Sodbrennen nach Alkohol: Ärztliche Behandlungen
Eine Alkoholintoxikation, umgangssprachlich auch Kater genannt, geht häufig mit Refluxsymptomen wie Sodbrennen, Oberbauchschmerzen oder saurem Aufstoßen einher. Chronischer Alkoholmissbrauch begünstigt die Entwicklung einer sogenannten gastroösophagealen Refluxkrankheit (GERD). Eine Refluxkrankheit wird in der Regel medikamentös mit Säureblockern behandelt. Das gilt auch und insbesondere für den Fall, dass die Erkrankung durch Alkoholmissbrauch verursacht wurde. Nur sehr selten, bei Unverträglichkeit oder Wirkungslosigkeit der Medikamente, kommt ein operativer Eingriff als Therapie infrage [1]. Auch wenn der Alkoholkonsum bereits ein Magengeschwür (Ulcus ventriculi) verursacht hat, empfehlen Ärzte eine chirurgische Therapie nur, wenn die Symptome sich nicht medikamentös behandeln lassen [2][3].
Hat der Alkoholmissbrauch bereits die Funktionalität des Speiseröhrenschließmuskels langfristig eingeschränkt, kann eine operative Behandlung die Refluxsymptomatik eindämmen. Zusätzlich empfiehlt es sich, die Einnahme der säureblockenden Medikamente fortzusetzen. Ein chirurgischer Eingriff ist nur dann sinnvoll, wenn der Patient den Alkoholkonsum vollständig einstellt und sich ggf. einer Suchttherapie unterzieht [1].
Fundoplikatio
Bei einer Fundoplikatio handelt es sich um eine Verstärkung des Speiseröhrenschließmuskels mithilfe einer Manschette, die aus dem oberen Teil des Magens gebildet wird. Je nach operativem Verfahren wird diese Manschette ganz oder teilweise um das untere Ende der Speiseröhre gelegt, um den Muskeldruck zu erhöhen. Diese chirurgische Therapie beseitigt die Symptome bei mehr als 90 % der Patienten und ist damit äußert wirkungsvoll. Die Sterblichkeitsrate liegt bei unter 0,5 %. Es treten nur selten Komplikationen wie Blähungen oder Schluckstörungen auf [1].
Greifen Alkohol und Magensäure die Schleimhäute des Magens oder der Speiseröhre an, kommt es zu einer Magenschleimhautentzündung (Gastritis) oder einer Speiseröhrenschleimhautentzündung (Ösophagitis). In der Speiseröhre können Entzündungen langfristig zu Zellveränderungen führen, im Magen dagegen entwickeln sich bei chronischer Gastritis häufig Magengeschwüre (Ulcus ventriculi) [4]. Zunächst ist auch hier die medikamentöse Therapie einer Operation vorzuziehen. Erst wenn die Geschwüre im Magen gehäuft auftreten, wenn es zu starken Blutungen kommt oder die latenten Magenschmerzen einen großen Leidensdruck beim Patienten verursachen, kommt ein operativer Eingriff in Frage. Mögliche Verfahren sind entweder eine Magenresektion oder eine Durchtrennung des Nervus vagus (Vagotomie). Auch hier ist die Therapie einer ggf. bestehenden Suchterkrankung Bedingung für eine erfolgreiche chirurgische Behandlung [5].
Magenresektion nach Billroth
Bei diesem Eingriff werden zwei Drittel des Magens mitsamt der Geschwüre (Ulzera) entfernt. Üblicherweise ist diese Therapie die letzte Möglichkeit, einen Patienten mit solchen Ulzera zu heilen. Eine Magenresektion wird daher nur dann durchgeführt, wenn die Möglichkeit besteht, dass eines der Geschwüre bösartig sein könnte (Malignom). Sie kommt auch bei gesteigertem Leidensdruck des Patienten in Betracht oder mit der Absicht, die Ulcusbildung zukünftig zu vermeiden. Eine Magenresektion hat großen Einfluss auf den Verdauungsprozess und sollte daher nur durchgeführt werden, wenn keine andere Behandlungsmöglichkeit besteht [2][3].
Selektive proximale Vagotomie
Der Nervus vagus ist u. a. für die Bildung von Magensäure verantwortlich. Durchtrennt der Chirurg einen bestimmten Teil dieses Nervs, hemmt dies die Säurebildung und vermindert die bestehende Refluxsymptomatik des Patienten. Aufgrund der großen Wirksamkeit säureblockender Medikamente wie PPIs (Protonenpumpeninhibitoren) wird dieser Eingriff heute allerdings kaum noch durchgeführt [6].
Störungen der Eigenbewegung von Speiseröhre und Magen werden Motilitätsstörungen genannt. Solche Störungen können zwar durchaus durch Alkohol verursacht, aber nicht chirurgisch behandelt werden. Der vollständige Verzicht auf Alkohol kann allerdings die Symptomatik langfristig lindern [1][4].
Behandlung der sonstigen Ursachen
Übermäßiger Alkoholkonsum regt die Säurebildung im Magen an. Mögliche Therapiemaßnahmen sind hier der Verzicht auf das schädigende Genussmittel sowie die Einnahme von Säureblockern. Ein chirurgischer Eingriff ist in diesem Fall nicht nötig. Auch wenn es durch Alkoholintoxikation zu Übelkeit und Erbrechen und daraufhin zu Sodbrennen kommt, genügen Abstinenz und ggf. entsprechende Medikamente, um die Beschwerden zu lindern [1][4].
Quellenangaben
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[1] B. Göke, C. Begingen: Gastroenterologie systematisch. Uni-Med, 2007, S. 91ff., S. 150 ff.
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[2] B. Block: Gastointestinaltrakt. Leber, Pankreas und biliäres System. Thieme, 2006, S. 177.
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[3] M. Allgöwer, F. Harder, L. F. Hollender, H.-J. Peiper, J. R. Siewert: Chirurgische Gastroenterologie. Springer, 1981, S. 435.
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[4] T. Lüscher, J. Steffel: Magen-Darm-Trakt. Springer, 2013, S. 48 ff.
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[5] K.-H. Reutter: Chirurgie essentials. Thieme, 2001, S. 72.
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[6] V. Schumpelick: Operationsatlas Chirurgie. Thieme, 2009, S. 175.
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Veröffentlicht durch: | DeGiN-Redaktion |
Erstellt am: | 23.05.2016 |
Zuletzt aktualisiert am: | 20.10.2017 |
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