Sodbrennen durch psychischen Stress: Symptome (Diagnose)
Sodbrennen, ein brennender Schmerz hinter dem Brustbein kann durch psychische Belastungssituationen ausgelöst werden. Dieses Phänomen wird als Somatisierung bezeichnet. Für Laien ist der Unterschied zwischen einer Somatisierung und einer körperlichen Grunderkrankung häufig kaum erkennbar. Um festzustellen, ob es sich tatsächlich um ein psychosomatisches Symptom handelt, sollten mithilfe eines Arztes alle infrage kommenden körperlichen Ursachen ausgeschlossen werden. Wenn die Beschwerden auftreten, sobald der Patient einer Belastungssituation ausgesetzt ist, sollte diese Situation als mögliche Ursache in Betracht gezogen werden. Ein Anzeichen für eine psychisch bedingte Krankheitsentstehung kann das Auftreten von Beschwerden wie Schlaflosigkeit, Appetitlosigkeit oder gesteigertem Appetit, Konzentrationsstörungen oder allgemeiner Niedergeschlagenheit sein [2].
Neben Sodbrennen können alle anderen für einen Reflux typischen Symtpome auftreten. Das kann auch dann der Fall sein, wenn der Säurereflux durch psychosomatische Faktoren wie Stress und Belastungssituationen im Arbeits- oder Privatleben ausgelöst wird. Es kann unter anderem zu saurem Aufstoßen, einem sauren Geschmack im Mund und morgendlichem Reizhusten kommen. Auch Heiserkeit und das Gefühl, einen Kloß im Hals zu haben (Globusgefühl), können auftreten [1]. Dazu gesellen sich weitere Symptome, mit denen die Betroffenen auf Stress und Belastung reagieren. Diese können je nach Charakter und Lebenssituation des Patienten sehr unterschiedlich ausfallen. Es kann zum Beispiel zu Schlafproblemen, Appetitlosigkeit oder übermäßigem Appetit, sozialem Rückzug, Gereiztheit und sogar depressiven Verstimmungen kommen [3].
Zunächst sollten durch einen Facharzt alle denkbaren körperlichen Ursachen der Beschwerden ausgeschlossen werden. Wenn keine organischen Ursachen vorliegen, handelt es sich mutmaßlich um eine psychosomatische Erkrankung. Dieser Verdacht kann dadurch erhätet werden, dass der Patient bei Auftreten der Symptome meist Stressituationen ausgesetzt ist. Um die Diagnose abzusichern, kann ein Tagebuch helfen. Darin notiert der Patient den Zeitpunkt des Auftretens der Beschwerden und mögliche seelische Belastungen, welche die Beschwerden verursacht haben könnten. Die Diagnose sollte dann ggf. psychiatrisch abgesichert werden [1].
Neben Sodbrennen kann es außerdem zu Völlegefühl, Übelkeit und Schmerzen im Ober- oder Unterbauch kommen. Wer sich über Trauer und Stress mit fettiger oder süßer Nahrung hinwegtröstet, überfordert damit häufig sein Verdauungssystem. Handelt es sich nicht nur um eine Bewältigungsmaßnahme in einer belastenden Situation, kann möglicherweise eine Esssucht vorliegen. In diesem Fall ist der Betroffene allein nicht in der Lage, die Nahrungsmenge zu reduzieren und über einen längeren Zeitraum ohne „Seelentröster“ auszukommen [4].
Für den Betroffenen ist der Zusammenhang von Sodbrennen und übermäßiger Nahrungsaufnahme nicht immer ohne weiteres festzustellen. Außenstehende und Angehörige, die das Essverhalten des Betroffenen beobachten, können allerdings leicht die naheliegende Ursache der Beschwerden erkennen. Nur, wenn das Essverhalten des Patienten über eine längere Zeitspanne anhält, sollte ein Psychiater oder Psychotherapeut konsultiert werden, um eine Essstörung auszuschließen. Die Diagnose erfolgt in diesem Fall durch einen Abgleich mit den oben genannten Diagnosekriterien [4].
Bei einer depressiven Verstimmung handelt es sich um eine depressive Episode, die durch eine besondere seelische Belastungssituation ausgelöst wurde. Der Betroffene leidet unter andauernder Niedergeschlagenheit, Appetitlosigkeit oder übermäßigem Appetit und Schlaflosigkeit. E ist nicht mehr in der Lage, seine täglichen Aufgaben zu bewältigen, zieht sich aus seinem sozialen Umfeld zurück und hegt im schlimmsten Fall Suizidgedanken [5]. Bei einer Angststörung leiden die Betroffenen unter allgemeiner Ängstlichkeit, Unruhe und Nervosität, Konzentrationsschwierigkeiten, Schlafstörungen und Reizbarkeit. Die Ängste und Sorgen beziehen sich in der Regel nicht nur auf bestimmte Befürchtungen, sondern können in allen möglichen Situationen auftreten [6]. Eine Panikstörung dagegen liegt dann vor, wenn es beim Betroffenen regelmäßig zu Panikattacken mit Atemnot und völligem Kontrollverlust kommt. Durch die Angst vor der Panik werden die Attacken zusätzlich verstärkt [7]. Bei allen genannten Störungen kann es zu körperlichen Symptomen und damit auch zu Sodbrennen kommen [5][6][7].
Depressive Verstimmungen und Angst- oder Panikstörungen sollten niemals ausschließlich durch Laien diagnostiziert werden. Ein Psychiater oder Psychotherapeut besitzt die nötige Erfahrung, um zu erkennen, ob die Diagnosekriterien tatsächlich auf den Patienten zutreffen [5][6][7]. Um festzustellen, ob das Sodbrennen durch die psychische Grunderkrankung ausgelöst wird, sollte ein Facharzt mögliche organische Ursachen ausschließen [1].
Diagnose der sonstigen Ursachen
Auch der übermäßige Konsum von Alkohol, Nikotin oder Koffein kann zu Refluxsymptomen führen. Treten die Beschwerden nach dem Konsum auf, ist davon auszugehen, dass eine der genannten Substanzen die Symptome auslöst [1].
Quellenangaben
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T. Lüscher, J. Steffel: Magen-Darm-Trakt. Springer, 2014, S. 48 ff.
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„Was Sie schon immer über Reflux/Sodbrennen wissen sollten und wollten“, http://www.gastro-liga.de/download/Reflux_Sodbrennen_Web.pdf, 18.04.2016
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H. Eppel: Stress als Risiko und Chance. Kohlhammer, 2007, S. 20 f.
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S. Herpetz, M. de Zwaan, S. Zipfel: Handbuch Essstörungen und Adipositas. Springer, 2015, S. 457.
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H. Will, Y. Grabenstedt, G. Völkl, G. Banck: Depression. Psychodynamik und Therapie. Kohlhammer, 2008, S. 55 ff.
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E. S. Becker, J. Hoyer: Generalisierte Angststörung. Hogrefe, 2005, S. 4.
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S. Schmidt-Traub: Panikstörung und Agoraphobie. Hogrefe, 2014, S. 18 f.
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Veröffentlicht durch: | DeGiN-Redaktion |
Erstellt am: | 23.05.2016 |
Zuletzt aktualisiert am: | 13.06.2016 |
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