Sodbrennen und Blähungen: Ursachen
Viele Menschen leiden gelegentlich unter Sodbrennen und Blähungen. Häufig ist dafür eine falsche Ernährung verantwortlich. Zu große oder zu fettige Portionen überfordern Magen und Darm. Kommen dann noch blähende Lebensmittel oder viele Ballaststoffe hinzu, verstärkt dies die Beschwerden. Seltener steckt jedoch eine echte Nahrungsmittelunverträglichkeit oder -allergie dahinter. Auch funktionelle Beschwerden, wie das Reizmagen- und Reizdarmsyndrom, können die Symptome auslösen. Der folgende Text erklärt die Zusammenhänge und worin die Unterschiede zwischen den möglichen Ursachen von Sodbrennen und Blähungen bestehen.
Die Verdauung des Menschen wird stark dadurch beeinflusst, welche Lebensmittel und in welcher Menge diese verzehrt werden. So können zu große Portionen den Magen stark dehnen und so ein Aufsteigen von Magensäure in die Speiseröhre begünstigen [1]. Die Folge davon kann Sodbrennen sein, ein starkes brennendes Gefühl hinter dem Brustbein. Auch der Darm kann mit großen Portionen schlechter umgehen – je länger das Essen im Darm verbleibt, desto eher entstehen Blähungen. Zudem werden große Portionen häufig heruntergeschlungen, wobei gleichzeitig viel Luft verschluckt wird. Die luftgefüllten Darmschlingen üben dann wiederum Druck auf den Magen aus und verstärken gegebenenfalls das Sodbrennen. Der gleiche Effekt wird von zu fettigen oder blähenden Lebensmitteln, wie Kohl oder Hülsenfrüchte, ausgelöst. Auch zu viele Ballaststoffe sind für einen ungeübten Darm, insbesondere, wenn zu wenig Wasser getrunken wird, kontraproduktiv. Es wird deshalb zu drei als zu fünf Portionen Obst und Gemüse pro Tag geraten, um sich langsam an die darin enthaltenen unverdaulichen Fasern zu gewöhnen.
Sodbrennen und Blähungen haben zudem ähnliche Risikofaktoren, welche die Beschwerden verstärken können. So kann Rauchen zu vermehrtem Luftschlucken und damit Blähungen führen und gleichzeitig das Nikotin ein Sodbrennen begünstigen [1]. Treten die Beschwerden über einen langen Zeitraum immer wieder auf und zeigt auch eine Ernährungsumstellung keinen Effekt, sollte ärztlicher Rat hinzugezogen werden. Dauerhaftes Sodbrennen kann zu Schäden an der Speiseröhre führen.
Während es sich bei den oben beschriebenen Ernährungsproblemen um unspezifische Reaktionen des Körpers handelt, können manche Menschen unter spezifischen Lebensmittelunverträglichkeiten und -allergien leiden [1]. Der Unterschied zwischen Unverträglichkeiten und Allergien besteht dabei im biologischen Mechanismus. Bei einer Unverträglichkeit fehlen häufig die Enzyme, also Moleküle im Körper, die bei der Verdauung, beispielsweise von Milchzucker (Laktose), wichtig sind [2]. Kann Laktose im Darm nicht gespalten und verdaut werden, wird sie stattdessen von Bakterien im Dickdarm unter Gasentwicklung vergärt; die Folge sind Blähungen und durch den Druck auf den Magen entsteht Sodbrennen. Bei einer Allergie, beispielsweise gegen Kuhmilch, reagiert der Körper hingegen, als wäre der aufgenommene Stoff ein Fremdkörper und greift ihn mit seinem Immunsystem an [3]. Da im Darm viele Immunzellen angesiedelt sind, führt dies zu einer starken Reaktion, die sich ebenfalls in Blähungen und Sodbrennen ausdrücken kann. Starke Nahrungsmittelallergien können dabei bis zu einer Anaphylaxie führen, bei der Atemnot und Kreislaufprobleme entstehen. Eine Besonderheit stellt außerdem die Zöliakie dar. Bei dieser Nahrungsmittelunverträglichkeit wird das Immunsystem durch ein in Brot und anderen Getreideprodukten enthaltenes Klebereiweiß (Gluten) aktiviert. Das Immunsystem greift dann fälschlicherweise die Darmschleimhaut an [1]. Die Folge der meist bereits in der Kindheit auftretenden Krankheit können Mangelernährung und sogar die unkontrollierte Vermehrung von Immunzellen sein.
