Schulmedizin

PPI gegen starkes Sodbrennen


Darreichungsform:
Kapsel, Tablette, Infusion
Verschreibungspflichtig:
Ja
Hauptwirkung:
Hemmung der Magensäurebildung
Wirkstoffklasse:
Protonenpumpeninhibitoren (PPI)
Kann bei den Beschwerden helfen:
Ja
Für Kinder geeignet:
Ja
Für Schwangere geeignet:
Strenge Indikationsstellung
Für Stillende geeignet:
Strenge Indikationsstellung

Die Abkürzung PPI steht für den Begriff Protonenpumpeninhibitoren (Protonenpumpenhemmer). Hierunter wird eine Gruppe von bisher fünf Medikamenten (s. u.) verstanden, die alle denselben Wirkmechanismus aufweisen. Wie der Name schon sagt, hemmen sie die Protonenpumpen in den Belegzellen des Magens und führen somit dosisabhängig zu einer fast vollständigen Unterbindung der Magensäureproduktion [1].

PPIs weisen bei der gastroösophagealen Refluxkrankheit (engl. GERD), der Hauptursache für Sodbrennen, eine schnelle und hohe Heilungsrate von ca. 90 % auf [1]. Dadurch gehören sie zu den effektivsten Wirkstoffen in der Refluxbehandlung und somit zu einer wichtigen Medikamentengruppe bei der Behandlung von starkem Sodbrennen [2].

Wann ist die Einnahme von PPIs bei starkem Sodbrennen sinnvoll?

Während gelegentliches Sodbrennen nicht direkt mit PPIs behandelt werden muss, stellt das regelmäßige Auftreten von starkem Sodbrennen eine mögliche Indikation für PPIs dar. Dies gilt sowohl für Sodbrennen mit einer bereits bestehenden Entzündung der Speiseröhre (Ösophagitis) als auch für Sodbrennen mit fehlender Entzündungsreaktion [3]. An dieser Stelle sei erwähnt, dass eine Ösophagitis nur mittels einer Spiegelung der Speiseröhre (Endoskopie) diagnostiziert werden kann.

Oftmals werden PPIs auch zur eigentlichen Diagnosestellung genutzt, denn für Sodbrennen muss nicht immer ein Reflux von Magensäure verantwortlich sein. Bessert sich die Symptomatik unter einer 1–2-wöchigen Therapie mit einem PPI, so dürfte es sich um eine gastroösophageale Refluxkrankheit gehandelt haben [4].

PPIs finden sowohl in der Akut- als auch in der Dauertherapie von Sodbrennen Anwendung.

Wann sollte auf die Einnahme von PPIs verzichtet werden?

Da gelegentliches leichtes Sodbrennen physiologisch ist und zunächst andere Maßnahmen wie z. B. das Vermeiden von Kaffee, Alkohol und großen Speisemengen Abhilfe leisten können, bedarf dies keiner Therapie mit einem PPI [1].

Außerdem muss nicht immer ein Überschuss an Säure für das Sodbrennen verantwortlich sein. Kommt es durch PPIs zu keiner Besserung der Symptomatik, so muss abgeklärt werden, welche andere Ursache vorliegen kann. Beispiele hier sind eine alkalische Refluxkrankheit oder ein funktionelles Sodbrennen [3].

Liegt bereits eine Ösophagitis vor, so ist es wichtig, deren Schweregradfestzustellen. Grad 4 bezeichnet die schwerste Form der Ösophagitis, bei welcher die alleinige Einnahme von PPIs meist nicht mehr ausreicht und eine operative Therapie in Erwägung gezogen werden muss [1].

Wie und warum helfen PPIs bei starkem Sodbrennen?

PPIs hemmen die Säureproduktion des Magens und machen auf diese Weise den Magensaft weniger aggressiv. Auch Medikamente anderer Wirkstoffklassen (z. B. H2-Blocker) zeigen eine ähnliche, jedoch deutlich schwächere Wirkung [1]. Die Magensäure wird von den Belegzellen in der Magenwand sezerniert. Diese Zellen enthalten in ihrer Zellmembran sogenannte Protonenpumpen.Diese pumpen die sauren H+-Ionen aus dem Inneren der Zelle in das Magenlumen und produzieren somit die Magensäure.

Werden PPIs über den Mund aufgenommen, gelangt der Wirkstoff über die Darmschleimhaut in den Blutkreislauf und von dort in die Belegzellen des Magens. Hier binden sie an die Protonenpumpen und bewirken derenirreversible, d. h. nicht wieder rückgängig zu machende Hemmung [1]. Allerdings werden die Protonenpumpen ständig neu produziert; daher ist die Wirkung der PPIs zeitlich begrenzt.
Die säurehemmende Wirkung hilft, die Schleimhaut der Speiseröhre zu schonen und eventuelle Entzündungen schneller heilen zu lassen. Des Weiteren verbessert sie die Bewegung der Speiseröhre und den Verschluss des Mageneingangs [5].

Was muss bei der Anwendung und Dosierung VON PPIs beachtet werden?

