Hausmittel

Olivenöl gegen Sodbrennen

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© PantherMedia / Berit Kessler

Normalerweise gilt: Eine fettreiche Ernährung ist bei Personen, die unter Sodbrennen leiden, nicht zu empfehlen. Eine kleine Ausnahme bildet hier das Olivenöl. Ihm werden positive Effekte bei der Behandlung von Sodbrennen nachgesagt. Welchen Einfluss das Olivenöl im Magen-Darm-Trakt hat, wie es eingenommen werden sollte und was es zu beachten gibt, wird im folgenden Text erklärt.


Wie und warum hilft Olivenöl bei Sodbrennen?

Sodbrennen beschreibt ein bestimmtes Schmerzgefühl, wie es zumeist bei der gastroösophagealen Refluxkrankheit (gastroesophageal reflux disease, GERD) vorkommt. Aufgrund einer Durchlässigkeit des Muskelrings zwischen Magen und Speiseröhre (Ösophagus) steigt Magensäure in die Speiseröhre auf. Da dort das Schleimhautgewebe nicht auf die aggressive Säure eingestellt ist, kommt es zu Entzündungen und Verletzungen(ulzeröse und erosive Ösophagitis) [1]. Dies macht sich dann als charakteristisches Brennen hinter dem Brustbein(retrosternales Brennen, Sodbrennen) bemerkbar. Verstärkt wird das Sodbrennen durch den Konsum von Alkohol und Nikotin, da diese beiden Stoffe die Schließkraft des unteren Speiseröhren-Muskelrings noch weiter reduzieren. Olivenöl setzt an mehreren Punkten der Krankheitsentstehung von Reflux an. Das Öl wird aus dem Fruchtfleisch und den Kernen der Oliven gepresst. Sogenanntes „kalt gepresstes“ Öl wird dabei nie mehr als auf 27 Grad Celsius erwärmt und soll deshalb weiterhin hitzesensible Inhaltsstoffe enthalten [2].

Normalerweise wird die Magenschleimhaut durch eine Schleimschicht vor der aggressiven Magensäure geschützt. Ist dies nicht mehr im Gleichgewicht, wird also mehr Säure oder weniger Schleim produziert, wird die Schleimhaut angegriffen. Natives Olivenöl, welches nicht zu stark erhitzt oder gefiltert wurde, enthält von Natur ausSchleimstoffe, die gemeinsam eine Schutzschicht bilden können [3]. Vor der Mahlzeit eingenommen, soll sich deshalb Olivenöl schützend als ein Film über die Schleimhäute legen und so verhindern, dass die Magensäure dort zu Verletzungen (Ulzerationen) und Entzündungen (Gastritis, Ösophagitis) führt.

Ein Teil des Mageninhalts besteht aus Gallensäuren, die durch den Zwölffingerdarm zurück in den Magen fließen. Insbesondere bei Personen, die bereits einmal am Magen operiert wurden, macht die Galle einen nicht zu vernachlässigenden Teil der Säure aus, die das Sodbrennen verursacht. In diesem Fall konnte nachgewiesen werden, dass die Einnahme von vier bis sechs Esslöffeln Olivenöl über den Tag verteilt zu einer Bindung der Gallensalze durch die Ölsäuren führte und das Sodbrennen so reduziert werden konnte [4].

Wenn im Bauch ein zu großer Druck entsteht (intraabdomineller Druck), wie es beispielsweise bei Schwangeren oder übergewichtigen (adipösen) Menschen der Fall sein kann, wird die Position zwischen Speiseröhre und Magen verändert. Dies kann dann das Aufsteigen der Magensäure erleichtern und zu Sodbrennen führen. AuchBlähungen und Verstopfungen können den intraabdominellen Druck, insbesondere beim verstärkten Pressen während des Toilettengangs, erhöhen und so Sodbrennen begünstigen. Olivenöl wird eine verdauungsfördernde Wirkung nachgesagt und kann so bei Verstopfungen zur Linderung von Sodbrennen beitragen [5].

