Hausmittel

Backpulver gegen Sodbrennen (Schwangerschaft)

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© PantherMedia / Lasse Kristensen

Die Geschichte des Backpulvers begann im 19. Jahrhundert. Backpulver wurde ursprünglich als Backtriebmittel entwickelt. Chemisch gesehen handelt es sich bei dieser Substanz um Natriumbikarbonat (Natriumhydrogenkarbonat, Natron), also um ein Salz der Kohlensäure. Wird Backpulver in Wasser aufgelöst, zerfällt es schnell in seine Einzelbestandteile (Natrium, Kohlendioxid, Wasser). Für die Nutzung als Backtriebmittel ist insbesondere die Entstehung des gasförmigen Kohlenstoffdioxids von Bedeutung, welches der Backware Volumen verleiht [1]. Neben der Nutzung als Triebmittel ist Backpulver früher auch als Säureblocker (Antazidum) bei Sodbrennen beworben worden [2]. Der folgende Text gibt einen kurzen, zeitgemäßen Überblick über die Bedeutung von Backpulver in der Behandlung von saurem Aufstoßen in der Schwangerschaft.


Wie und warum hilft Backpulver bei Sodbrennen in der Schwangerschaft?

Backpulver ist ein weißer, pulverförmiger Stoff mit laugenartigem Geschmack, der aufgrund seiner chemischen Eigenschaften als Puffermittel eingesetzt werden kann. Ein Puffermittel dient zur Neutralisierung einer Säure. Im medizinischen Kontext wird Backpulver immer noch wegen seiner puffernden Wirkung oft als Hausmittel zur Bekämpfung von Sodbrennen empfohlen.

Sodbrennen (Reflux, Pyrosis oder auch gastroösophagealer Reflux) bezeichnet ein meist schmerzhaftes Zurückfließen von saurem Magenbrei aus dem Magen zurück in die Speiseröhre. Die Ursache für dieses krankhafte Zurückfließen beruht meist auf einem unvollständigen muskulären Verschluss des Magens hin zur Speiseröhre. Zudem spielt häufig eine überschießende Produktion des sauren Magensaftes (Salzsäure) eine entscheidende Rolle für die Entstehung und Aufrechterhaltung des Sodbrennens [3].
Durch die Einnahme von Backpulver als Puffermittel kann prinzipiell die Salzsäure im Magen neutralisiert werden. Durch diese Abschwächung der aggressiven Magensäure wird in der Folge auch zeitweilig die schmerzhafte Reizung der Speiseröhrenschleimhaut unterbrochen.
Die Refluxkrankheit betrifft in westlichen Ländern etwa 10–20 % der Gesamtbevölkerung. Besonders häufig betroffen sind Schwangere. Über die Hälfte aller Schwangeren in den Industrienationen leidet an saurem Aufstoßen. Je weiter sich die Schwangerschaft dem Ende nähert, desto höher wird das Risiko, Sodbrennen zu entwickeln. Der erhöhte innere Druck in der Bauchhöhle der Schwangeren, verursacht durch den Fetus, ist meist Auslöser der Refluxbeschwerden. Darüber hinaus wird diskutiert, ob der veränderte weibliche Hormonhaushalt während der Schwangerschaft eine Schwächung des Schließmuskels zwischen Magen und Speiseröhre auslösen kann [4].

Was muss bei der Anwendung und Dosierung beachtet werden?

Backpulver ist kein zeitgemäßes Mittel zur Bekämpfung von Sodbrennen, da deutlich effektivere Therapiealternativen zur Verfügung stehen. Wer dennoch auf das gelegentlich empfohlene Hausmittel Backpulver während der Schwangerschaft zurückgreifen möchte, sollte zuerst seinen Arzt um Rat fragen.

Der führende US-amerikanische Hersteller von Backpulver empfiehlt zur Behandlung von Sodbrennen alle zwei Stunden die Einnahme eines halben Teelöffels Backpulver, aufgelöst in einem halben Glas Wasser. Täglich sollen nicht mehr als sieben halbe Teelöffel Backpulver aufgenommen werden. Ab einem Alter von 60 Jahren sollen maximal drei halbe Teelöffel Backpulver pro Tag eingenommen werden. Kinder unter fünf Lebensjahren sollten kein Backpulver erhalten [5].

Gibt es Nebenwirkungen und Risiken?

Backpulver führt wie im Kuchenteig auch im Magen zur Bildung von schäumendem Kohlenstoffdioxid. Das Kohlenstoffdioxid ist zwar in diesem Fall nicht direkt gesundheitsschädlich, kann aber zu Übelkeit und Erbrechen sowie zu Bauchschmerzen führen. Außerdem wurden bei Schwangeren, die Backpulver zur Behandlung von Sodbrennen einnahmen, Muskelschmerzen, Brustschmerzen sowie Abgeschlagenheit und Verwirrtheit beobachtet.

Bei Überschreitung der empfohlenen täglichen Höchstdosis kann es zu potenziell gefährlich Ungleichgewichten im Elektrolythaushalt kommen. In wissenschaftlichen Einzelfallberichten wurden Fälle von Muskelauflösungen (Rhabdomyolyse) und Bluthochdruck mit erhöhten Eiweißwerten im Urin (Präeklampsie, „Schwangerschaftsvergiftung“) bei Schwangeren mit übermäßigem Backpulverkonsum beschrieben [5].
Vorzugsweise sollten zur Behandlung von Sodbrennen in der Schwangerschaft zunächst einfache allgemeine Maßnahmen wie Liegen und Schlafen in leichter Oberkörperhochlage (etwa 30°) sowie weite, nicht einengende Kleidung zum Einsatz kommen. Auch sollten Bewegungen wie Bücken vermieden werden, um keinen zusätzlichen Druck auf den Magen auszuüben.
Auch die Zusammensetzung der Nahrung kann einen relevanten Einfluss auf Sodbrennen nehmen. Bevorzugt sollten mehrere kleinere Mahlzeiten über den Tag verteilt verzehrt werden. Darüber hinaus sollte auf eine möglichst eiweißreiche, aber fettarme Nahrungszusammensetzung geachtet werden, um Sodbrennen entgegenzuwirken. Besonders scharfe oder säurehaltige Lebensmittel sollten nach Möglichkeit gemieden werden. Der Konsum von Zigaretten und Alkohol sollte sich in der Schwangerschaft ohnehin verbieten.
Verschiedene schulmedizinische Wirkstoffe können auf relativ nebenwirkungsarme und vor allem effiziente Weise besser als Backpulver Beschwerden im Rahmen einer Refluxkrankheit bekämpfen. Als Mittel der ersten Wahl eignen sich in der Schwangerschaft sogenannte Antazida wie Magnesium- oder Aluminiumhydroxid oder Kalziumkarbonat.
In aller Regel klingt Sodbrennen im Rahmen der Schwangerschaft spätestens kurze Zeit nach der Geburt des Kindes wieder ab. Sollten die Beschwerden jedoch ein schwer erträgliches Ausmaß annehmen, sich nicht bessern oder allgemein Unsicherheit bestehen, sollte zur Sicherheit ein Arzt zurate gezogen werden [4]. Die hier dargestellten Informationen sind gewissenhaft recherchiert, können jedoch nur als generelle Hinweise dienen.



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