Sodbrennen nach Sport: Ursachen
Viele Menschen verspüren während oder nach dem Sport öfters Anfälle von Sodbrennen. Personen, die an der gastroösophagealen Refluxkrankheit (GERD) leiden, berichten nach Sport besonders häufig über die brennenden Schmerzen hinter dem Brustbein. Aber auch jene, die normalerweise keine Probleme mit der Speiseröhre haben, können nach Sport oftmals von den Symptomen betroffen sein. Zu den wichtigsten Ursachen für diese Anfälle zählen mechanische Ursachen wie ein erhöhter Druck im Bauchraum, Veränderungen des Blutflusses im Magen-Darm-Trakt und dadurch Verminderung der Speiseröhrenbewegungen sowie die Ernährungsgewohnheiten der Sportler.
Als einer der wichtigsten Faktoren in der Entstehung von Sodbrennen konnte der erhöhte Druck im Bauchraum identifiziert werden [1]. Durch diesen wird der Mageninhalt entgegen der normalen Richtung in die Speiseröhre gepresst. Dass die Erhöhung dieses Drucks verstärkt beim Sport auftritt, erklärt man sich unter anderem durch die vermehrten Erschütterungen der Bauchorgane beim Sport. Halb liegende oder vornübergebeugte Körperpositionen, wie etwa beim Radfahren oder CrossFit spielen hierbei ebenfalls eine Rolle [2]. Auch das verstärkte Pressen, beispielsweise beim Gewichtheben, führt zu einer Druckerhöhung im Bauchraum [3].
Beim Sport wird die Aktivität des Sympathikus verstärkt [4]. Dieser ist jener Teil des autonomen Nervensystems, der den Körper auf Kampf- und Fluchtreaktionen vorbereitet. Hierbei wird unter anderem der Blutfluss im Magen-Darm-Trakt vermindert, um mehr Blut für die Skelettmuskulatur zur Verfügung stellen zu können [4][5]. Durch diesen relativen Blutmangel verringert sich die Aktivität des gesamten Verdauungssystems und somit auch die der Speiseröhre. Ihre Beweglichkeit wird, wie auch die des Magens, herabgesetzt [6], wodurch eine Entleerung dieser beiden Organe behindert werden kann. Ebenso wird der Spannungszustand des unteren Speiseröhrenschließmuskels vermindert, wodurch der Eintritt von Mageninhalt in die Speiseröhre erleichtert wird [6]. Diese Phänomene treten belastungsabhängig auf: Bei intensiver Aktivität können sie sehr ausgeprägt sein, während sie bei geringgradigen Belastungen nur in wesentlich geringerem Ausmaß beobachtet werden; in diesen Fällen führen sie selten zu Sodbrennen.
Fettes Essen ist bekanntermaßen ein fördernder Faktor für das Auftreten von Sodbrennen [1]. Genauso kann ein stark gefüllter Magen beim Sport die Symptome intensivieren. Daher empfiehlt es sich, sich nicht direkt nach dem Essen ausgeprägter körperlicher Aktivität auszusetzen [7]. Es konnte außerdem in Studien gezeigt werden, dass Kohlensäure auch begünstigend für die Reflux-Symptome sein kann. Durch die Säure wird der pH-Wert des Mageninhalts noch weiter gesenkt – also in das saure Milieu verschoben – und damit die Aggressivität gegenüber der Speiseröhrenschleimhaut erhöht. Es gibt einen direkten Zusammenhang zwischen dem pH-Wert von konsumierten Getränken und den Symptomen von Sodbrennen [8]. Darüber hinaus führt Kohlensäure auch zu einer Verringerung des Spannungszustands des unteren Speiseröhrenschließmuskels bzw. kann diese verstärken [9]. Der dadurch nicht gut verschlossene Eingang in die Speiseröhre erleichtert das Aufsteigen der Magensäure und kann so die brennenden Schmerzen auslösen.
Sonstige Ursachen
Neuroendokrine (das Nerven- und Hormonsystem betreffende) Veränderungen während des Sports werden als Auslöser von gastroösophagealem Relux postuliert [7]. Jedoch konnten genaue Mechanismen bisher nicht erforscht werden und konkrete Hypothesen sind noch ausständig. Veränderungen des Hormonhaushalts im Magen-Darm-Trakt könnten auf noch nicht geklärtem Weg den Rückfluss von Magensaft in die Speiseröhre begünstigen.
Quellenangaben
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G. Herold: Innere Medizin. Verlag Gerd Herold, 2015, S. 434–437.
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S. M. Simons, R. G. Kennedy: „Gastrointestinal problems in runners“, Current sports medicine reports, 3/2004, S. 112–116.
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K. L. Collings et al.: „Esophageal reflux in conditioned runners, cyclists, and weightlifters“, Medicine and science in sports and exercise, 35/2003, S. 730–735.
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S. Silbernagl, A. Despopoulos: Taschenatlas Physiologie. Thieme, 2012, S. 78–85.
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F. Brouns, E. Beckers: „Is the gut an athletic organ? Digestion, absorption and
exercise“, Sports Medicine, 15/1993, S. 242–57. -
P. Deibert et al.: „Sport und Verdauungssystem“, Deutsche Medizinische Wochenschrift, 132/2007, S. 155–160.
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J. J. Waterman, R. Kapur: „Upper gastrointestinal issues in athletes“, Current sports medicine reports, 11/2012, S. 99–104.
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M. Feldman, C. Barnett: „Relationships between the acidity and osmolality of
popular beverages and reported postprandial heartburn“, Gastroenterology, 108/1995, S. 125–131. -
N. Hamoui et al.: „Response of the lower esophageal sphincter to gastric distention by carbonated beverages“, Journal of gastrointestinal surgery, 10/2006, S. 870–877.
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Veröffentlicht durch: | DeGiN-Redaktion |
Erstellt am: | 23.05.2016 |
Zuletzt aktualisiert am: | 10.01.2020 |
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