Hausmittel
Schwarzer Tee gegen Sodbrennen
Wer häufig unter Sodbrennen leidet, wird von seinem Hausarzt meist zum Verzicht auf Kaffee, Alkohol und Nikotin angehalten, da diese Genussmittel Sodbrennen verursachen und begünstigen. Aber auch schwarzer Tee kann ein Auslöser des unangenehmen Symptoms sein. In einer groß angelegten chinesischen Studie mit 2.200 Probanden wurden verschiedene mögliche Ursachen für häufiges Sodbrennen untersucht. Der Konsum von schwarzem Tee steht dieser Studie nach eindeutig in Zusammenhang mit dem wiederholten Auftreten der Verdauungsstörung.[1][2]
Warum hilft schwarzer Tee bei Sodbrennen nicht?
Viele Patienten, die regelmäßig unter Sodbrennen leiden, verzichten schweren Herzens auf ihren morgendlichen Kaffee. Anstatt aber auf magenschonende Kräutertees zurückzugreifen, wird der Kaffee durch schwarzen Tee ersetzt. Wie grüner Tee enthält schwarzer Tee Teein, das im Körper eine ähnliche Wirkung entfaltet wie Koffein. Es erhöht die Leistungsfähigkeit, macht wach und erleichtert den Start in den Tag. Im Gegensatz zu Koffein ist Teein an Gerbstoffe gebunden. Diese Bindung kann durch die Magensäure nicht gelöst werden, sodass das Teein unbeschädigt in den Darm gelangen kann. Dort wird es durch die Darmschleimhaut in den Organismus aufgenommen (resorbiert) und entfaltet seine volle Wirkung. Teein wirkt etwas langsamer als Koffein, da es langsamer verstoffwechselt wird, verursacht jedoch kaum Ermüdungserscheinungen, wie sie einige Stunden nach dem Kaffeegenuss auftreten können. Aber nicht nur Patienten, die nach einem Ersatz für Kaffee suchen, greifen zu schwarzem Tee. In einigen Ratgebern wird schwarzer Tee sogar als Hausmittel gegen Sodbrennen empfohlen – ein nicht nur wirkungsloses, sondern sogar schädigendes Hausmittel, wie in einer Studie gezeigt werden konnte.[3][4][5]
Warum aber begünstigt schwarzer Tee denn nun Sodbrennen? Bei Sodbrennen handelt es sich um eine Gruppe verschiedener Symptome, die durch den Rückfluss von Magensäure bzw. Mageninhalt in die Speiseröhre verursacht werden. Diesen Säurerückfluss nennt man Reflux. Zu den Symptomen eines Reflux zählen brennende Schmerzen hinter dem Brustbein (Sternum), die bis in den Oberbauch ausstrahlen können, morgendlicher Reizhusten, Heiserkeit, saures Aufstoßen, ein saurer Geschmack im Mund, Asthmaanfälle, der sprichwörtliche Kloß im Hals (Globusgefühl) und Schluckstörungen. Wenn die Beschwerden, die durch den Reflux ausgelöst werden, mindestens zweimal die Woche auftreten, bezeichnet man dieses Krankheitsbild als gastroösophageale Refluxerkrankung (GERD). In den westlichen Industrieländern leiden 14 – 20 % der Bevölkerung an dieser Verdauungsstörung. Diabetiker und Schwangere sind Risikogruppen für das Auftreten einer solchen Erkrankung. Bei vielen Patienten, die darunter leiden, liegt eine Schwäche des unteren Speiseröhrenschließmuskels (Ösophagussphinkter) vor, sodass der Mageninhalt ungehindert in die Speiseröhre aufsteigen kann. Die ständige Übersäuerung kann die empfindliche Schleimhaut nachhaltig schädigen. Es können sich sogenannte Erosionen, also Schleimhautdefekte bilden, es kann zu einer Entzündung (Ösophagitis) kommen und im schlimmsten Fall erkranken die Patienten an Krebs.[6][7]
Wie genau schwarzer Tee und Kaffee das Auftreten von Sodbrennen begünstigen, ist nicht vollständig geklärt. Die bereits erwähnte chinesische Studie von 2007 wies lediglich einen statistischen Zusammenhang zwischen dem Konsum von schwarzem Tee und dem Auftreten von Sodbrennen nach. Schwarzer Tee enthält Teein, Gerbstoffe, ätherische Öle und verschiedene Mineralstoffe. Gerbstoffe entfalten im Körper eine zusammenziehende Wirkung. Das Gewebe, auf das sie treffen, verdichtet sich und ist somit vor Krankheitserregern geschützt. Gerbstoffe finden sich zum Beispiel in vielen Erkältungstees. Auch die Schleimhaut der Speiseröhre könnte durch diese Stoffe vor dem schädigenden Einfluss der Säure bewahrt werden. Das dem Koffein ähnliche Teein reizt allerdings mutmaßlich die Magenschleimhaut und trägt zur Schwächung des Speiseröhrenschließmuskels (Ösophagussphinkter) bei, sodass die positive Wirkung der Gerbstoffe durch diesen Effekt aufgehoben werden könnte. Während in grünem Tee durch die schonende Verarbeitungsweise der Teeblätter eine Menge Bitterstoffe enthalten sind, die die Gallenaktivität anregen und sich damit förderlich auf die Verdauung auswirken, ist die Konzentration von Bitterstoffen in schwarzem Tee eher gering.[3][8][9][10]
Ist es gefährlich schwarzen Tee bei Sodbrennen anzuwenden?
