Schulmedizin
Rennie gegen Sodbrennen (Schwanger)
Viele Frauen klagen in der Schwangerschaft über Sodbrennen (Pyrosis). So nehmen sie häufig nach den Mahlzeiten ein ungewohntes Völlegefühl, saures Aufstoßen und Schmerzen hinter dem Brustbein wahr. Diese Symptome sind auf den Druck im Bauch, der durch das wachsende Kind ansteigt und auf die Lockerung des Bindegewebes zurückzuführen. Durch letzteres lockert sich auch die Muskulatur des unteren Speiseröhrenschließmuskels, wodurch Magensäure leichter in die Speiseröhre aufsteigen kann.
Rennie ist ein bekanntes Mittel gegen Sodbrennen. Es bindet überschüssige Magensäure und kann so zu einer Verminderung der Symptome führen. Auf seine spezielle Wirkung und Besonderheiten während der Schwangerschaft wird im folgenden Text näher eingegangen.
Wann ist die Einnahme von Rennie bei Schwangeren gegen Sodbrennen sinnvoll?
Ein ständiges Völlegefühl und saures Aufstoßen sind in der Schwangerschaft keine selten auftretenden Symptome. Besonders in den letzten Wochen und Monaten der Schwangerschaft, wenn das Kind an Größe zugenommen hat, kann das Sodbrennen für die werdenden Mütter belastend werden.
Bevor betroffene Frauen zu Medikamenten greifen, sollten sie als erstes ihre Ernährung entsprechend umstellen. Besonders fett -, zucker - und säurehaltige Nahrungsmittel sollten vermieden werden, weil diese Sodbrennen begünstigen können. Verhilft dies nicht zur Besserung, kann die Einnahme von Medikamenten in Erwägung gezogen werden.
Rennie kann helfen, die genannten Symptome zu lindern. Da es ein Antazidum ist, hilft es vor allem bei schwachem und gelegentlichem Sodbrennen. Als Teil dieser Wirkstoffklasse entfaltet es seine Wirkung eher über einen kurzen Zeitraum [1].
Wann sollten Schwangere auf die Einnahme von Rennie verzichten?
Sollte es nur sehr selten zu leichtem sauren Aufstoßen nach dem Essen kommen und steht dies auch in einem Zusammenhang mit den aufgenommen Nahrungsmitteln, so ist eine regelmäßige Einnahme von Rennie überflüssig. Betroffene können versuchen, auf besonders fett-, zucker- und säurehaltige Speisen und Getränke zu verzichten und damit das saure Aufstoßen verringern.
Ist das Sodbrennen jedoch mit starken Schmerzen verbunden, wird als äußerst belastend empfunden und steht nicht in direktem Zusammenhang mit den aufgenommen Nahrungsmitteln, so kann es sein, dass Rennie ein zu schwaches Medikament ist. Bei sehr starken Symptomen sollte ein Arzt aufgesucht werden, der eventuell ein stärker und langfristig wirksames Medikament verschreibt [1].
Sollten Allergien gegen Calciumcarbonat oder andere Inhaltsstoffe, eine eingeschränkte Nierenfunktion, ein erhöhter Calcium - oder verminderter Phosphatblutspiegel, eine erhöhte Calciumausscheidung oder eine Neigung zur Bildung von Nierensteinen vorliegen, sollte Rennie nicht eingenommen werden.
Zwischen der Einnahme von Rennie und zahlreichen anderen Medikamenten sollte ein Zeitraum von zwei Stunden liegen, da Rennie zu Wechselwirkungen mit diesen führen kann [2].
Wie und warum hilft Rennie bei Sodbrennen?
Rennie gehört zu der Wirkstoffklasse der Antazida. Antazida sind in der Lage, die überschüssige Magensäure zu neutralisieren. Man spricht auch von einer Säurepufferung durch Komplexbildung. Hierfür verantwortlich sind die in Antazida enthaltenen Mineralien und deren Metallionen [3].
Rennie enthält mit Calcium - und Magnesiumcarbonat gleich zwei Mineralien. Beide sind im gelösten Zustand basische Verbindung, d.h. sie können Protonen aufnehmen. Salzsäure hingegen ist eine saure Verbindung und kann Protonen abgegeben. Durch dieses unterschiedliche chemische Verhalten kommt es im Magen zu einer sogenannten Neutralisierungsreaktion. Hierbei reagiert die Salzsäure mit dem Calcium - und Magnesiumcarbonat, wobei es zur Bildung von Wasser und Salzen kommt [4].
Durch diesen chemischen Mechanismus führt Rennie zu einer Neutralisierung der überschüssigen Magensäure und damit zu einer Verminderung des Sodbrennens.
Antazida adsorbieren außerdem Gallensäuren und stimulieren die Schleim - und Bikarbonatsekretion des Magens, wodurch die schädliche Wirkung der Magensäure ebenfalls abgeschwächt wird [3].
Was muss bei der Anwendung und Dosierung beachtet werden?
Rennie kann als Tablette oder Pulver (Mikrogranulat) eingenommen werden.
Von den Kautabletten können bis zu dreimal täglich ein bis zwei Tabletten gekaut oder gelutscht werden. Die Maximaldosis für einen Tag beträgt 11 Kautabletten (8 g Calciumcarbonat). Die Tabletten sollten bevorzugt eine Stunde nach den Mahlzeiten oder vor dem Zubettgehen eingenommen werden [2].
