Saures Aufstoßen (beim Kleinkind): Symptome (Diagnose)
Kleinkinder, die regelmäßig an saurem Aufstoßen leiden, sind häufig gegenüber bestimmten Nahrungsmittelbestandteilen überempfindlich, was sich als allergische Reaktion bemerkbar macht. Diese ist mit sehr typischen Symptomen, wie Hautrötung, Juckreiz und Bauchschmerzen assoziiert. Aus diesem Grund lässt sich eine solche Nahrungsmittelallergie meist leicht von anderen Ursachen für saures Aufstoßen beim Kleinkind unterscheiden. Eine andere häufige Quelle für saures Aufstoßen ist die Relaxation des unteren Ösophagussphinkters. Im folgenden Artikel werden die Begleitsymptome beider Ursachen, anhand derer zwischen den verschiedenen Diagnosen unterschieden werden kann, erläutert. Auf einen Besuch beim Kinderarzt sollte allerdings nie verzichtet werden, um die Verdachtsdiagnose sicher bestätigen zu können.
Eine Nahrungsmittelallergie äußert sich klassischerweise durch eine sogenannte systemische allergische Reaktion, worunter allergiespezifische Beschwerden verstanden werden, die den gesamten Körper betreffen können. Obwohl also das Nahrungsmittel nur über den Mund in den Verdauungstrakt gelangt, entstehen häufig Begleitsymptome an der Haut oder auch den Luftwegen. Typische Begleitbeschwerden sind beispielsweise Hautrötungen mit starkem Juckreiz, die meist bereits wenige Minuten nach der Nahrungsmittelaufnahme auftreten. Sie zählen somit zur sogenannten Frühreaktion. Ebenfalls typisch ist eine Bläschenbildung der Haut, die entlang der geröteten Stellen auftreten kann. Im Bereich der Schleimhäute oder auch des Gesichts kann es zu Schwellungen der Haut kommen, die als Ödem bezeichnet werden. Besonders Kleinkinder, die zusätzlich an chronischem Ekzem (atopische Dermatitis oder auch Neurodermitis) leiden, weisen häufiger Spätsymptome auf. In diesem Zusammenhang kann ca. 6 Stunden nach Verzehr des jeweiligen Allergens eine Verschlechterung des Ekzems auftreten.
Die gastrointestinalen Beschwerden umfassen neben saurem Aufstoßen häufig Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Schluckstörungen sowie Durchfall. Bei sehr stark ausgeprägten Symptomen kann es außerdem zu Blutbeimengungen im Stuhl kommen. Bleibt der Kontakt zum Allergen über längere Zeit bestehen, können sich durch die mangelhafte Aufnahme von Nährstoffen Wachstumsstörungen entwickeln.
Des Öfteren werden Atembeschwerden beobachtet. Hierbei kann es zu einem pfeifenden Atemgeräusch bei der Einatmung kommen. Tritt eine Schleimhautschwellung im Bereich des Gaumens und des Kehlkopfes auf, kann dies akute Luftnot verursachen. Als Begleiterscheinungen werden zudem Husten sowie ein Engegefühl im Beriech der Brust beobachtet [1].
Aufgrund der sehr spezifischen Symptomatik ist es in der Regel gut möglich, die Verdachtsdiagnose einer Nahrungsmittelallergie zu stellen. Besonders der zeitliche Zusammenhang zwischen dem Verzehr des Nahrungsmittels und dem Auftreten der Symptome ermöglicht eine schnelle und zielgerichtete Diagnostik. Meist wird anschließend eine spezifische Diät eingeleitet, um das Allergen über längere Zeit gänzlich zu meiden. Können hierdurch die Symptome gelindert werden, ist die Diagnose gesichert [1].
Liegt ein Magensäurerückfluss aufgrund einer Fehlfunktion des Speiseröhrenschließmuskels vor, so äußert sich dies durch saures Aufstoßen in Kombination mit Schluckbeschwerden, Erbrechen, Würgen sowie Bauchschmerzen. Je jünger das Kleinkind ist, desto unspezifischer sind dabei die Beschwerden. Häufig klingen die Symptome mit dem Wachstum und der Ausreifung des kindlichen Verdauungstraktes ab. Bei langanhaltenden Beschwerden kann es jedoch unter anderem zu Wachstumsstörungen kommen. Zudem werden häufiger Beschwerden, die mit Erkrankungen der Atemwege assoziiert sind, beobachtet. Grund hierfür ist ein mögliches Verschlucken der heraufgewürgten Nahrung, wodurch sich Lungenentzündungen oder Asthma entwickeln können. Dies manifestiert sich durch regelmäßigen Husten, piepende Atemgeräusche bei Ein- oder Ausatmung sowie eventuell Atemnot [2].
Der durch die Relaxation des Speiseröhrenschließmuskels ausgelöste Magensäurerückfluss wird in einen natürlichen und einen krankhaften Reflux unterteilt. Aufgabe des Arztes ist es, die Symptome richtig einzuordnen und bei Verdacht auf einen krankhaften Reflux weitere Diagnostik einzusetzen. Weiterführende Diagnostik ist zum Beispiel die Begutachtung der Speiseröhrenschleimhaut mithilfe einer Kamera (Ösophaguskopie). Hierdurch können eventuelle Schleimhautschädigungen, die durch den Magensäurerückfluss verursacht werden, frühzeitig erkannt werden. Dies ermöglicht das rechtzeitige Einleiten von therapeutischen Maßnahmen. Zudem kann mittels pH-Metrie der pH-Wert der Speiseröhre bestimmt werden. Die hierzu in den unteren Teil der Speiseröhre eingebrachte Messsonde kann somit überprüfen, ob sich saurer Mageninhalt in der Speiseröhre befindet [3].
Diagnose der sonstigen Ursachen
Liegen eine körperliche Behinderung oder neuromuskuläre Erkrankung vor, so kann dies neben saurem Aufstoßen zu krankheitsspezifischen Symptomen führen. Beispielsweise zeichnet sich ein sogenanntes Prader-Willi-Syndrom durch Anpassungsstörungen im sozialen Umfeld, eine ausgeprägte Schlaffheit der gesamten Muskulatur besonders während der ersten Lebensjahre sowie eine kleine Körperstatur mit kleinen Händen und Füßen aus. In der Regel manifestiert sich eine solche Behinderung oder neuromuskuläre Erkrankung bereits im Säuglingsalter durch diese typischen Symptome [4]. Saures Aufstoßen tritt meist nur als Nebensymptom auf und ist daher nicht krankheitsspezifisch.
Quellenangaben
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C. P. Speer, M. Gahr: Pädiatrie. Springer Verlag, 2013, S. 302 ff.
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J. R. Lightdale et al.: „Gastroesophageal reflux: management guidance for the pediatrician”, American Academy of Pediatrics, 131/2013, S. 1684–1695.
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H. Renz-Polster, S. Krautzig: Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, Elsevier, 2013, S. 487 ff.
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B. Koletzko: Kinder- und Jugendmedizin, Springer Verlag, 2013, S. 562 ff.
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Veröffentlicht durch: | DeGiN-Redaktion |
Erstellt am: | 23.05.2016 |
Zuletzt aktualisiert am: | 14.06.2016 |
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