Können keine organischen Ursachen für die Beschwerden gefunden werden, kann es sich um ein sogenanntes Reizmagen- oder Reizdarmsyndrom handeln [4]. Die genauen Mechanismen, die zu diesen Krankheitsbildern führen, wurden noch nicht endgültig geklärt. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass es sich, vergleichbar mit chronischen Schmerzsyndromen, um eine verstärkte Schmerzwahrnehmung im Verdauungstrakt handelt. So kann es sein, dass Betroffene normale Darmbewegungen oder gelegentliche Sodbrennenepisoden als schmerzhafter wahrnehmen als sie von Nicht-Betroffenen empfunden werden [5]. Oft treten diese Krankheitsbilder nach einer Magen-Darm-Infektion auf, weshalb es Theorien zu bakterieller Fehlbesiedlung sowie einer Art „Sensibilisierung“ gibt; diese konnten ebenfalls noch nicht endgültig bestätigt werden. Bekannt ist jedoch, dass die Beschwerden stark von Stress und Lebensführung abhängig sind. So fühlen sich viele Betroffene bereits besser, wenn sie ausreichend schlafen und ausgewogen essen sowie Sport betreiben. Die Krankheiten führen zu keinen schwerwiegenden Folgeschäden, können jedoch die Lebensqualität stark einschränken und sollten deshalb ernst genommen werden.
Sonstige Ursachen
Treten Sodbrennen und Blähungen akut auf, kann es sich um eine vorübergehende Entzündung handeln, beispielsweise eine virale Magen-Darm-Infektion oder eine Magenschleimhautentzündung (Gastritis) [1]. Meist verschwinden die Symptome nach einigen Tagen von allein. Auch Schwangere leiden häufig an Sodbrennen und Blähungen [6]. Insbesondere im letzten Schwangerschaftsdrittel drückt die vergrößerte Gebärmutter auf den Magen und der Darm wird träger, was zu Blähungen führen kann.
Quellenangaben
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G. Herold: Innere Medizin. Gerd Herold Verlag, 2011, S. 453 ff, S. 422, S. 457, S. 431.
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„Laktoseintoleranz", https://www.gesundheitsinformation.de/laktoseintoleranz.2113.de.html, 05.08.2016
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S. Koletzko et al.: „Vorgehen bei Säuglingen mit Verdacht auf Kuhmilchproteinallergie", Allergo Journal, 19.8/2010, S. 529–534.
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N. de Bortoli et al.: „Overlap of functional heartburn and gastroesophageal reflux disease with irritable bowel syndrome", World J Gastroenterol, 19. Jg., Nr. 35, 2013, S. 5787–5797.
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S. Y. Nam, K. H. Ryu, B. J. Park: „Irritable bowel syndrome is associated with gastroesophageal reflux symptom but not erosive esophagitis", Journal of neurogastroenterology and motility, 19. Jg., Nr. 4, 2013, S. 521–531.
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S. Fill Malfertheiner et al.: „A prospective longitudinal cohort study: evolution of GERD symptoms during the course of pregnancy”, BMC gastroenterology, 12.1/2012, S. 1.
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Veröffentlicht durch: | DeGiN-Redaktion |
Erstellt am: | 23.05.2016 |
Zuletzt aktualisiert am: | 09.11.2017 |
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