Symptome
Sodbrennen und Übelkeit (Schwangerschaft)
Sodbrennen und Übelkeit gehören zu den häufigsten Symptomen, unter denen Frauen während einer Schwangerschaft leiden. Wichtig ist, zu unterscheiden, ob die Schwangerschaft ursächlich für die Symptome ist oder eine Grunderkrankung dafür verantwortlich ist. In der Schwangerschaft gilt besondere Vorsicht bei der Wahl von Diagnostik und Therapie. Daher sollte das Vorgehen in Absprache mit einem Frauenarzt oder einer Hebamme erfolgen [1].
Sodbrennen und Übelkeit in der Schwangerschaft: Wie hängt das zusammen?
Sowohl Sodbrennen als auch Übelkeit können in direktem Zusammenhang mit einer Schwangerschaft entstehen. Erschwert wird die Diagnostik häufig dadurch, dass beide Symptome gleichzeitig auftreten und auch durch eine Grunderkrankung ausgelöst werden können. So kann eine verstärkte Magensäureproduktion im Rahmen einer Refluxkrankheit eine starke Übelkeit auslösen. Entzündungen der Magenschleimhaut können ebenfalls mit beiden Symptomen einhergehen. Der sichere Rückschluss vom Vorliegen eines Symptoms auf eine Grunderkrankung ist somit schwierig und sollte mit ärztlicher Unterstützung erfolgen.
Zwischen 30 und 70 % der schwangeren Frauen sind von Sodbrennen betroffen. Normalerweise dient ein Schließmuskel (Sphinkter) am unteren Ende der Speiseröhre als Schutz vor einem Rückfluss (Reflux) von saurem Mageninhalt. Auch bei gesunden Menschen kann es, besonders nach dem Essen, zu einem Reflux kommen.
Während der Schwangerschaft werden zahlreiche Hormone produziert, die dafür sorgen, dass der mütterliche Körper und das Kind optimal versorgt werden. Dazu gehört auch das Hormon Progesteron. Das ist ein Steroidhormon aus der Familie der Sexualhormone. Es wirkt u. a. auf die Spannung des Speiseröhrensphinkters. Dadurch kommt es leichter zu einem Reflux. Weiterhin wird in der späten Phase der Schwangerschaft der Magen durch die wachsende Gebärmutter verdrängt. Dadurch wird die Zeit, in welcher der Magen entleert wird, verlängert. Durch die längere Verweildauer des Nahrungsbreis im Magen kommt es häufiger zum Reflux und Sodbrennen.
Etwa 50 bis 90 % der schwangeren Frauen leiden vor allem in den ersten Schwangerschaftswochen unter Übelkeit. Typischerweise sind die Beschwerden am Morgen besonders stark ausgeprägt und nehmen im Schwangerschaftsverlauf ab. Die genaue Ursache der Schwangerschaftsübelkeit ist bisher nicht ausreichend geklärt [2].
In einigen Fällen hält die Übelkeit über die erste Schwangerschaftsphase an. Der Übergang zwischen vorübergehender morgendlicher Übelkeit und anhaltender Schwangerschaftsübelkeit (Hyperemesis gravidarum) ist oft fließend. Durch das häufige Erbrechen kann es zum Gewichtsverlust und Störungen des Flüssigkeits- und Salzhaushaltes kommen. Auch für die anhaltende Schwangerschaftsübelkeit ist die genaue Ursache noch unbekannt. Ein Zusammenhang mit den erhöhten Hormonspiegeln ist bekannt; ebenso scheinen psychische Faktoren eine Rolle zu spielen [3].
Wie können die Beschwerden gelindert werden?
Theoretisch gelten bei der Behandlung von Sodbrennen in der Schwangerschaft die gleichen allgemeinen Empfehlungen wie bei nichtschwangeren Patientinnen. Dazu gehören das Verteilen der Mahlzeiten auf mehrere Tageszeitpunkte und das Vermeiden von säurehaltigen Speisen oder Getränken. Auch eine Oberkörperhochlagerung nach dem Essen kann hilfreich sein [4].