Das Granulat wird ohne die Zugabe von Wasser direkt auf die Zunge gegeben. Als Einzeldosis werden ein bis zwei Beutel empfohlen. Auch das Granulat sollte eine Stunde nach den Mahlzeiten oder vor dem Zubettgehen eingenommen werden. Von den Beuteln können ebenfalls 11 pro Tag eingenommen werden.
Die Wirkung von Rennie tritt bereits nach einigen Minuten ein.
Rennie sollte nicht zusammen mit Milch aufgrund deren hohen Calciumgehalts eingenommen werden. Ein Liter Milch kann bis zu 1200 mg Calcium enthalten [5].
Rennie sollte außerdem nicht länger als 14 Tage am Stück eingenommen werden. Sollten die Beschwerden länger als 14 Tage andauern, sollte ein Arzt aufgesucht werden [2].
Welche Nebenwirkungen und Risiken gibt es für Schwangere bei Rennie?
Spezielle Nebenwirkungen oder gar schädliche Wirkungen für Schwangere sind nicht beschrieben. Jedoch sollte die Höchstdosis (8 g Calciumcarbonat) wie bei allen Medikamenten in der Schwangerschaft nicht überschritten werden.
Allgemeine Nebenwirkungen sind verschiedene bekannt. So treten sehr selten Überempfindlichkeitsreaktionen auf, die mit Hautausschlag, Nesselsucht (Urtikaria), Schwellungen in Hals - und Mundbereich (Angioödem) und einer schweren akuten allergischen Reaktion (Anaphylaxie) einhergehen können.
Bei Menschen mit eingeschränkter Nierenfunktion kann es durch die Einnahme zu einer Störung des Säure - Basen - Hauhalts kommen, was sich durch Magen - Darm - Beschwerden und Muskelschwäche äußern kann. Auch bei Menschen ohne eingeschränkte Nierenfunktion kann es zu Übelkeit, Durchfall (Diarrhö), Erbrechen und Muskelschwäche kommen [2].
Welche Wechselwirkungen mit anderen Wirkstoffen gibt es bei Rennie?
Es bestehen Wechselwirkungen zwischen Rennie und zahlreichen anderen Medikamenten. So kann Rennie die Resorption von Antibiotika aus der Gruppe der Tetrazykline, Chinolone und Cephalosporine, von Eisenverbindungen (Medikamente zur Behandlung von Eisenmangelanämie), Levothyroxin (Schilddrüsenmedikament) und anderen (siehe Packungsbeilage) vermindern.
Rennie kann den Calciumspiegel im Blut erhöhen, wodurch die Empfindlichkeit gegenüber Herzglykosiden (z.B. Digoxin) erhöht und das Risiko für Herzrhythmusstörungen gesteigert werden kann [2].
Alternativen zu Rennie
Als Alternative zu Rennie können verschiedene andere Antazida angewandt werden. Hierzu zählen z.B. Talcid und Maaloxan.
Häufig gestellte Fragen
Wird die angegebene Höchstdosis von Rennie über einen längeren Zeitraum überschritten, so kann es zu einer schwerwiegenden Erkrankung, dem Milch - Alkali - Syndrom (Burnett - Syndrom) kommen. Dieses Syndrom wird durch einen hohen Calciumblutspiegel und eine verminderte Nierenfunktion begünstigt. Es ist durch Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Verwirrung, Muskelschwäche und Benommenheit gekennzeichnet [5].
Von den Kautabletten sowie auch von den Granulatbeuteln dürfen jeweils bis zu 11 am Tag eingenommen werden. Rennie sollte nicht länger als 14 Tage angewandt werden [2] [5].
Rennie wirkt nach der Einnahme innerhalb von wenigen Minuten [5].
Da Alkohol das Auftreten von Sodbrennen begünstigt, ist es möglich, dass die Wirkung von Rennie abgeschwächt wird [1].
Über Wirkungen von Rennie auf Alkohol ist bisher nichts bekannt.
Es wird empfohlen, nicht die doppelte Dosis einzunehmen, sondern die gewohnte Dosis beizubehalten [2].
Über eine vorbeugende Wirkung von Rennie ist bisher nichts bekannt.
Rennie sollte für Kinder unzugänglich aufbewahrt werden. Weitere Angaben zur Lagerung werden vom Hersteller nicht gemacht [2].
Ja, Rennie verfügt über ein Verfallsdatum. Darüber hinaus sollte es nicht verwendet werden [2].
Das Verfallsdatum wird auf der Packung angegeben [2].
Quellenangaben
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Gerd Herold et al.: Innere Medizin. Gerd Herold Verlag, 2014, S.433-43
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„Gebrauchsinformation Rennie“, http://www.rennie.de/static/documents/rennie-gebrauchsinformationen.pdf, 5.10.2015
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Thomas Herdegen: Kurzlehrbuch Pharmakologie und Toxikologie. Georg Thieme Verlag, 2010, S. 157
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„Typische Reaktionen von Säuren und Basen“, http://daten.didaktikchemie.uni-bayreuth.de/v_chemie/4_sb_reaktionen.htm
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„Gebrauchsinformation Rennie Direkt“, http://www.rennie.de/static/documents/beipackzettel-rennie-direkt.pdf, 5.10.2015
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Veröffentlicht durch: | DeGiN-Redaktion |
Erstellt am: | 23.05.2016 |
Zuletzt aktualisiert am: | 08.03.2019 |
Prüfzyklus: | Jährlich |
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