Anis. Die Wirkung dieser einzelnen Zusätze kann in diesem Artikel leider nicht berücksichtigt werden.
Was muss bei der Anwendung und Dosierung beachtet werden?
Zubereitungen aus Lakritz werden entweder im Mund zergehen gelassen oder gekaut. Wer Lakritz bei Sodbrennen einsetzen will, der sollte darauf achten, möglichst keine stark zuckerhaltigen Sorten zu verwenden. Zucker vermag unter Umständen die Symptome des Sodbrennens zu verstärken [4].
Wenn der Glycyrrhizin-Gehalt auf der Lakritz-Verpackung angeben ist, sollte darauf geachtet werden, dass die Tagesdosis an Glycyrrhizin 100 Milligramm nicht übersteigt. Als Richtwert gilt: Pro Tag sollten nicht mehr als 50 Gramm Lakritz verzehrt werden. Wer jedoch das sogenannte Starklakritz zu sich nimmt, eine Zubereitung mit besonders hohem Glycyrrhizin-Gehalt, sollte beim Hersteller oder Apotheker die tägliche Verzehrmenge erfragen. Ein täglicher Lakritz-Konsum sollte nicht länger als vier bis sechs Wochen erfolgen [2][9].
Gibt es Nebenwirkungen und Risiken?
Der in Lakritz enthaltene Saft der Süßholzwurzel ist arzneilich wirksam und kann ab einer bestimmten Dosierung Nebenwirkungen und Gesundheitsstörungen hervorrufen. Ursächlich hierfür ist in erster Linie der für den süßen Geschmack der Süßholzwurzel verantwortliche Wirkstoff Glycyrrhizin. Neben seinem süßen Geschmack zeichnet sich Glycyrrhizin durch seine hormonähnliche Wirkung im menschlichen Körper aus. Ähnlich wie das menschliche Hormon Aldosteron, das in der Nebennierenrinde hergestellt wird, bewirkt Glycyrrhizin in der Niere ein Zurückhalten von Wasser und Natrium, während Kalium verstärkt ausgeschieden wird. Bei längerer Anwendung oder hoher Dosierung von Glycyrrhizin-haltigen Produkten kann dies zu Bluthochdruck (Hypertonie) und Wassereinlagerungen (Ödeme) führen [10][11].
Personen, die an einer der folgenden Krankheiten leiden, sollten einen beabsichtigen Konsum von Lakritz mit ihrem Arzt besprechen: Lebererkrankungen, besonders wenn diese mit einer Gallenstauung (Cholestase) einhergehen, irreversibles Endstadium chronischer Lebererkrankungen (Leberzirrhose), Bluthochdruck (Hypertonie), schweres chronisches Nierenversagen (chronische Niereninsuffizienz) oder bestehender Kaliummangel (Hypokaliämie). Auch in der Schwangerschaft sollte Lakritz nur mit Vorsicht und erst nach Rücksprache mit dem Frauenarzt genossen werden.
Wer Medikamente einnimmt, welche die Ausscheidung von Wasser über die Niere fördern (Diuretika) und gleichzeitig zu einem Kaliumverlust führen können, sollte vor dem Konsum von Lakritz die Erlaubnis seines Arztes einholen. Dasselbe gilt für die Einnahme digitalishaltiger Herzmedikamente, deren Wirkung durch die kaliumausscheidenden Effekte der Lakritzinhaltsstoffe verstärkt werden kann [2][9].
Quellenangaben
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Robert Jaretzky: Lehrbuch der Pharmakognosie: Drogen aus dem Pflanzen- und Tierreich. Vieweg und Sohn Verlag, 1949, S. 127–128.
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Max Wichtl (Hrsg.): Teedrogen und Phytopharmaka. Ein Handbuch für die Praxis auf wissenschaftlicher Grundlage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 4. Auflage, 2002, S. 347–351.
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Ben-Erik van Wyk, Coralie Wink, Michael Wink: Handbuch der Arzneipflanzen. Ein illustrierter Leitfaden. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2. Auflage, 2004, S. 160.
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Hartmud Köppen: Gastroenterologie für die Praxis. Georg Thieme Verlag, 2010, S. 1–7.
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Christina Ott, „Sodbrennen heißt nicht immer ‚zu viel Säure‘“, http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/magen_darm/reflux_sodbrennen/article/619996/sodbrennen-heisst-nicht-immer-saeure.html, 15.09.2015
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K. R. Raveendra, Jayachandra, V. Srinivasa et al.: “An extract of Glycyrrhiza glabra (GutGard) alleviates symptoms of functional dyspepsia: a randomized, double-blind, placebo-controlled study”, Evidence-Based Complementary and Alternative Medicine, eCAM. 2012; 2012: 216970. doi:10.1155/2012/216970.
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Andrea Blank-Koppenleitner: „Sodbrennen – Ursachen: Gastroösophageale Refluxkrankheit", http://www.apotheken-umschau.de/Sodbrennen/Sodbrennen--Ursachen-Gastrooesophageale-Refluxkrankheit-55050_3.html, 15.09.2015
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S. Saha, G. Nosál'ová, D. Ghosh et al.: “Structural features and in vivo antitussive activity of the water extracted polymer from Glycyrrhiza glabra”, International Journal of Biological Macromolecules, 48 (4)/2011, S. 634–638.
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„Süßholz“, http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=40258, 14.09.2015
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„Lakritze“, http://toxcenter.org/klin-tox/nahrung/lakritze.pdf, 14.09.2015
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Rüdiger Meyer, „Lakritzverzehr mit Folgen“, http://www.aerzteblatt.de/pdf/97/10/a596.pdf?ts=28.07.2004+10%3A52%3A49, 14.09.2015
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Veröffentlicht durch: | DeGiN-Redaktion |
Erstellt am: | 23.05.2016 |
Zuletzt aktualisiert am: | 31.05.2016 |
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