Saures Aufstoßen (beim Kleinkind): Ursachen
In den meisten Fällen wird saures Aufstoßen beim Kleinkind durch eine Nahrungsmittelallergie verursacht. Weitere Ursachen für einen Magensäurerückfluss sind unzureichende Anti-Refluxmechanismen, wie beispielsweise ein gestörter Verschluss des Speiseröhrenschließmuskels. Selten lösen neuromuskuläre Grunderkrankungen eine Bewegungsstörung der Speiseröhre aus, die ebenfalls zu saurem Aufstoßen führen kann. Im folgenden Artikel wird auf die verschiedenen Ursachen für saures Aufstoßen bei Kindern im Alter von 1 bis 5 Jahren eingegangen.
Nahrungsmittelallergien treten bei fast 10 % der Kinder in der westlichen Bevölkerung auf. Besonders häufig sind Kinder mit Ekzem (Neurodermitis, atopische Dermatitis) betroffen. Unter einer Allergie wird eine Überempfindlichkeit gegenüber bestimmten Stoffen verstanden, die durch eine gestörte Reaktion des Immunsystems hervorgerufen wird. Typische Allergene im Kindesalter sind Kuhmilch, Hühnereiweiß, Nüsse, Fisch, Weizenmehl und Soja. Klassischerweise heilt die Allergie gegenüber Kuhmilch und Hühnereiweiß innerhalb weniger Jahre von selbst aus und tritt daher nur zeitlich begrenzt auf. Sehr häufig werden diese Allergien daher nur im Säuglings- und Kleinkindalter beobachtet.
Auffällig wird eine Nahrungsmittelallergie durch eine allergische Reaktion, die bis zu 2 Stunden nach Aufnahme des Allergens ausbricht. In einigen Fällen können die Symptome im Rahmen einer Spätreaktion erst 24 bis 48 Stunden später auftreten. Zu den typischen allergischen Reaktionen gehören Hautrötungen mit Juckreiz, Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Schluckstörungen sowie saures Aufstoßen. Der Rückfluss von Mageninhalt wird besonders häufig im Zusammenhang mit einer Allergie gegenüber Zerealien, Kuhmilch, Soja und Hühnerfleisch beobachtet. Bei stark ausgeprägter Symptomatik kann es zu Atemnot und schockähnlichen Zuständen mit Kreislaufzusammenbruch kommen [1].
Eine weitere häufige Ursache für saures Aufstoßen bei einem Kleinkind stellt eine unzureichende Funktion des Schließmuskels der Speiseröhre (Ösophagusspinkter) dar. Dieser Schließmuskel liegt am unteren Ende der Speiseröhre direkt am Übergang zum Magen. Im Rahmen des Schluckaktes spannt sich dieser Muskel an und verhindert dadurch das Zurückfließen von Mageninhalt in die Speiseröhre. Bei Kleinkindern, die an saurem Aufstoßen leiden, wird jedoch häufig beobachtet, dass sich dieser Schließmuskel entspannt (relaxiert), anstatt zu kontrahieren. Hierdurch bleibt der Übergang von Speiseröhre und Magen geöffnet und Mageninhalt fließt leichter in die Speiseröhre zurück [2]. Während ältere Kinder dies als brennenden Schmerz hinter dem Brustbein oder im Oberbauch verspüren, können die Beschwerden von saurem Aufstoßen beim Kleinkind sehr unspezifisch bleiben. Erbrechen, Würgen, Bauchschmerzen, Nahrungsverweigerung und Gewichtsverlust gehören dazu. Bei lang andauerndem Magensäurerückfluss können auch Gedeihstörungen, Heiserkeit, Schluckbeschwerden sowie gehäufte Atemwegsinfekte durch verschluckten Nahrungsbrei auftreten [3].
Sonstige Ursachen
Bei gesunden Kleinkindern wird saures Aufstoßen im Vergleich zu Säuglingen seltener beobachtet. Bei Kleinkindern mit einer Grunderkrankung oder Behinderung tritt saures Aufstoßen hingegen weitaus häufiger auf. Kinder mit einer körperlichen Behinderung leiden beispielsweise in 75 % der Fälle an regelmäßigem Reflux [4]. Häufig wird dieses Beschwerdebild im Zusammenhang mit neuromuskulären Erkrankungen beobachtet. Neuromuskuläre Erkrankungen zeichnen sich durch eine gestörte Funktion der Muskeln und Nerven aus. Daraus kann eine gestörte Ansteuerung oder Funktion der Muskulatur resultieren. Neuromuskuläre Erkrankungen können auch zu einer Funktionsstörung der Speiseröhrenmuskulatur führen. Die Speiseröhre ist ein Muskelschlauch, der durch abwechselnde Kontraktion verschiedener Bereiche eine wellenförmige Bewegung auslöst (Peristaltik). Hierdurch wird die Nahrung in den Magen transportiert sowie aufgestoßener Mageninhalt zurück in den Magen befördert. Eine gestörte Peristaltik kann die Transportfunktion der Speiseröhre begrenzen. Zudem liegt häufig eine eingeschränkte Funktion des Schließmuskels vor, was ebenso saures Aufstoßen begünstigt. Außerdem kann das Zwerchfell im Rahmen einer neuromuskulären Erkrankung betroffen sein. Dieser Muskel spannt sich quer durch die Körperhöhle und trennt den Brustkorb von Bauchraum. Die Speiseröhre tritt durch eine kleine Muskellücke durch das Zwerchfell und geht in der Bauchhöhle direkt in den Magen über. Bei Kontraktion des Zwerchfells wird folglich die Speiseröhre etwas verengt und dadurch der Schließmuskel unterstützt, Aufstoßen von Mageninhalt zu verhindern. Das Zusammenspiel von gestörter Peristaltik, unzureichendem Verschluss des Schließmuskels sowie Verlust einer Schließmuskel unterstützenden Wirkung durch das Zwerchfell können letztendlich saures Aufstoßen hervorrufen [1].
Quellenangaben
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C. P. Speer, M. Gahr: Pädiatrie. Springer Verlag, 2013, S. 302 ff., S. 906 ff.
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G. Marx, P. Müller: „Die gastrooesophageale Refluxkrankheit im Säuglings- und Kindesalter“,http://www.swiss-paediatrics.org/sites/default/files/paediatrica/vol16/n2/pdf/12-17.pdf, 15.03.2016
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J. R. Lightdale et al.: “Gastroesophageal Reflux: Management Guidance for the Pediatrician”,http://pediatrics.aappublications.org/content/pediatrics/early/2013/04/24/peds.2013-0421.full.pdf, 21.03.2016
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G. Frongia: „ Die Gastroösophageale Refluxkrankheit im Kindesalter“, https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/fileadmin/Chirurgie/kinderchirurgie/Infoletter_08_GOER.pdf, 15.03.2016
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Veröffentlicht durch: | DeGiN-Redaktion |
Erstellt am: | 23.05.2016 |
Zuletzt aktualisiert am: | 14.06.2016 |
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