Hausmittel
Ingwer gegen Sodbrennen (Schwangerschaft)
Ingwer (Zingiber officinale) wird seit Tausenden von Jahren vor allem in den östlichen Heiltraditionen, z. B. der ayurvedischen Medizin, angewendet. Heute macht man ihn sich weltweit als therapeutisches Mittel zu Nutzen. Eine seiner häufigsten Indikationen ist Übelkeit und Erbrechen in der Schwangerschaft. Für diese Anwendung können mehrere Studien seine Wirkung belegen [1]. Sodbrennen stellt allerdings eine unerwünschte Nebenwirkung dar! Auch über die Sicherheit der Ingwereinnahme während einer Schwangerschaft herrscht noch Unklarheit. Mehr Informationen zu diesen Themen werden im folgenden Artikel erläutert.
Warum hilft Ingwer bei Sodbrennen in der Schwangerschaft nicht?
Verschiedene Studien können belegen, dass Ingwer bei schwangerschaftsinduzierter Übelkeit und Erbrechen wirksam ist [1]. Dies wird durch seine verdauungsfördernde Wirkung erklärt. Er soll die Magen-Darm-Tätigkeit ankurbeln sowie die Produktion von Verdauungssäften erhöhen, darunter auch die Produktion von Magensäure [2]. Dies fördert jedoch gleichzeitig das Auftreten von Sodbrennen!
Über die Hälfte der Schwangeren in den westlichen Industrieländern klagt über Sodbrennen, wobei die Häufigkeit (Prävalenz) mit zunehmender Schwangerschaftsdauer steigt [3]. Unter dem Einfluss hoher Gestagen- und Östrogenspiegel wird der Verschlussmechanismus am Mageneingang (Ösophagussphinkter) geschwächt. Dazu kommt ein in der Schwangerschaft erhöhter Druck im Bauchraum (intraabdomineller Druck) [3]. Durch den Uterus wird außerdem die Magenachse von vertikal nach horizontal verschoben. All das fördert ein Rücklaufen (Reflux) des Mageninhaltes in die Speiseröhre (Ösophagus). In der Schleimhaut der Speiseröhre kann der Magensaft eine Entzündungsreaktion auslösen, die zu dem Symptom Sodbrennen führt. Je höher der Säuregehalt des Magensafts, desto aggressiver ist dessen Wirkung. Eine Erhöhung der Magensäureproduktion durch Ingwer ist somit eine unerwünschte Wirkung. Ingwer ist somit bei Sodbrennen nicht nur ein unwirksames, sondern sogar ein kontraindiziertes Heilmittel.
Ist es gefährlich, Ingwer bei Sodbrennen in der Schwangerschaft zu verwenden?
Die aktuelle Studienlage zur Sicherheit von Ingwer in der Schwangerschaft kann diese Frage noch nicht vollständig beantworten. Fakt ist jedoch, dass Ingwer ab einer Tagesdosis von vier Gramm wehenfördernd (uterusstimulierend) wirken kann [1].
Es scheint aber so zu sein, dass dies erst in den letzten drei Monaten einer Schwangerschaft der Fall ist, da entsprechende Rezeptoren vorher noch nicht vorhanden sind [4]. Folglich kann es unter der Einnahme von Ingwer in diesen Monaten zu einer verfrühten Geburt kommen.
Des Weiteren gilt es zu beachten, dass Ingwer die Wirkung verschiedener Medikamente beeinflusst. So wird bei gleichzeitiger Einnahme von blutverdünnenden oder blutzuckersenkenden Mitteln (z.B Insulin) zu Vorsicht geraten, da Ingwer die Wirkung dieser Arzneien verstärken kann. Folgen können Blutungen (Hämorrhagien) oder Unterzuckerung (Hypoglykämie) sein.
Die gleichzeitige Einnahme von Ingwer mit anderen Heilpflanzen, die sich ebenfalls auf die Blutverdünnung (Knoblauch, Ginseng, Ginkgo) auswirken, ist ebenso zu vermeiden [1].
Durch die besagte Mehrproduktion von Magensäure durch Ingwer können Refluxmedikamente wie Protonenpumpeninhibitoren und H2-Blocker an Wirkung verlieren [1].
Die Selbstmedikation mit Ingwer während der Schwangerschaft ist nicht unbedenklich, da sie zu mehreren Nebenwirkungen und Interaktionen mit anderen Medikamenten führen kann. Es wird daher geraten, im Zweifel immer den Rat eines Mediziners zu suchen.
Quellenangaben
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M. Ding et al.: „The effectiveness and safety of ginger for pregnancy-induced nausea and vomiting“, Woman and Birth 26/2013, S. 29.
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N. M. Lee, S. Saha: „Nausea and vomiting of pregnancy“, http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3676933/, 15.09.2015
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W. Rath, K. Friese: Erkrankungen in der Schwangerschaft. Georg Thieme Verlag, 2005, S. 115.
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H. Fischer: Frauenheilpflanzen. Nymphenburger Verlag, 2006, S. 119f.
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Veröffentlicht durch: | DeGiN-Redaktion |
Erstellt am: | 23.05.2016 |
Zuletzt aktualisiert am: | 31.05.2016 |
Prüfzyklus: | Jährlich |
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