Sodbrennen beim Kleinkind: Symptome (Diagnose)
Tritt Sodbrennen beim Kleinkind auf, so wird dies typischerweise durch einen Magensäurerückfluss in die Speiseröhre hervorgerufen. Dieses als gastroösophagealer Reflux bezeichnete Phänomen wird durch inadäquate Anti-Refluxmechanismen hervorgerufen. Hierzu zählen sowohl die Entspannung des unteren Speiseröhrenschließmuskels als auch eine Steigerung des Bauchinnendrucks. Beide Faktoren in Kombination lösen folglich die mit einem Magensäurerückfluss assoziierten Symptome aus [1]. In der Kleinkindperiode, von 1 bis 5 Jahren, können die Beschwerden sehr unspezifisch sein. Aus diesem Grund leiden Kinder in diesem Alter selten an Sodbrennen, sondern eher an allgemeinen Bauchschmerzen. Erst gegen Ende der Kleinkindperiode werden die Beschwerden spezifischer. Ein brennender Schmerz hinter dem Brustbein oder in der Oberbauchgegend, der als Sodbrennen definiert ist, wird hingegen typischerweise erst durch ältere Kinder deutlich angegeben [2].
Die Entspannung des unteren Ösophagusschließmuskels begünstigt den Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre. Kleinkinder nehmen diesen gastroösophagealen Reflux häufig als Bauchschmerzen wahr, jedoch seltener als direktes Sodbrennen. Typische Begleitsymptome können hierbei Übelkeit, Erbrechen von Speiseresten und Schluckstörungen sein. Die Beschwerden rufen häufig eine Verweigerung der Nahrung hervor, was zu Gewichtsverlusten und Wachstumsstörungen führen kann [2]. Bleibt ein solcher Magensäurerückfluss unbehandelt, können im weiteren Verlauf Heiserkeit, Zahnschäden, wiederholte Atemwegsinfekte mit Husten, Fieber und allgemeiner Abgeschlagenheit auftreten. Im Rahmen der Atemwegsinfekte können ebenso ein pfeifendes Atemgeräusch oder auch ein kurzzeitiges Aussetzen der Atmung beobachtet werden. Bei regelmäßigem und kontinuierlichem Reflux können zusätzlich Schleimhautschädigungen in der Speiseröhre hervorgerufen werden, die zu Schleimhautblutungen führen. Dies manifestiert sich beispielsweise durch das Erbrechen von Blut, was anhand von Erbrochenem mit kaffeesatzartigem Aussehen erkannt werden kann [3].
Die Entspannung des Speiseröhrenschließmuskels und der dadurch ausgelöste Reflux können im Kleinkindalter noch völlig normal sein. Ein solcher natürlicher Reflux wird durch das Fehlen von Begleitsymptomen oder Folgeerkrankungen erkannt [1]. Die Refluxepisoden treten typischerweise sporadisch und damit eher selten auf [4]. Symptomatischer Magensäurerückfluss beim Kleinkind kann hingegen ein Anzeichen für das Vorliegen einer gastroösophagealen Refluxkrankheit sein [1]. Dieser krankhafte Reflux ist nur schwer vom natürlichen Reflux zu unterscheiden; bei Auftreten von typischen Symptomen sollte zur Sicherheit ein Kinderarzt um Rat gefragt werden. Dieser kann mittels der Krankengeschichte, einer ausführlichen körperlichen Untersuchung sowie anschließender Diagnostik zwischen beiden Beschwerdebildern unterscheiden. Als weitere diagnostische Maßnahmen eignen sich beispielsweise die pH-Langzeitmessung sowie eine Speiseröhren-Magenspiegelung. Erstere dient zum Nachweis von Magensäurerückfluss in die Speiseröhre. Durch eine Sonde wird der pH-Wert im unteren Teil der Speiseröhre ermittelt. Liegt dieser mehrfach unter 4, ist dies ein Zeichen für das Vorhandensein von Magensäure in der Speiseröhre [5]. Durch eine kombinierte Spiegelung von Speiseröhre und Magen kann mit Hilfe einer eingeführten Kamera die Schleimhaut in der Speiseröhre und im Magen beurteilt werden. Hierdurch lassen sich frühzeitig Schleimhautdefekte und damit Komplikationen der gastroösophagealen Refluxkrankheit erkennen [3].
Die Steigerung des abdominellen Drucks löst in Zusammenspiel mit einer Erschlaffung des Speiseröhrenschließmuskels das Zurückfließen von Magensäure in die Speiseröhre aus. Diese inadäquaten Anti-Refluxmechanismen führen folglich zu gastroösophagealem Reflux. In seltenen Fällen kann auch eine gastroösophageale Refluxkrankheit entstehen, die sich durch die oben beschrieben Symptome manifestieren kann.
Siehe oben.
Diagnose der sonstigen Ursachen
Eine Zwerchfellhernie kann ebenfalls einen Magensäurerückfluss beim Kleinkind verursachen. Auch hierbei werden die Symptome, die mit der gastroösophagealen Refluxkrankheit assoziiert sind, beobachtet. Zudem kann auch eine Nahrungsmittelallergie refluxähnliche Symptome hervorrufen. Diese kommt besonders häufig im Kleinkindalter vor und zeichnet sich durch eine temporäre Überempfindlichkeit gegenüber bestimmten Lebensmitteln aus. Klassischerweise besteht eine solche Überempfindlichkeit gegenüber Soja, Kuhmilch, Hühnereiweiß und Weizen. Durch den Verzehr dieser Nahrungsbestandteile kann es zu Übelkeit, Erbrechen, saurem Aufstoßen und Nahrungsverweigerung kommen. Die Symptome ähneln dabei stark denen der gastroösophagealen Refluxkrankheit, weshalb eine Selbstdiagnose schwierig sein kann. Häufig wird jedoch ebenfalls ein Hautausschlag mit Hautrötung oder Bläschenbildung der Haut beobachtet, wodurch beide Krankheitsbilder voneinander unterschieden werden können. Eine solche allergische Reaktion kann unter Umständen auch mit Atemnot und Kreislaufversagen einhergehen, weshalb bei Verdacht auf eine Nahrungsmittelunverträglichkeit immer ein Kinderarzt konsultiert werden sollte [6].
Quellenangaben
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B. Rodeck, K.-P. Zimmer: Pädiatrische Gastroenterologie, Hepatologie und Ernährung. Springer Verlag, 2008, S. 202 ff., S. 265 f., S. 302 f.
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J. R. Lightdale et al.: „Gastroesophageal Reflux: Management Guidance for the Pediatrician”, American Academy of Pediatrics, 2013-0421, S. 1684–1695.
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G. Marx, P. Müller: „Die gastrooesophageale Refluxkrankheit im Säuglings- und Kindesalter“, http://www.swiss-paediatrics.org/sites/default/files/paediatrica/vol16/n2/pdf/12-17.pdf, 22.03.2016
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W. Piper: Innere Medizin. Springer Verlag, 2. Auflage, 2013, S. 343 f.
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H. Renz-Polster, S. Krautzig: Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, 2013, S. 487 ff.
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C. P. Speer, M. Gahr: Pädiatrie. Springer Verlag, 2013, S. 302 ff.
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Veröffentlicht durch: | DeGiN-Redaktion |
Erstellt am: | 23.05.2016 |
Zuletzt aktualisiert am: | 10.06.2016 |
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