Schulmedizin
Tabletten gegen Sodbrennen (verschreibungspflichtig): Welche helfen am besten?
Sodbrennen ist ein weitverbreitetes Beschwerdebild, das sich gut mithilfe einer gesunden Ernährung oder auch diverser Medikamente behandeln lässt. In der medikamentösen Therapie haben sich drei Wirkstoffgruppen innerhalb der letzten Jahre etabliert. Während die rezeptfreien Antazida bei Akutbeschwerden in der kurzzeitigen Selbstbehandlung verwendet werden, setzten sich bei starken und langanhaltenden Beschwerden die verschreibungspflichtigen Protonenpumpeninhibitoren und Histamin-H2-Antagonisten durch. Im folgenden Artikel werden die verschreibungspflichtigen Tabletten gegen Sodbrennen genauer betrachtet und miteinander verglichen.
Verschreibungspflichtige Medikamente erster Wahl gegen Sodbrennen
Die mit Abstand effektivsten Medikamente gegen Sodbrennen gehören zur Wirkstoffgruppe der Protonenpumpeninhibitoren, kurz PPI genannt. Mehrfach konnte in Studien eine deutlich bessere Wirkung in der Behandlung von Sodbrennen gegenüber anderen Medikamentengruppen nachgewiesen werden [1]. Protonenpumpeninhibitoren eignen sich sowohl zur Langzeittherapie bei anhaltenden Beschwerden als auch zur Vorbeugung vor möglichen Komplikationen.
Wirkstoffe und Handelsnamen
Die gebräuchlichsten Wirkstoffe sind Omeprazol, Pantoprazol und Esomeprazol.
Omeprazol:
- OMEP®
- Omeprazol ratiopharm®
- Antra®
- Omeprazol STADA®
Pantoprazol:
- Pantoprazol ADGC®
- Pantoprazol HEXAL®
- Pantoprazol – 1A Pharma®
- Pantoprazol Actavis®
Esomeprazol:
- Nexium®
- Esomeprazol Sandoz®
- Esomeprazol - CT®
- Esomeprazol STADA®
Wie und warum helfen Protonenpumpeninhibitoren bei Sodbrennen?
Das Wirkprinzip der Protonenpumpeninhibitoren steckt bereits im Namen des Wirkstoffes: Diese Medikamente inhibieren (hemmen) die Protonenpumpe, die sich in den Belegzellen der Magenschleimhaut befindet. Über diese Pumpe (H+/K+-ATPase) werden Protonen (H+) aus der Schleimhaut in die Magenhöhle gepumpt, um sich dort mit Chlorid-Ionen (Cl-) zu Salzsäure (HCl) zu verbinden. Die Salzsäure ist der Hauptbestandteil der Magensäure und gleichzeitig auch der Grund, warum die Magensäure so sauer ist. Durch Blockierung der Protonenpumpe entsteht weniger Salzsäure, wodurch das Milieu im Magen weniger sauer wird und damit auch weniger reizend auf die Schleimhaut wirkt. Hierdurch werden Beschwerden wie Sodbrennen gelindert und Komplikationen wie beispielsweise Schleimhautdefekte oder Schleimhautentzündungen vorgebeugt.
Warum stellen Protonenpumpeninhibitoren das wirksamste Mittel gegen Sodbrennen dar?
Die Wirkstoffe hemmen die Protonenpumpe irreversibel (unumkehrbar). Dies bedeutet, dass durch Bindung des Wirkstoffs an die Pumpe die Funktion der Protonenpumpe solange aufgehoben ist, bis der Körper eine neue Protonenpumpe synthetisiert hat. Sobald demnach alle vorhandenen Pumpen im Magen blockiert sind, ist die Salzsäureproduktion vollständig und langandauernd gehemmt. Dies ist bisher durch kein anderes Medikament möglich und erklärt, warum Protonenpumpeninhibitoren sich in vielen Studien gegenüber anderen Mitteln durchgesetzt haben [2].
