Symptome
Sodbrennen trotz Säureblocker
Als Sodbrennen wird ein hinter dem Brustbein gelegener, aufsteigender Schmerz von brennender Qualität bezeichnet [1]. Sodbrennen ist das Leitsymptom der gastroösophagealen Refluxkrankheit, bei der es zum Zurückfließen (Reflux) von saurem Magensaft in die Speiseröhre kommt [2]. Die Ursachen für die Refluxproblematik sind vielfältig. Die Therapie erfolgt in erster Linie durch Säureblocker, sogenannte Protonenpumpeninhibitoren (PPI), welche die Bildung von Magensäure blockieren. Empfohlen wird eine sogenannte „Step-down“-Therapie, bei der eine initial hohe Dosis nach 4 Wochen reduziert und nach 8 Wochen abgesetzt wird. Normalerweise sollte es innerhalb weniger Tage zu einer Verbesserung der Symptomatik kommen. Bleibt diese Besserung nach 2 bis 4 Wochen immer noch aus, wird von sogenannten „Non-Respondern“gesprochen, also Patienten, die trotz Säureblockern unter Sodbrennen leiden [3].
Sodbrennen trotz Säureblocker: Woran kann das liegen?
Das Bestehen von Sodbrennen trotz einer Therapie mit Protonenpumpeninhibitoren kann verschiedene Ursachen haben.
Einerseits kann eine nicht ausreichende Dosis des PPI Grund für das Therapieversagen sein, vor allem bei einer verminderten Bewegung (Hypomotilität) des Magens. Es kommt dann zwar zu einer geringfügigen Reduktion der Säurebildung. Jedoch wird die Magensäure durch die Hypomotilität nicht weiter Richtung Dünndarm transportiert, sondern „staut“ sich im Magen und fließt in die Speiseröhre zurück [4]. Außerdem kann der Einnahmezeitpunkt falsch gewählt sein [1]. Zudem muss sichergestellt werden, dass die Protonenpumpeninhibitoren wirklich eingenommen und nicht plötzlich nach Verbesserung der Symptome absetzt werden. Dadurch kann es zum sogenannten „Säure-Rebound“, also zu einer übermäßigen Bildung von Magensäure nach Wegfallen der Blockade, kommen.
Eine Hiatushernie, bei der Anteile des Magens durch das Zwerchfell treten, ist ebenfalls eine mögliche Erklärung für eine Therapieresistenz [4]. Ein weiterer Grund für das Anhalten von Sodbrennen trotz PPI-Therapie kann eine erhöhte Aktivität eines Enzyms in der Leber (CYP2C19) sein, sodass der Wirkstoff schneller abgebaut wird [4]. Bei einer Magenentleerungsstörung kommt es zu einer Inaktivierung der Säureblocker im Magen. Die gleichzeitige Einnahme von antientzündlichen Medikamenten (NSAR: nichtsteroidale Antirheumatika) wie z. B. Diclofenac oder Metamizol kann ebenfalls ein Grund für die Persistenz der Symptomatik sein. Schließlich besteht die Möglichkeit eines Zollinger-Ellison-Syndroms oder Gastrinoms [2]. Bei dieser Krankheit liegt ein meist bösartiger Tumor in der Bauchspeicheldrüse (80 %), im oberen Abschnitt des Dünndarms oder im Magen vor. Dieser führt zu einer übermäßigen Produktion von Gastrin, einem Hormon, das wiederum die Bildung von Magensäure anregt [2].
Wie können die Beschwerden gelindert werden?
Je nach Ursache für die Therapieresistenz gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Beschwerden zu lindern.
Zuerst ist es wichtig, dass der Patient gut über die Notwendigkeit der Einnahme auch nach Verschwinden der Symptome und den optimalen Einnahmezeitpunkt aufgeklärt ist. So wird empfohlen, die Tablette ca. 30 Minuten vor einer Mahlzeit einzunehmen, bestenfalls vor dem Frühstück [4]. Bei einer Veränderung des Leberenzyms CYP2C19 oder einer Hypomotilität des Magens kann es sinnvoll sein, die PPI-Dosis zunächst zu steigern. Im Falle der Hypomotilität kann ein Prokinetikum eingenommen werden. Dieses Medikament fördert die Bewegung des Magens und damit den Transport des Speisebreis und der Magensäure in Richtung Dünndarm [4].
Bei Vorliegen einer Hiatushernie und anhaltenden Reflux-Beschwerden kann eine Operation notwendig sein, bei welcher der Magen an seine ursprüngliche Position zurückverlagert und an der vorderen Bauchwand fixiert wird [2].
Ist ein Gastrinom der Grund für das fehlende Ansprechen auf PPI und liegen noch keine Metastasen vor, ist die operative Entfernung des Tumors Therapie der ersten Wahl und führt höchstwahrscheinlich zur Verbesserung der Symptomatik [2].
Wann bestehen ernsthafte gesundheitliche Risiken?
Bei unzureichender Behandlung des Refluxes kann es zu verschiedenen, teils schwerwiegenden Folgeerscheinungen kommen.
Bei anhaltender Säurebelastung kann sich eine Entzündung der Speiseröhre (Refluxösophagitis) entwickeln, die zu Vernarbungen und dadurch zu einer Einengung des Innendurchmessers der Speiseröhre führen kann. Es besteht außerdem die Gefahr der Bildung von Schleimhautläsionen (Ulzera), die bei fehlender Abheilung alle Wandschichten der Speiseröhre betreffen und letztendlich einen Durchbruch (Perforation) bilden können.
Die schwerwiegendste Komplikation ist der sogenannte Barrett-Ösophagus, bei dem es durch die ständige Reizung durch zurückfließende Magensäure zu einem Umbau der Schleimhaut im unteren Anteil der Speiseröhre kommt. Er stellt eine Vorstufe zum Speiseröhrenkrebs dar; daher sollte seine Entwicklung möglichst vermieden werden [5].
Quellenangaben
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Irmtraud Koop: Gastroenterologie compact. Thieme Verlag, 2013, S. 72, S. 75.
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Gerd Herold: Innere Medizin. Gerd Herold Verlag, 2013, S. 434, S. 437, S. 511, S. 439, S. 512.
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Michael Fried, Michael P. Manns, Gerhard Rogler: Magen-Darm-Trakt. Springer-Verlag, 2013, S. 50.
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Maria Pues: „Reflux – Sauer macht nicht immer lustig“, http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=53488, 19.01.2016
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Keikawus Arastéh et al.: Duale Reihe: Innere Medizin. Thieme Verlag, 2009, S. 472.
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Veröffentlicht durch: | DeGiN-Redaktion |
Erstellt am: | 23.05.2016 |
Zuletzt aktualisiert am: | 31.05.2016 |
Prüfzyklus: | Jährlich |
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