Symptome
Sodbrennen ohne Brennen
Sodbrennen ohne Brennen – geht das überhaupt? Aus Sicht eines Mediziners ist „Sodbrennen“ die korrekte Bezeichnung für ein bestimmtes Symptom, nämlich für brennende Schmerzen hinter dem Brustbein, die bis in den Oberbauch ausstrahlen können. Der Begriff „Sodbrennen“ wird aber umgangssprachlich auch für ein physiologisches Phänomen verwendet: Er bezeichnet das Aufsteigen der Magensäure in die Speiseröhre bzw. in einigen Fällen sogar in die oberen Atemwege. Mediziner nennen dieses Phänomen einen Säurereflux. Verursacht ein Reflux keine brennenden Schmerzen hinter dem Brustbein, spricht man von einem stillen Reflux. Ein Sodbrennen ohne Brennen tritt eher selten auf und deutet in der Regel nicht auf eine ernste Grunderkrankung hin.
Sodbrennen ohne Brennen: woran kann das liegen?
Ein Säurereflux kann sich durch eine ganze Reihe von Symptomen bemerkbar machen. Neben dem typischen brennenden Schmerz kann es zu saurem Aufstoßen, Schluckstörungen, einem sauren Geschmack im Mund, Übelkeit oder sogar Erbrechen kommen. Eine Kombination dieser Symptome ohne das typische Brennen kann allerdings dennoch auf einen Reflux hindeuten. Tritt dieser regelmäßig mindestens zweimal die Woche auf, spricht man von einer gastroösophagelaen Refluxerkrankung (GERD). Das Pepsin, das in der Magensäure enthalten ist, kann aber nicht nur die Speiseröhre angreifen und schädigen, sondern auch bis in die oberen Atemwege aufsteigen. Häufig bleibt dann das Brennen aus, dafür aber treten Symptome wie Atemnot, Heiserkeit, Husten oder das Gefühl, einen Kloß im Hals zu haben (Globusgefühl) in den Vordergrund. Man spricht in diesem Fall von einem laryngopharyngealen oder extraösophagealen Reflux. Die aufsteigende Magensäure muss nicht unbedingt flüssig sein; auch in Form eines Gases kann sie die Schleimhäute schädigen. Medizinisch lässt sich ein Sodbrennen ohne Brennen nur schwer nachweisen. Eine Endoskopie kann Aufschluss über vorliegende Schädigungen der Schleimhäute geben. Als besonders modern gilt die Methode der Säuremessung im Rachen [1][2][3].
Wie können die Beschwerden gelindert werden?
Liegt eine gastroösophageale Refluxerkrankung vor, werden durch den behandelnden Arzt häufig Säureblocker verschrieben, welche die Bildung von zu viel Magensäure und damit das Aufsteigen des sauren Mageninhaltes in die Speiseröhre verhindern sollen. Aber nicht bei allen Patienten sind Säureblocker wirksam. Der Verzicht auf fettige Speisen, Alkohol, Nikotin und andere Rauschmittel sowie die Vermeidung bestimmter saurer Lebensmittel und Getränke lindern die Beschwerden zumeist. Wie genau eine solche speiseröhrenfreundliche Diät aussehen sollte, kann mit einem Arzt besprochen werden. Darüber hinaus gibt es diverse Hausmittel, die bei einer Refluxerkrankung empfohlen werden. Dazu gehören beispielsweise Milch und lauwarmer Kamillentee. Die Wirksamkeit dieser Hausmittel wurde allerdings bisher in Studien nicht oder nur ungenügend nachgewiesen [1][2].
Wann bestehen ernsthafte gesundheitliche Risiken?
Wie bei einem klassischen Reflux auch, kann die aufsteigende Magensäure die Schleimhäute der Speiseröhre schädigen. Es kann dadurch zu Zellveränderungen und im schlimmsten Fall sogar zu einem Karzinom, einer bösartigen Krebserkrankung kommen. Ein extraösophagealer Reflux kann zu einer Schwellung im Bereich des Kehlkopfes (Larynxödem) führen. Die Schwellung selbst wird als Kloß im Hals wahrgenommen und kann Schluckstörungen verursachen. Wird das Ödem zu groß, besteht akute Erstickungsgefahr. Darüber hinaus können winzige Partikel von Speiseresten, die gemeinsam mit der Magensäure aufsteigen, eingeatmet werden, was eine Lungenentzündung verursachen kann. Außerdem vermuten Mediziner inzwischen einen Zusammenhang zwischen immer wiederkehrenden Mittelohrentzündungen und häufigem Säurereflux. Kommt es also regelmäßig zu Refluxsymptomen, sollte unbedingt ein Arzt konsultiert werden. Auch dann, wenn nicht das für die Erkrankung typische Brennen hinter dem Brustbein auftritt. So können ernsthafte gesundheitliche Schäden von vornherein vermieden werden [1][2][4].
Quellenangaben
-
Thomas Lüscher, Jan Steffel (Hrsg.): Magen-Darm-Trakt. Springer, 2013, S. 48 ff.
-
Christoph Beglinger, Burkhard Göke: Gastroenterologie systematisch. UNI-MED, 2007, S. 30.
-
Joachim F. Erckenbrecht, Sven Jonas (Hrsg.): Viszeralmedizin. Interdisziplinäres Fachwissen Gastroenterologie und Viszeralchirurgie. Springer, 2015, S. 19 f.
-
Ricki Nusser-Müller-Busch (Hrsg.): Die Therapie des Facio-Oralen Trakts. Springer, 2015, S. 280.
Ordnen Sie sich mit Ihrer Beschwerde genauer ein:
Wichtiger Hinweis
Die auf Sodbrennen-Wissen.de zur Verfügung gestellten Informationen sowie Kommentare und Diskussionsbeiträge können und dürfen nicht zur Erstellung eigenständiger Diagnosen und/oder einer eigenständigen Auswahl und Anwendung oder Absetzung von Arzneimitteln, sonstigen Gesundheitsprodukten oder Behandlungsmethoden verwendet werden. Viele Symptome und Beschwerden können bei verschiedenen Erkrankungen auftreten. Für eine sichere Diagnose und Behandlung muss immer ein Arzt aufgesucht werden. Die auf Sodbrennen-Wissen.de zur Verfügung gestellten Inhalte sind sorgfältig erarbeitet und werden in regelmäßigen Abständen auf ihre Richtigkeit überprüft und aktualisiert. Jedoch unterliegen die Erkenntnisse in der Medizin einem ständigen Wandel. Wir übernehmen daher keine Gewährleistung für die Vollständigkeit, Richtigkeit, Genauigkeit und Aktualität sämtlicher Inhalte auf den Webseiten.
Veröffentlicht durch: | DeGiN-Redaktion |
Erstellt am: | 23.05.2016 |
Zuletzt aktualisiert am: | 31.05.2016 |
Prüfzyklus: | Jährlich |
Die DeGiN-Redaktion
Redaktions- und Lektoratsleitung: | Lorenz Graubner, Lisa Wunsch |
Lektoren: | Dr. rer. nat. Antje Kronenberg, Cand. med. Lil Meyer-Arndt, Cand. med. Viktoria Palm, Heike Marie Westhofen (Heilpraktikerin), Claudia Sarkady (Fachlektorat) |
Art Director: | Oleg Shmykov B.A. |