Schulmedizin

Riopan gegen Sodbrennen


Hersteller:
Dr. Kade Pharma
Wirkstoff:
Magaldrat
Darreichungsform:
Kautablette, Gel zum Einnehmen
Verschreibungspflichtig:
Nein
Hauptwirkung:
Pufferung (Neutralisation) der Magensäure
Wirkstoffklasse:
Antazida
Kann bei den Beschwerden helfen:
Ja
Für Kinder geeignet:
> 12 Jahre
Für Schwangere geeignet:
Ja
Für Stillende geeignet:
Ja

Riopan ist der Handelsname eines Fertigpräparates mit dem Wirkstoff Magaldrat. Hierbei handelt es sich um eine sogenannte Aluminium-Magnesium-Schichtgitter-Verbindung [1]. Riopan gehört zur Wirkstoffklasse der Antazida. Dies ist eine Gruppe unterschiedlicher Pharmaka, welche die Magensäure binden können und sie somit neutralisieren (puffern) [1][2]. Antazida werden wegen ihrer schwachen Wirkung nur bei leichten Refluxbeschwerden wie Sodbrennen verwendet, meist im Rahmen der Selbstmedikation, denn Riopan ist nicht rezeptpflichtig[2]. Magaldrat gehört in der Gruppe der Antazida zu den Mitteln der Wahl. Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion oder generell bei einer langfristigen Einnahme von Riopan müssen die Magnesium- und Aluminiumspiegel im Blut regelmäßig kontrolliert werden[3]!

Wann ist die Einnahme von Riopan bei Sodbrennen sinnvoll?

Für Menschen, die unter gelegentlichem Sodbrennen leiden und deren Beschwerden als leicht eingestuft werden, kann Riopan ein geeignetes Medikament darstellen [2]. Treten die Beschwerden jedoch gehäuft und in verstärkter Form auf, so ist der Rat eines Mediziners einzuholen. Die Wirkung von Riopan kann hier eventuell nicht ausreichend sein.

Wann sollte auf die Einnahme von Riopan verzichtet werden?

Da Riopan nur schwach wirkt, sollte es keine Anwendung finden, wenn bereits eine Entzündung der Speiseröhre (Ösophagitis) vorliegt [2]. Dies kann jedoch nur mithilfe einer Spiegelung (Endoskopie) der Speiseröhre beurteilt werden [2]. Bei einer Ösophagitis oder bei schwerem Sodbrennen müssen geeignetere Mittel mit einer stärkeren Wirkung angewendet werden. Riopan ist hier anderen Mitteln deutlich unterlegen. Des Weiteren sollten Patienten mit Nierenfunktionsstörungen, vor allem Dialyse-Patienten, nur unter ärztlicher Kontrolle Riopan anwenden. Hier kann es zu einer Anhäufung (Kumulation) von Aluminium und Magnesium im Körper kommen [1]. Außerdem beeinflusst Riopan die Aufnahme verschiedener anderer Medikamente (s. u.), insbesondere Antibiotika der Klasse der Tetracycline und Chinolonderivate (z. B. Ciprofloxacin, Ofloxacin). Während einer Therapie mit diesen Antibiotika ist die Einnahme von Riopan (wie auch von anderen Mitteln der Gruppe der Antazida) nicht empfohlen [3]! Liegt eine hereditäre Fruktose-Intoleranz vor, so sind Riopan Kautabletten wegen ihrer Zuckerbestandteile kontraindiziert [4].

Wie und warum hilft Riopan bei Sodbrennen?

Sodbrennen ist das Leitsymptom einer gastroösophagalen Refluxerkrankung. Darunter wird der Rückfluss (Reflux) von Magensaft aus dem Magen (Gaster) in die Speiseröhre (Ösophagus) verstanden. Häufigste Ursache hierfür ist ein gestörter Verschlussmechanismus am Mageneingang; der Grund für dessen Störung ist noch unbekannt [2]. Für das Sodbrennen wird vor allem der hohe Anteil an Säure im Magensaft verantwortlich gemacht. Die Säure, die im Magen Nahrungsbestandteile aufspaltet und Keime abtötet, kann in der Speiseröhre zu Entzündungsreaktionen führen und Schmerzen auslösen.

Die Wirkung von Riopan beruht auf der sofortigen Regulierung von Magensäure, indem es die Säure neutralisiert [4]. Bei allen Antazida handelt es sich um schwache Basen, die „Gegenspieler“ der Säuren. Der Wirkstoff Magaldrat stellt ein Molekül mit einer sogenannten Schichtgitterstruktur dar [4]. Diese Struktur löst sich im Magen langsam auf und setzt Magnesium- und Aluminium-Ionen stufenweise frei. Diese Ionen können dann die Säure im Magensaft puffern (neutralisieren) [5]. Durch die stufenweise Freisetzung setzt die Pufferwirkung langsam ein und hält länger an. Der pH-Wert des Mageninhalts wird hierdurch auf Werte zwischen 3 und 5 angehoben. Gewöhnlich liegt der pH-Wert des Magens bei 0,5-1,5. (Je kleiner ein Wert auf der pH-Skala, desto „saurer“ ist das Milieu).
Riopan wirkt also nicht dem eigentlichen Reflux entgegen und hemmt nicht die Säureproduktion im Magen [1]! Seine Wirkung liegt darin, den aggressiven Effekt der Magensäure zu neutralisieren [4]. Des Weiteren bindet Magaldrat Gallensäuren und stimuliert die Bildung von schützenden Basen und Schleim im Magen. Das kann sich günstig auf eine Refluxösophagitis auswirken [1].

Was muss bei der Anwendung und Dosierung beachtet werden?

