Sodbrennen in den Wechseljahren: Ursachen
Als Wechseljahre (Klimakterium) bezeichnet man eine Phase des weiblichen Körpers, in welcher die regelmäßigen Zyklen nachlassen und die Regelblutung schließlich ganz ausbleibt. Dabei kommt es in dieser Phase zu erheblichen hormonellen Veränderungen. Damit gehen auch unterschiedliche Symptome einher, zu denen neben Hitzewallungen und Schlafstörungen auch Sodbrennen gehört [1]. Unter Sodbrennen versteht man einen stechenden, brennenden Schmerz hinter dem Brustbein. Dieser entsteht durch das Zurückfließen von saurem Mageninhalt in die Speiseröhre[2]. Für klimakterisches Sodbrennen gibt es verschiedene Ursachen, die überwiegend aufgrund hormoneller Veränderungen zustande kommen. In dem folgenden Text werden diese Mechanismen und die wichtigsten anderen Ursachen genauer erläutert.
Im Laufe der Wechseljahre greifen verschiedene komplexe hormonelle Mechanismen ineinander. Zunächst kommt es zu einem Abfall der Progesteronproduktion. Etwas zeitversetzt wird auch die Östrogenproduktion in den Eierstöcken eingestellt, sodass es zu einer Reduktion der weiblichen Geschlechtshormone im Blut kommt [1]. Typisch für diese Zeit sind kurzfristig einsetzende Symptome wie Hitzewallungen, Schweißausbrüche und Schlafstörungen.
Der genaue Mechanismus, der in dieser Phase zu vermehrtem Sodbrennen führt, ist noch nicht sicher identifiziert. Allerdings konnten Studien zeigen, dass Frauen in den Wechseljahren nahezu dreimal häufiger an Sodbrennen leiden [3]. Es wird angenommen, dass das hormonelle Ungleichgewicht die Spannung des Schließmuskels am Mageneingang beeinflusst. Denn auch während der Wechseljahre lassen sich noch Östrogenspiegel im Blut nachweisen, da der Körper aus anderen, biochemisch ähnlichen Hormonen Östrogen bilden kann[4].
Durch die hormonellen Veränderungen der Postmenopause kommt es zu einer Veränderung der Schleimhäute im Körper. Davon sind in erster Linie die Schleimhäute des Genitalbereiches betroffen. Durch das Abschwellen und Austrocknen der Schleimhäute werden Harnwegsinfekte begünstigt und der Geschlechtsverkehr erschwert [1]. Doch auch andere Schleimhäute können von Trockenheit und Sensibilisierung betroffen sein. So berichten immer wieder Patientinnen von trockenen Augen, Mundtrockenheit und vermehrt wunden Stellen im Mund [1]. Speiseröhre, Magen und Darm gehört zwar nicht zu den typischerweise betroffenen Organen, doch es kann auch hier zu einer Sensibilisierung der Schleimhaut kommen. Dadurch kann Sodbrennen neu auftreten oder sich bereits vorbestehendes Sodbrennen verschlimmern [3].
Um den mitunter sehr belastenden Symptomen der Wechseljahre entgegenzuwirken, gibt es die Möglichkeit einer Hormonersatztherapie. Das bedeutet, dass die Patientin die fehlenden Hormone medikamentös ersetzt. Die Folge sind geringer ausgeprägte Symptome wie beispielsweise Hitzewallungen und Schlafstörungen. Auch die mittelfristigen Auswirkungen der Postmenopause wie zum Beispiel eine dünner werdende Haut werden unterdrückt, wodurch die Hormonersatztherapie auch eine kosmetische Bedeutung erhält [1]. Allerdings erkauft man sich die vielen positiven Effekte zum Preise einiger negativer Nebenwirkungen. Die Schwerwiegendste ist dabei sicherlich das erhöhte Risiko, an Brustkrebs zu erkranken. Unter den anderen unerwünschten Auswirkungen ist auch ein vermehrtes Auftreten von Sodbrennen bewiesen worden [5]. Man vermutet, dass es durch die künstlichen Östrogenspiegel zu einer Erschlaffung der sogenannten glatten Muskulatur kommt. Dadurch kann der Schließmuskel am Mageneingang nicht mehr ganz dicht abschließen und der saure Nahrungsbrei gelangt in die Speiseröhre.
Sonstige Ursachen
Die Wechseljahre gehen mit einer großen Bandbreite an Symptomen einher. Dass viele Symptome individuell sehr unterschiedlich ausgeprägt auftreten, erschwert es, die zugrunde liegenden Mechanismen eindeutig zu identifizieren. Einen nicht unerheblichen Anteil an klimakterischem Sodbrennen hat auch die psychische Belastung, die mit den Wechseljahren einhergeht. Gerade bei Frauen, die auch in anderen psychisch belastenden Situationen mit Magen-Darm-Problemen reagieren, kann in der Postmenopause vermehrt Sodbrennen auftreten [1].
Quellenangaben
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T. Weyerstahl, M. Stauber: Duale Reihe Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme Verlag, 4. Auflage, 2013, S. 136 ff.
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G. Herold: Innere Medizin. Verlag Gerd Herold, 2015, S. 434–438.
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M. Infantino: „The prevalence and pattern of gastroesophageal reflux symptoms in perimenopausal and menopausal women", Journal of the American Academy of Nurse Practitioners, 2008, 20(5), S. 266–72.
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R. Klinke, H. C. Pape: Physiologie. Thieme Verlag, 6. Auflage, 2009, S. 568 f.
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Z. Zheng et al.: „Women's Health Initiative Investigators: Effects of estrogen with and without progestin and obesity on symptomatic gastroesophageal reflux," Gastroenterology, 2008, 135(1), S. 72–81.
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Veröffentlicht durch: | DeGiN-Redaktion |
Erstellt am: | 23.05.2016 |
Zuletzt aktualisiert am: | 10.06.2016 |
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