Mit Medikamenten kann ebenfalls auf das Sodbrennen eingewirkt werden. Medikamente der Gruppe der Antazida dürfen über die gesamte Schwangerschaft verordnet werden. Dabei handelt es sich um Wirkstoffe, die z. B. schützende Filmschichten im Magen bilden oder Magensäure binden. Protonenpumpenblocker, welche die Säureproduktion des Magens herabsetzen, dürfen ebenfalls verabreicht werden. In jedem Fall sollte eine Medikamenteneinnahme nur in Absprache mit einem Haus- oder Frauenarzt erfolgen [5].
Die frühe Schwangerschaftsübelkeit benötigt in den meisten Fällen keine Therapie. Bei Hyperemesis gravidarum sollte in schweren Verlaufsfällen eine stationäre Aufnahme in ein Krankenhaus erwogen werden. In vielen Fällen hilft schon die räumliche Trennung zum Alltag, um eine deutliche Besserung zu erzeugen. Auch ein Ausgleichen des Flüssigkeits- und Salzhaushaltes ist unter stationären Bedingungen leichter umzusetzen.
Wann bestehen ernsthafte gesundheitliche Risiken?
Durch den massiven Flüssigkeitsverlust kann es bei der Hyperemesis gravidarum zu schweren Stoffwechselstörungen kommen. Weiterhin können Leber- und Nierenstörungen sowie neurologische Störungen auftreten. Zu diesen teilweise lebensbedrohlichen Verlaufsformen kommt es heute nur noch selten. Im Zweifelsfall sollte bei vermehrter Übelkeit frühzeitig ein Arzt hinzugezogen werden. Auch wenn die Behandlung zunächst in einer beobachtenden Haltung besteht, kann der Frauenarzt jederzeit eine stationäre Aufnahme veranlassen [3].
Treten neben Übelkeit weitere Symptome wie rechtsseitige Bauchschmerzen oder Sehstörungen wie Doppelbilder auf, sollte umgehend ein Arzt hinzugezogen werden. In diesem Fall kann ein HELLP-Syndrom („hemolysis, elevated liver enzymes and low platelets“) vorliegen. Hier handelt es sich um eine Anpassungsstörung des mütterlichen Körpers auf die Schwangerschaft. Unbehandelt kann die Erkrankung sowohl für die Schwangere als auch für das ungeborene Kind lebensbedrohlich verlaufen [4].
Wenn sich das Sodbrennen in direkten Zusammenhang mit der Schwangerschaft bringen lässt, so kommt es ausgesprochen selten zu Komplikationen. Diese sind meist eher auf einen langjährigen Verlauf der Refluxkrankheit zurückzuführen. Nach der Schwangerschaft nimmt das Sodbrennen rasch ab. Hält das Sodbrennen über mehrere Wochen an, sollte eine ärztliche Diagnostik erfolgen. Akute Komplikationen wie Schluckbeschwerden oder blutiges Erbrechen sollten sofort ärztlich abgeklärt werden [1].
Quellenangaben
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Kay Goerke: Klinikleitfaden Gynäkologie Geburtshilfe. Urban & Fischer, 7. Auflage, 2008, S. 178.
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Jane Coad: Anatomie und Physiologie für die Geburtshilfe. Urban & Fischer, 2007, S. 209, S. 303–305.
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Klaus Diedrich: Gynäkologie und Geburtshilfe. Springer, 2. Auflage, 2007, S. 480
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Thomas Weyerstahl: Duale Reihe Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme, 4. Auflage, 2013, S. 455, S. 519 ff.
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Christof Schaefer: Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit. Urban & Fischer, 7. Auflage, 2006, S. 102
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Veröffentlicht durch: | DeGiN-Redaktion |
Erstellt am: | 23.05.2016 |
Zuletzt aktualisiert am: | 31.05.2016 |
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