Sodbrennen entsteht bei weitem häufiger durch den Konsum von Kaffee als durch den Konsum von schwarzem Tee. Da schwarzer Tee jedoch dennoch ein Auslöser für einen Säurereflux sein kann, sollten Patienten, die häufiger unter Sodbrennen leiden, besser auf magenschonende Tees zurückgreifen. Dazu gehören Beispielsweise Kamillentee oder Anis-Fenchel-Kümmeltee. Wer dennoch nicht auf schwarzen Tee verzichten möchte, sollte nur kleine Mengen zu sich nehmen. Nur diejenigen Patienten der chinesischen Studie entwickelten Symptome, die mehr als 200 ml schwarzen Tee täglich tranken. Auch hier gilt: die Dosis macht das Gift.[1][2][11]
Mit einer gastroösophagealen Refluxerkrankung ist jedoch nicht zu spaßen. Sie schränkt nicht nur die Lebensqualität der Betroffenen ein, sondern kann auch zu Schleimhautveränderungen in der Speiseröhre führen. Die Epithelzellen dieser Schleimhäute können sich dauerhaft verändern und durch Zellen ersetzt werden, die denen der inneren Darmschleimhaut gleichen. Man spricht dann von einem Barett-Ösophagus. Dabei handelt es sich um eine Vorstufe von Krebs (Präkanzerose), die sich im schlimmsten Fall zu einem bösartigen Tumor (Adenokarzinom) entwickeln kann. Deshalb ist es empfehlenswert, bei häufig auftretenden Beschwerden einen Arzt aufzusuchen und auf den Konsum von Kaffee und schwarzem Tee zu verzichten.[12][13]
Quellenangaben
-
J. Du, „Risk factors for gastroesophageal reflux disease, reflux esophagitis and non-erosive reflux disease among Chinese patients undergoing upper gastrointestinal endoscopic examination“, http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18023091, 17.09.2015
-
„Schwarzer Tee: doch ein Risikofaktor für Sodbrennen?“, http://www.sodbrennen-welt.de/news/200811-Schwarzer-Tee--Doch-ein-Risikofaktor-fuer-Sodbrennen.htm, 17.09.2015
-
„Schwarzer Tee“, https://www.aok.de/bundesweit/gesundheit/essen-trinken-ernaehrung-schwarzer-tee-8397.php, 17.09.2015
-
„Grüner Tee“, http://www.gesundheits-lexikon.com/Ernaehrung-Diaeten/Genussmittel/Gruener-Tee.html, 17.09.2015
-
Carol Ann Rinzler, Ken DeVault, Sodbrennen und Reflux lindern für Dummies, Wiley-VCH Verlag 2006, S. 114.
-
Thomas Lüscher, Jan Steffel (Hrsg.), Magen-Darm-Trakt, Springer Verlag 2013, S. 48ff.
-
Christoph Beglinger, Burkhard Göke, Gastroenterologie systematisch, UNI-MED-Verlag, 2007, S. 30.
-
„Ein scheinbar enges und doch weites Feld: wie hängen Kaffee und Sodbrennen zusammen?“, http://www.sodbrennen-welt.de/news/200209-Wie-haengen-Kaffee-und-Sodbrennen-zusammen.htm, 17.09.2015
-
„Gerbstoff“, http://www.chemie.de/lexikon/Gerbstoff.html#Wirkung_der_Gerbstoffe, 17.09.2015
-
„Grüner Tee vs. schwarzer Tee. Die Unterschiede“, http://www.gruener-tee-gruentee.com/gruentee-vs-schwarztee.html, 17.09.2015
-
„Heilmittel gegen Sodbrennen – welcher Tee hilft?“, http://www.gesundheit-im-netz.net/heilmittel-tee-gegen-sodbrennen-welcher-tee-hilft/, 17.09.2015
-
Lüscher, Steffel (2013): S. 53.
-
Beglinger, Göke (2007): S. 101f.
Ordnen Sie sich mit Ihrer Beschwerde genauer ein:
Wichtiger Hinweis
Die auf Sodbrennen-Wissen.de zur Verfügung gestellten Informationen sowie Kommentare und Diskussionsbeiträge können und dürfen nicht zur Erstellung eigenständiger Diagnosen und/oder einer eigenständigen Auswahl und Anwendung oder Absetzung von Arzneimitteln, sonstigen Gesundheitsprodukten oder Behandlungsmethoden verwendet werden. Viele Symptome und Beschwerden können bei verschiedenen Erkrankungen auftreten. Für eine sichere Diagnose und Behandlung muss immer ein Arzt aufgesucht werden. Die auf Sodbrennen-Wissen.de zur Verfügung gestellten Inhalte sind sorgfältig erarbeitet und werden in regelmäßigen Abständen auf ihre Richtigkeit überprüft und aktualisiert. Jedoch unterliegen die Erkenntnisse in der Medizin einem ständigen Wandel. Wir übernehmen daher keine Gewährleistung für die Vollständigkeit, Richtigkeit, Genauigkeit und Aktualität sämtlicher Inhalte auf den Webseiten.
Veröffentlicht durch: | DeGiN-Redaktion |
Erstellt am: | 23.05.2016 |
Zuletzt aktualisiert am: | 31.05.2016 |
Prüfzyklus: | Jährlich |
Die DeGiN-Redaktion
Redaktions- und Lektoratsleitung: | Lorenz Graubner, Lisa Wunsch |
Lektoren: | Dr. rer. nat. Antje Kronenberg, Cand. med. Lil Meyer-Arndt, Cand. med. Viktoria Palm, Heike Marie Westhofen (Heilpraktikerin), Claudia Sarkady (Fachlektorat) |
Art Director: | Oleg Shmykov B.A. |