Hausmittel
Zitrone gegen Sodbrennen
Zitronensaft und andere Getränke aus Zitrusfrüchten gelten in der Schulmedizin erwiesenermaßen als Auslöser für Sodbrennen und sollten demnach auch nicht zur Therapie dessen eingesetzt werden [1]. Dennoch wird die Zitrone in der Laienliteratur und in Internetforen auch als Hausmittel beschrieben. Im Folgenden werden diese Gegensätzlichkeit und die zugehörigen biologischen Zusammenhänge im Detail erörtert.
Warum hilft Zitrone bei Sodbrennen nicht?
In den meisten Fällen entsteht Sodbrennen durch zu viel Magensäure. Diese gelangt dann in die Speiseröhre und verursacht dort brennende Schmerzen im Brustbereich. Auch Husten und Kratzen im Hals können entstehen, wenn die Säure entsprechend weit in den Kehlkopfbereich zurückläuft. Demnach wäre es kontraproduktiv, zusätzlich Säure in Form von Zitronensaft zuzuführen. Dieser enthält ca. 5 % bis 7 % Zitronensäure [2]. Vergleichbar ist dieser Wert mit handelsüblichem Essig, der ebenfalls ca. 5 % Essigsäure enthält [3]. Zitronensaft kann das Sodbrennen aber nicht nur fördern, sondern den Prozess erst in Gang bringen. Wissenschaftliche Untersuchungen weisen Getränken aus Zitrusfrüchten (z. B. auch Orangen- oder Grapefruitsaft) eine sehr hohe initiatorische Wirkung zu [4].
In manchen Fällen wird die Zitrone in Bezug auf das Sodbrennen als lindernd beschrieben und auch als Hausmittel empfohlen. Dieser Widerspruch lässt sich dadurch erklären, dass Sodbrennen ebenfalls durch einen Mangel an Magensäure ausgelöst werden kann. Dieser entsteht meist auf der Basis einer Infektion mit Helicobacter pylori.Die Stoffwechselprodukte dieses Bakteriums können die Produktion von Magensäure blockieren. Der Vorgang geht dann oft mit einer Magenschleimhautentzündung (Gastritis) einher. Je nach Lokalisation (z. B. am Mageneingang) kann diese zu Schwellungen und Entzündungen in diesem Bereich führen. Durch die Entzündungsprozesse kommt es dann zu Symptomen des Sodbrennens. Zitronensaft würde in diesem Fall der fehlenden Magensäure entgegenwirken und Symptome nach der Nahrungsaufnahme (z. B. Magendruck, Schmerzen) lindern. Da die Magensäure allerdings einen wesentlich niedrigeren pH-Wert und damit einen höheren Säuregrad als der Zitronensaft aufweist, kann dieser die fehlende Magensäure nicht vollständig ausgleichen. Auch ist die Magensäure in Kombination mit Enzymen und Proteinen wichtiger Bestandteil des Verdauungsprozesses und dahingehend nicht zu ersetzen [5].
Ist es gefährlich Zitrone bei Sodbrennen anzuwenden?
Bevor bei chronischem Sodbrennen Hausmittel angewendet werden, sollte die Ursache ärztlich abgeklärt werden. Das Trinken von Zitronensaft oder anderen Getränken aus Zitrusfrüchten kann bei bereits bestehenden Schäden in der Speiseröhre diese zusätzlich belasten. Schädigungen in der Speiseröhre durch Säureeinwirkung bewirken einen Umbau der dortigen Schleimhaut (Barett-Ösophagus); dies ist mit einem erhöhten Risiko für die Entstehung vonSpeiseröhrenkrebs verbunden. Durch eine ärztliche Untersuchung kann auch die chronische Infektion mit Helicobacter pylori diagnostiziert und entsprechend behandelt werden.
Bei gelegentlichem Sodbrennen, das nicht mit einer Helicobacter pylori-Infektion im Zusammenhang steht, empfiehlt es sich, auf andere Hausmittel mit geringerem Risikopotential zurückzugreifen. Haushaltsübliches Natron kann zum Beispiel in Wasser gelöst eingenommen werden, um überschüssige Säure chemisch neutralisieren [6]. Die Einnahme von Heilerde wäre ebenfalls geeignet, da diese durch ihre feinpudrige Konsistenz eine relativ große Oberfläche besitzt und überschüssige Säure gut binden kann. Auch sollte beachtet werden, dass die Zitronensäure ebenfalls in anderen Lebensmitteln (z. B. Äpfel, Birnen, Johannisbeeren) enthalten ist und oft in reiner Form (Ascorbinsäure) als Konservierungsmittel Verwendung findet [2].
Quellenangaben
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G. Herold: Innere Medizin. Gerd Herold Verlag, 2015, S. 434–437.
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„Zitronensäure“,http://www.chemie.de/lexikon/Zitronens%C3%A4ure.html, 08.03.2016
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„Essigsäure“,http://www.chemie.de/lexikon/Essigs%C3%A4ure.html, 08.03.2016
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M. Feldman, C. Barnett, „Relationships between the acidity and osmolality of popular beverages and reported postprandial heartburn”,http://www.gastrojournal.org/article/0016-5085%2895%2990016-0/abstract?referrer=http%3A%2F%2Fwww.gastrojournal.org%2Farticle%2F0016-5085%2895%2990016-0%2Fabstract, 08.03.2016
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E. M. El Omar, K. Oien, A. El-Nujumi et al.: „Helicobacter pylori infection and chronic gastric acid hyposecretion“, Gastroenterology113/1997, S. 15–24.
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„Neutralisation",
http://www.chemie.de/lexikon/Neutralisation_%28Chemie%29.html, 16.03.2016 -
„Heilerde: Multitalent für die Hausapotheke", https://www.ugb.de/lebensmittel-im-test/heilerde/?heilerde-hausmittel, 16.03.2016
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Veröffentlicht durch: | DeGiN-Redaktion |
Erstellt am: | 23.05.2016 |
Zuletzt aktualisiert am: | 31.05.2016 |
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