Saures Aufstoßen (beim Baby): Ursachen
Saures Aufstoßen, bei dem es zu einem Rückfluss von Mageninhalt in die Speiseröhre kommt (gastroösophagealer Reflux), ist beim Baby innerhalb gewisser Grenzen völlig normal. Treten jedoch dabei Beschwerden oder sogar Komplikationen auf, wird von der gastroösophagealen Refluxkrankheit gesprochen. Der Magensäurerückfluss wird hierbei durch verschiedene Faktoren begünstigt. Gerade beim Baby spielt häufig eine muskuläre Unreife eine bedeutende Rolle. Im folgenden Artikel soll hierauf und auf weitere wichtige Ursachen für saures Aufstoßen beim Baby eingegangen werden.
Mehr als zwei Drittel aller unter 4 Monate alten Säuglinge stößt regelmäßig auf [1]. In den meisten Fällen liegt dies an einer muskulären Unreife, die zu einer Fehlfunktion des Speiseröhrenschließmuskels führt [2]. Dieser Muskel ist am Übergang von Speiseröhre und Magen lokalisiert, wo er durch Kontrahieren einen Verschluss der unteren Speiseröhre auslöst. Hierdurch wird das Zurückfließen von Mageninhalt in die Speiseröhre verhindert. Zum Zeitpunkt der Geburt ist dieser Muskel gerade einmal 0,5 bis maximal 1 cm lang und wächst bis zum 3. Lebensmonat auf 2,5 bis 3 cm Länge. Dieses Längenwachstum des Schließmuskels ist einer von entscheidenden Faktoren, die dazu beitragen, dass ältere Säuglinge seltener an saurem Aufstoßen leiden [3]. Darüber hinaus weisen neugeborene Babys, besonders häufig frühgeborene Babys, eine inadäquate Erschlaffung des Muskels auf, die den Rückfluss von Mageninhalt begünstigt [1]. Ist eine solche muskuläre Unreife Ursache für das saure Aufstoßen beim Baby, ist meist keine Therapie notwendig und das Auftreten von Komplikationen selten. In der Regel wird das Aufstoßen mit der Zeit weniger, bis es ganz verschwindet. Nur selten bestehen gleichzeitig Beschwerden wie Husten, Erbrechen, Würgen oder Anzeichen von Schluckbeschwerden. Diese können Zeichen für das Vorliegen einer gastroösophagealen Refluxkrankheit beim Säugling sein. In diesen Fällen kann das Andicken der Säuglingsmilch mit Johannesbrotmehl oder das Anreichen von Anti-Reflux-Milch hilfreich sein. Diese Therapiemaßnahme soll dabei nicht nur das Trinken der Nahrung für das Baby erleichtern und Reflux minimieren, sondern auch das Auftreten von Komplikationen verhindern. Hierzu zählen beispielsweise eine unzureichende Gewichtszunahme bis hin zu Gedeihstörungen, sowie Heiserkeit oder Atemwegsinfekte durch verschluckte Nahrung [4].
Das Zwerchfell ist eine muskuläre Struktur, die sich komplett quer durch den Körper zieht und so den Brustkorb vom Bauchraum trennt. Durch eine kleine, dafür vorgesehene Muskellücke durchdringt die Speiseröhre das Zwerchfell und geht in der Bauchhöhle in den Magen über. Diese muskuläre Lücke im Zwerchfell umschließt dabei die Speiseröhre vollständig und wirkt so gleichzeitig unterstützend auf den Schließmuskel der Speiseröhre. In seltenen Fällen besteht jedoch eine muskuläre Schwäche, die zur Aussackung des Zwerchfells im Bereich dieser Durchtrittpunkte führt (Zwerchfellhernie). Dies kann zu einer Verlagerung von Magenanteilen in den Brustkorb führen, was folglich das Zurückfließen von Mageninhalt in die Speiseröhre begünstigt. Eine solche Zwerchfellhernie sollte operativ korrigiert werden [2].
Sonstige Ursachen
Besonders bei Babys kann aber auch eine Nahrungsmittelallergie zu regelmäßigem sauren Aufstoßen, Erbrechen, Übelkeit und Gedeihstörungen führen.Typische Nahrungsmittel, die eine solche Überempfindlichkeitsreaktion auslösen, sind Kuhmilch, Hühnereiweiß oder beispielsweise Soja. In diesem Falle sollte für mehrere Monate auf eine allergenfreie Ernährung geachtet werden und in Absprache mit einem Kinderarzt im Anschluss unter ärztlicher Aufsicht ein erneuter Provokationsversuch unternommen werden. In der Regel bestehen die meisten Allergien im Säuglingsalter nur für wenige Monate [1].
Quellenangaben
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G. Marx, P. Müller: „Die gastrooesophageale Refluxkrankheit im Säuglings- und Kindesalter“,http://www.swiss-paediatrics.org/sites/default/files/paediatrica/vol16/n2/pdf/12-17.pdf, 04.03.2016
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B. Koletzko: Kinder- und Jugendmedizin. Springer Verlag, 2013, S. 421 ff.
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J. Milla, C. Esposito: The Gastroesophageal Reflux in Infants and Children, Springer Verlag, 2004, S. 15
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G. Frongia: „ Die Gastroösophageale Refluxkrankheit im Kindesalter“, https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/fileadmin/Chirurgie/kinderchirurgie/Infoletter_08_GOER.pdf, 04.03.2016
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Veröffentlicht durch: | DeGiN-Redaktion |
Erstellt am: | 23.05.2016 |
Zuletzt aktualisiert am: | 13.06.2016 |
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