PPIs sind je nach Wirkstoff in unterschiedlichen Darreichungsformen erhältlich.Omeprazol und Pantoprazol können beispielsweise sowohl über den Mund (per os, p. o.) als auch über die Venen (intravenös, i. v) verabreicht werden. Im Weiteren wird nur auf die Verabreichung per os eingegangen. Die üblichen Standarddosierungen unterscheiden sich für die einzelnen Wirkstoffe der Gruppe der PPIs und werden daher im Folgenden einzeln aufgelistet. Sie gelten für die Indikation der akuten Refluxösophagitis bei Erwachsenen:

Omeprazol, Rabeprazol, Esomeprazol: 20 mg/Tag
Pantoprazol: 40 mg/Tag
Lansoprazol: 30 mg/Tag [1]

Zu Beginn der Behandlung werden die hier genannten Dosen empfohlen, um eine schnelle Wirkung zu erzielen. Anschließend wird die Behandlung mit einer halb so großen „Erhaltungsdosis“ fortgesetzt [1]. Die Einnahme sollte am besten morgens eine halbe Stunde vor dem Frühstück erfolgen. Falls es nachts zu verstärkten Symptomen kommt, kann die Tagesdosis auf zwei Einzeldosen verteilt werden, wobei eine morgens und eine abends, jeweils eine halbe Stunde vor den Mahlzeiten, eingenommen wird [1].

Was muss bei Kindern beachtet werden?

Die Anwendung von PPIs bei Kindern ist prinzipiell möglich. Es ist jedoch immer angeraten, einen Arzt aufzusuchen, um das genaue Vorgehen zu klären. Die Dosierung bei Kindern erfolgt gewichtsangepasst, entspricht somit also nicht den gewöhnlichen Standarddosierungen. Vor allem bei Neugeborenen ist die Erfahrung mit PPIs noch nicht groß genug, um sicher sagen zu können, dass sie keine schädliche Wirkung haben. Die Anwendung von PPIs bei Neugeborenen ist daher nur auf Einzelfälle beschränkt und liegt im Ermessen des behandelnden Kinderarztes [5]. Omeprazol ist erst ab einem Jahr zugelassen [5].

Was muss bei Schwangeren beachtet werden?

Studien zufolge ist die Anwendung von PPIs bei Frauen im ersten Schwangerschaftsdrittel offenbar sicher. Allerdings scheint der Gebrauch von PPIs (außer von Omeprazol) in den 4 Wochen vor der Befruchtung mit einem Risiko von Geburtsfehlern verbunden zu sein [6]. Generell muss gesagt werden, dass die Studienlage zu dieser Frage sehr dünn ist und die Anwendung von PPIs während der Schwangerschaft daher gut überlegt sein muss [7]. Ein Arzt sollte immer zurate gezogen werden.

Was muss während des Stillens beachtet werden?

Es ist bekannt dass PPIs in die Muttermilch übergehen. Welche Auswirkungen sie dann auf das Neugeborene haben, ist jedoch bisher nicht durch ausreichende Studien belegt. Somit wird geraten, auch in der Stillzeit PPIs nur nach Absprache mit einem Arzt und nur mit strenger Indikationsstellung einzunehmen [8].

Welche Nebenwirkungen und Risiken gibt es bei PPIs?

Die häufigsten Nebenwirkungen sind Magen-Darm-Beschwerden (z. B. Durchfall), Schwindel, Kopfschmerzen und Stimmungsschwankungen [1]. Sehr selten kommt es zu Seh- oder Hörstörungen, Hautausschlägen (Exanthem) oder Nierenschäden [1]. Der ausgelöste Mangel an Magensäure begünstigt außerdem die Besiedlung des Magens mit Bakterien. Das Risiko für Lungenentzündungen ist leicht erhöht [1]. Die langfristige Unschädlichkeit der PPI Einnahme ist nicht bewiesen [5]!

Weitere Informationen können dem Beipackzettel des jeweiligen Herstellers entnommen werden.

Welche Wechselwirkungen mit anderen Wirkstoffen gibt es bei PPIs?

Da PPIs über die Leber verstoffwechselt werden, führen sie zu einem verzögerten Abbau von anderen Medikamenten wie beispielsweise Phenytoin,Diazepam (beides Mittel gegen Epilepsie = Antiepileptika) und Warfarin(blutverdünnendes Mittel) [9]. Dies führt zu einer längeren und verstärkten Wirkung dieser Medikamente. Außerdem kann die verminderte Säure zu einer verzögerten Aufnahme von beispielsweise HIV-Medikamenten oder Eisensalzen führen [9].

Eine Einnahme mehrerer Medikamente ist wegen der möglichen Wechselwirkungen immer mit einem Arzt abzuklären!

Häufig gestellte Fragen

In Tierexperimenten kam es zum Auftreten von Krebserkrankungen. Auch beim Menschen steht der langfristige Gebrauch unter Verdacht, Schleimhautveränderungen zu verursachen, die zu Krebs führen können [5].

Ja. Je nach Medikament und Hersteller gibt es für PPIs ein Verfallsdatum, welches der Packungsbeilage entnommen werden kann.

PPIs werden heutzutage sehr häufig und auch unnötig verschrieben. Sie sind jedoch keine nebenwirkungsfreien Medikamente und sollten nur dann eingenommen werden, wenn die entsprechende Indikation vorliegt [5].



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