Durch einen Zufall fand ein amerikanischer Wissenschaftler eine weitere positive Wirkung des Olivenöls heraus: Ihm war aufgefallen, dass Olivenöl im Hals ein ähnlich unangenehmes Kratzen auslöste wie das Kopfschmerzmittel Ibuprofen. Daraufhin untersuchte er das Öl genauer und fand tatsächlich einen Stoff, das Oleocanthal, welchesähnlich wie Ibuprofen die Produktion von Entzündungsbotenstoffen im Körper hemmt [6]. Da auch der gastroösophageale Reflux häufig mit einer Entzündung der Schleimhaut einhergeht, könnte in der entzündungshemmenden (immunsupprimierende) Wirkung von Olivenöl ein Grund zu finden sein, warum es häufig bei Sodbrennen empfohlen wird. Auch in Untersuchungen, bei denen olivenölähnliche Stoffe direkt in das Blutgegeben wurden, konnte sich ein entzündungshemmender Effekt nachweisen lassen, da die Gruppierungsfähigkeit von weißen Blutzellen (Leukozyten) reduziert wurde [7].

Was muss bei der Anwendung und Dosierung beachtet werden?

Es gibt keine einheitliche Empfehlung zur Dosierung von Olivenöl. Jedoch wird in den meisten Quellen angegeben, dass etwa ein Esslöffel Öl vor den Mahlzeiten eingenommen werden sollte, insbesondere morgens auf nüchternen Magen [4].

Soll Olivenöl als Abführmittel verwendet werden, kann es außerdem mit einem Spritzer Zitronensaft gemischt werden und vor dem Essen eingenommen werden. Als warmer Einlauf soll Olivenöl zudem schnell gegen hartnäckige Verstopfungen helfen.

Auch für diejenigen, denen der Konsum des puren Olivenöls zu unangenehm ist, kann es sich lohnen, Olivenöl in die Ernährung einzubinden: Eine aktuelle Studie konnte zeigen, dass das Einhalten der sogenannten Mittelmeer-Diät – also einer Ernährung mit viel frischen Früchten und Gemüse, Fisch und Olivenöl – dieAuftrittswahrscheinlichkeit einer Refluxerkrankung im Gegensatz zu einer Ernährung mit viel rotem Fleisch, Süßigkeiten, Frittiertem und Fast Food reduzieren konnte [8].

Gibt es Nebenwirkungen und Risiken?

Olivenöl enthält viele Kalorien, die sich als Fett unter anderem in der Bauchregion ansetzen können. Dies erhöht erneut den intraabdominellen Druck, ist also sowohl bei Sodbrennen als auch bei verschiedenen anderen Erkrankungen wie Bluthochdruck und Diabetes kontraproduktiv. Aus diesem Grund sollte die Behandlung mit Olivenöl nicht über mehrere Wochen beibehalten werden, zudem sollte ein so lange anhaltendes Sodbrennen einem Arzt vorgestellt werden.

Da Olivenöl abführend wirken kann, sollte die Anwendung bei Durchfällen und dünnen Stühlen beendet werden, um zu verhindern, dass zu viel Flüssigkeit verloren geht. Dies gilt insbesondere bei älteren Personen, da hier der Flüssigkeitshaushalt sensibler ist, schneller entgleisen kann und somit eher zu einer Austrocknung führen kann.

Wird das Schleimhautgewebe der Speiseröhre länger durch die aggressive Magensäure gereizt, versucht sie sich an die neuen Gegebenheiten anzupassen und verändert sich hin zu einer Darmschleimhaut. Da solcheZellveränderungen meist weniger reguliert ablaufen, ist die Gefahr der Entartung in diesen Schleimhautgebieten höher. Die Folge einer Refluxerkrankung können deshalb Krebsvorstufen und Krebserkrankungen der Speiseröhre und des Magens sein [9]. Besteht das Sodbrennen schon länger, sollte aus diesem Grund nicht allein auf Hausmittel zurückgegriffen werden, sondern der Hausarzt oder ein Facharzt für Magen-Darm-Erkrankungen (Gastroenterologe) aufgesucht werden. Dieser entscheidet, ob die Refluxkrankheit eventuell medikamentös behandelt werden muss oder ob eine Magenspiegelung empfohlen wird, um auszuschließen, dass es bereits zu Zellveränderungen gekommen ist.



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