Wann ist die Einnahme von Protonenpumpeninhibitoren weniger sinnvoll?
Protonenpumpeninhibitoren wirken zwar lang anhaltend über mindestens 36 bis 48 Stunden, jedoch tritt eine effektive Wirkung erst nach mehrmaliger Einnahme ein. Ursächlich hierfür ist die benötigte Blockierung aller vorhandenen Protonenpumpen, die nicht nach einer einmaligen Einnahme der Tabletten gewährleistet werden kann. Mit einer vollständigen Wirkung ist frühestens nach 3 Tagen bei einer einmal täglichen Einnahme zu rechnen. Folglich sollte bei Akutbeschwerden auf ein anderes Mittel zurückgegriffen werden.
Außerdem weisen Protonenpumpeninhibitoren ein großes Wechselwirkungspotenzial mit anderen Medikamenten auf. Sollten demnach gleichzeitig weitere Mittel eingenommen werden, kann die Therapie von Sodbrennen mit einem verschreibungspflichtigen Medikament zweiter Wahl sinnvoll sein [2][3].
Verschreibungspflichtige Medikamente zweiter Wahl gegen Sodbrennen
Sollten Kontraindikationen für eine Therapie mit Protonenpumpeninhibitoren bestehen, wird in der Regel auf Histamin-H2-Antagonisten als Mittel der zweiten Wahl zurückgegriffen.
Wirkstoff und Handelsnamen
Histamin-H2-Antagonisten finden sich in Form des Wirkstoffes Ranitidin beispielsweise in den folgenden Mitteln:
- Junizac®
- Zantic®
- Ranitidin Heumann®
- Ranitidin-ratiopharm®
- Ranitic®
- Sostril®
- Ranitidin-1A Pharma®
- Ranitidin STADA®
Wie und warum helfen Histamin-H2-Antagonisten bei Sodbrennen?
Die Magensäureproduktion wird durch verschiedene Botenstoffe angeregt. Histamin stellt hierbei den stärksten Stimulator dar. Durch Einnahme von Histamin-H2-Antagonisten wird die Wirkung von Histamin blockiert, was zu einer Reduzierung der Magensäureproduktionführt. Im Vergleich zu Protonenpumpeninhibitoren kann die Magensäureproduktion jedoch nicht vollständig, sondern lediglich um maximal 90 % reduziert werden. Grund hierfür ist das neben Histamin zusätzlich vorliegende Gastrin, das in geringerem Maße ebenfalls anregend auf die Magensäureproduktion wirkt und nicht durch Histamin-H2-Antagonisten in seiner Funktion eingeschränkt wird [2].
Wann ist die Einnahme von Histamin-H2-Antagonisten weniger sinnvoll?
Histamin-H2-Antagonisten wirken schneller als Protonenpumpeninhibitoren, jedoch nicht lang anhaltend. Interessanterweise lässt ihre Wirkung sogar mit zunehmender Therapiedauer nach. Aus diesem Grund kann eine Langzeittherapie mit diesen Wirkstoffen weniger effektiv sein. Der Wirkungsverlust lässt sich durch eine gesteigerte Gastrinproduktion erklären, die als kompensatorische Regulationsmaßnahme des Körpers verstanden wird [2].
Quellenangaben
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Y. S. Zhang, Q. Li, B.-S. He, R. Liu, Z.-J. Li: „Proton pump inhibitors therapy vs H2 receptor antagonists therapy for upper gastrointestinal bleeding after endoscopy: A meta-analysis“, World Journal of Gastroenterology, 21 (20)/2015, S. 6341–6345.
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M. Freissmuth, S. Offermanns, S. Böhm: Pharmakologie & Toxikologie. Springer-Verlag, 2012, S. 494 ff.
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H. Renz-Polster, S. Krautzig: Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, 2013, S. 483, S.487, S. 511.
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Veröffentlicht durch: | DeGiN-Redaktion |
Erstellt am: | 23.05.2016 |
Zuletzt aktualisiert am: | 31.05.2016 |
Prüfzyklus: | Jährlich |
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