Ursachen
Sodbrennen durch Leberbeschwerden?
Der Begriff Leberbeschwerden fasst verschiedene Krankheitsbilder der Leber zusammen. So kann es durch unterschiedliche Ursachen zur Verfettung, Vernarbung oder Tumorbildung des Organs kommen. Diese Lebererkrankungen verursachen in der Regel keine Schmerzen. Sie äußern sich anfangs zumeist durch unspezifische Beschwerden wie Müdigkeit, Druck im Oberbauch oder Völlegefühl [1]. Studien zeigen, dass es bei Patienten mit Lebererkrankungen häufiger zu Sodbrennen kommt als bei Personen mit einer gesunden Leber [2][3]. Verschiedene Mechanismen sind hierfür verantwortlich. Der folgende Artikel wird dies näher erläutern.
Sodbrennen und Leberbeschwerden: Wie hängt das zusammen?
Die Leber liegt im Bauchraum direkt unter der rechten Zwerchfellkuppel. Sie ist Produktionsort der Galle und wichtigstes Organ für die Verstoffwechselung verschiedener Substanzen im Körper. So werden beispielsweise körpereigene Hormone durch die Leber abgebaut. Liegt eine Lebererkrankung vor, die zur Vernarbung des Organs führt (Leberzirrhose) oder gesundes Lebergewebe verdrängt (z. B. Tumoren), so ist diese Funktion eingeschränkt. Folge ist die Anhäufung verschiedener Stoffe im Körper (s. u).
Der Magen liegt unter der linken Zwerchfellkuppel, in Nachbarschaft zur Leber. Die Säureproduktion des Magens wird von unterschiedlichen Hormonen und Botenstoffen reguliert. Bei einer Leberzirrhose kommt es zu einem Anstieg magenstimulierender Hormone [4]. Folge ist eine erhöhte Säureproduktion [4]. Da der Säuregehalt des Magensafts dessen reizende Wirkung bestimmt, führt ein Anstieg der Säureproduktion zu einem „aggressiveren“ Saft. Fließt dieser aus dem Magen in die Speiseröhre (Reflux), verursacht er hier eine Reizung der Schleimhaut. Dies äußert sich durch das Symptom Sodbrennen.
Weiteres Botenstoffe, die durch den unzureichenden Abbau ansteigen, sind Neurotensin und Stickstoffmonoxid [2]. Diese verursachen eine „Erschlaffung“ des Schließmuskels zwischen Magen und Speiseröhre [2]. Folglich können die Organe nicht ausreichend voneinander abgedichtet werden. Magensaft gelangt so vermehrt in die Speiseröhre.
Durch komplexe Vorgänge kommt es bei Patienten mit fortgeschrittener Vernarbung der Leber zu einem Bluthochdruck in den Blutgefäßen des Bauchraums. Dies führt zum Austritt von Flüssigkeit aus den Gefäßen. Sie sammelt sich in der Bauchhöhle an und wird dann Aszites genannt. Aszites erhöht den Druck im Bauchraum und komprimiert so den Magen [2]. Reflux ist die Folge.
Verschiedene Lebererkrankungen (z. B. Lebertumoren oder Leberzirrhose) können zu einer Vergrößerung des Organs führen. Ist dies der Fall, kann es ebenfalls Druck auf den Magen ausüben und dadurch zu einem Reflux führen.
Eine weitere Komplikation des hohen Drucks in den Gefäßen ist die Ausbildung von „Krampfadern“ in der Schleimhaut der Speiseröhre (Ösophagusvarizen). Studienergebnisse lassen vermuten, dass dies zu einer Einschränkung der Eigenbewegung der Speiseröhre führt [2]. Diese Eigenbewegung transportiert den Speisebrei in Richtung Magen. Nimmt die Bewegung ab, so wird die Speiseröhre weniger effektiv von aufgestoßenem Magensaft gereinigt. Die Kontaktzeit von Magensaft und Speiseröhrenschleimhaut nimmt zu und fördert Entzündungsreaktionen.
Wie können die Beschwerden gelindert werden?
Die Maßnahmen zur Behandlung der Beschwerden sind je nach Lebererkrankung unterschiedlich. Prinzipiell ist das Abstellen der Ursache die beste Therapie. Eine Leberzirrhose beispielsweise wird in den Industrieländern vor allem durch Alkoholkonsum verursacht [1]. Der Verzicht auf Alkohol und für die Leber giftige (lebertoxische) Medikamente ist somit die wichtigste Maßnahme, die Funktion der Leber zu erhalten [1]. Liegt ein Aszites vor, ist es wichtig, den täglichen Kochsalzkonsum zu reduzieren (maximal 2 g pro Tag) [1]. Von ärztlicher Seite können je nach Schweregrad des Aszites Medikamente verschrieben werden, welche die freie Flüssigkeit austreiben.
Allgemeinmaßnahmen, die das Auftreten von Sodbrennen vermindern können, sind das Vermeiden von großen Mahlzeiten oder Essen am späten Abend sowie der Verzicht auf Kaffee, Schokolade, Nikotin, Knoblauch oder säurehaltige Getränke [1]. Schlafen mit hochgestelltem Kopfende des Bettes und Tragen von weiter Kleidung um den Bauchraum können die Beschwerden lindern [1].
Wann bestehen ernsthafte gesundheitliche Risiken?
Patienten mit Lebererkrankungen haben oft mit vielfältigen Beschwerden zu kämpfen. Prinzipiell ist es wichtig, Veränderungen wie eine Zunahme des Bauchumfangs, Gelbfärbung der Haut (Ikterus), starken Juckreiz oder geistige Verwirrung festzustellen und zeitnah einem Arzt mitzuteilen. Gelegentliches Sodbrennen ist kein Grund zur Sorge. Kommt es jedoch häufig vor oder führt zu starken Schmerzen, so sollte die Ursache abgeklärt werden. Tritt es in Verbindung mit Bluthusten oder Bluterbrechen auf, so stellt dies einen Notfall dar!
Quellenangaben
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G. Herold: Innere Medizin. Herold-Verlag, 2010, S. 528, S. 530, S. 535, S. 419.
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J. Zhang et al., „Gastroesophageal reflux in cirrhotic patients without esophageal varices”, http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3072641/, 2.12.2015
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R. Catanzaro et al., „Nonalcoholic fatty liver disease increases risk for gastroesophageal reflux symptoms“, http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24718860, 2.12.2015
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J. R. Siewert: Chirurgie. Springer-Verlag, 6. Auflage, 1998, S. 576.
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Veröffentlicht durch: | DeGiN-Redaktion |
Erstellt am: | 23.05.2016 |
Zuletzt aktualisiert am: | 31.05.2016 |
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