Riopan ist im Beutel als Gel zum Einnehmen oder als Kautablette (mit oder ohne Mintgeschmack) erhältlich. Ein Beutel des Gels sowie eine Kautablette enthalten jeweils die Standarddosis von 800 mg Magaldrat [4][6]. Diese Dosis kann mehrmals täglich eingenommen werden, wobei eine Tagesdosis von 8 Beuteln oder 8 Tabletten (entspricht einer Gesamtdosis von 6.400 mg Magaldrat) nicht überschritten werden soll [4][6]. Es wird empfohlen, Riopan jeweils eine und drei Stunden nach den Mahlzeiten sowie kurz vor dem Einschlafen und nicht gleichzeitig mit anderen Medikamenten einzunehmen (s. u.) [2]. Riopan sollte außerdem nicht zusammen mit säurehaltigen Getränken (z. B. Obstsäfte, Wein) oder Brausetabletten, die Säure enthalten, eingenommen werden, da diese die Aufnahme des Aluminiums verstärken, was nicht erwünscht ist [4]. Die Kautablette sollte gut gekaut und anschließend mit etwas Wasser heruntergespült oder gelutscht werden [4]. Der Beutel soll vor dem Öffnen mehrmals durchgeknetet werden; das Gel kann dann unverdünnt oder mit Flüssigkeit eingenommen werden [6]. Die Wirkung setzt schnell ein, hält jedoch nur 1–3 Stunden an [1]. Zu beachten gilt, dass Riopan nicht länger als 6 Wochen angewendet werden soll. Bleiben die Beschwerden unter der Therapie (> 2 Wochen) bestehen, ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen [2][4].

  • Was muss bei Kindern beachtet werden? Riopan ist nicht zur Behandlung von Kindern unter 12 Jahren empfohlen, da für diese Altersgruppe keine ausreichende Erfahrung vorliegt. Für Kinder ab 12 Jahren gelten dieselben Dosierungsempfehlungen wie für Erwachsene [4].
  • Was muss bei Schwangeren beachtet werden? Schwangere können Riopan zwar einnehmen, jedoch nur kurzfristig und in möglichst geringer Dosis [3]. Es wird darüber diskutiert, dass aufgenommenes Aluminium zu Störungen im Nervensystem und den Nieren des Kindes führen kann. Dafür liegen allerdings bisher keine klinischen Beweise vor [7]. In der üblichen Dosierung wurden bislang keine schädlichen Effekte für das Kind beobachtet [7]. Trotzdem sollte das Nutzen-Risiko-Verhältnis während der Schwangerschaft sorgfältig abgewogen werden [4].
  • Was muss während des Stillens beachtet werden? < Die oben genannten Aluminiumverbindungen gehen zwar in die Muttermilch über, ein Risiko für das Neugeborene ist jedoch nicht anzunehmen, da es sich hierbei nur um sehr geringe Mengen handelt [3]. Systematische Untersuchungen zur Einnahme während der Stillzeit liegen nicht vor; über Symptome bei gestillten Säuglingen wurde bisher nicht berichtet [7].

Welche Nebenwirkungen und Risiken gibt es bei Riopan?

In mehr als 10% kommt es zu weichen Stühlen oder Durchfall (Diarrhöe).

Da Magnesium und Aluminium in geringen Mengen vom Körper aufgenommen werden, kann es bei langfristiger Einnahme oder bei eingeschränkter Nierenfunktion (Niereninsuffizienz) zu erhöhten Werten im Blut kommen. Ein erhöhter Magnesiumwert im Blut (Hypermagnesiämie) birgt die Gefahr von Lähmungen und Herzrhythmusstörungen [1]. Aluminium kann sich in Nerven- und Knochengewebe ablagern und folglich zu Störungen des Gehirns (Enzephalopathie) und zu Knochenabbau führen [1].
Weitere Informationen finden sich im Beipackzettel des Herstellers.

Welche Wechselwirkungen mit anderen Wirkstoffen gibt es bei Riopan?

Riopan kann die Aufnahme (Resorption) folgender Medikamente verlangsamen und somit die Wirkung dieser Medikamente abschwächen: Allopurinol (Gichtmittel), Betablocker (Blutdrucksenker), Cephalosporine (Antibiotikum), Digitalis (Mittel bei Herzinsuffizienz), Eisensalze, Vitamin B12, Gyrasehemmer (Antibiotikum), L-Thyroxin (Schilddrüsenhormon) [1].

Außerdem ist auf eine mögliche Verstärkung der gerinnungshemmenden Wirkung von Cumarinderivaten (Warfarin) zu achten [4].
Diese Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Bei der Einnahme von mehreren Medikamenten sollte immer Rücksprache mit einem Arzt gehalten werden. Dies gilt auch für freiverkäufliche Mittel wie Riopan. Grundsätzlich sollte ein Einnahmeabstand von Riopan und anderen Pharmaka von 2 Stunden eingehalten werden [1].

Alternativen zu Riopan

Medikamente mit folgendem Handelsnamen enthalten ebenfalls Magaldrat als Wirkstoff und sind somit mit Riopan gleichzusetzen:

  • Magmed
  • Glysan
  • Magastron

Häufig gestellte Fragen

Akute Vergiftungserscheinungen sind nicht bekannt. Eine Vergiftung infolge einer Überdosierung ist unwahrscheinlich [4].

Riopan wirkt bereits nach einmaliger Einnahme. Um eine gewünschte Wirkung zu erzielen, muss also keine regelmäßige Gabe erfolgen, sondern es kann bei Bedarf eingenommen werden.

Riopan Tabletten sind bis zu 3 Jahren, Riopan Gel bis zu 5 Jahren haltbar [4][6].



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