Sodbrennen (und Kloß im Hals): Ursachen
Treten Sodbrennen und das Gefühl, einen Kloß im Hals stecken zu haben gleichzeitig auf, so wird dies in der Regel durch Schleimhautdefekte in der Speiseröhre verursacht. In den meisten Fällen handelt es sich hierbei um bösartige Schleimhautentartungen in der Speiseröhre (Adenokarzinom der Speiseröhre), welche durch lang anhaltenden Magensäurerückfluss verursacht werden. Dieser Magensäurerückfluss kann aber auch Entzündungen hervorrufen, die zu Schleimhautverengungen oder Schleimhautverwachsungen in der Speiseröhre führen [1].
Das Adenokarzinom der Speiseröhre ist eine Form von Speiseröhrenkrebs. Es stellt die häufigste Ursache für das gleichzeitige Auftreten von Sodbrennen und Schluckbeschwerden dar; letzteres manifestiert sich typischerweise als Kloß im Hals oder Steckenbleiben von Speiseresten. Das Karzinom tritt klassischerweise als Folge von kontinuierlichem Magensäurerückfluss in die Speiseröhre auf, was als Reflux bezeichnet wird. Hierbei erkranken Männer wesentlich häufiger als Frauen, wobei das typische Erkrankungsalter zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr liegt [2]. Diese Art von Speiseröhrenkrebs entsteht in der Regel aus dem Barrett-Ösophagus im Rahmen von Reflux (siehe unten). Der Barrett-Ösophagus stellt hierbei eine erste Anpassungsreaktion an die Schleimhautreizungen durch Magensäure dar, bei welcher die Speiseröhrenschleimhaut durch Magenschleimhaut ersetzt wird. Diese gestörte Ausreifung und Differenzierung von Zellen kann bei Fortbestehen der auslösenden Faktoren in ein unkontrolliertes Wachstum von entarteten Zellen übergehen. Hieraus entsteht anschließend das Adenokarzinom der Speiseröhre [3]. Zu Beginn besteht meist nur Sodbrennen als Folge von Magensäurerückfluss. Erst mit zunehmender Ausbreitung der Krebszellen und unkontrolliertem Wachstum dieser, entstehen Krebsmassen, die zu Einengungen in der Speiseröhre führen. Hierdurch werden Schluckbeschwerden hervorgerufen, welche das Gefühl von einem im Hals steckendem Kloß auslösen können [3]. Häufig kommt es im Verlauf der Erkrankung zu einer Ausbreitung von Krebszellen in andere Organstrukturen. In einem fortgeschrittenen Stadium endet das Adenokarzinom der Speiseröhre innerhalb von 5 Jahren häufig tödlich [2].
Die Entzündung der Speiseröhrenschleimhaut wird am häufigsten durch kontinuierlichen Reflux ausgelöst (Refluxösophagitis). Bei jedem 10. Patienten mit regelmäßigem und krankhaftem Reflux wird eine solche Ösophagitis beobachtet. Darüber hinaus, können auch Pilzinfektionen eine solche Schleimhautentzündung begünstigen. Hiervon sind in der Regel Diabetiker und Asthmatiker betroffen. Ursächlich für das Entstehen einer solchen Speiseröhrenschleimhautentzündung ist meist Magensäure, die in die Speiseröhre zurückfließt. Die Säure ruft entzündliche Schleimhautreizungen hervor, die unter Narbenbildung teilweise wieder abheilen. Durch Zunahme von Narbengewebe entstehen Einengungen (Stenosen) der Speiseröhre sowie Verwachsungen (Strikturen), welche den Innendurchmesser der Speiseröhre verkleinern und das Passieren von Speisen erschweren. Eine Refluxösophagitis manifestiert sich typischerweise durch schmerzhaftes Sodbrennen, das durch die Schleimhautreizung ausgelöst wird. Erst durch Entstehung der Stenosen und Strikturen treten zusätzlich ein Engegefühl im Hals und Schluckbeschwerden auf. Wird eine solche Speiseröhrenschleimhautentzündung nicht rechtzeitig behandelt, geht aus ihr häufig ein Barrett-Ösophagus hervor (siehe unten) [1].
Das Vorhandensein von Magenschleimhaut in der Speiseröhre, das als Barrett-Ösophagus definiert wird, tritt in Europa immer häufiger auf. Dies stellt die häufigste Ursache für die Entstehung von Speiseröhrenkrebs dar. Die Entstehung einer solchen Schleimhautentartung beruht auf der schleimhautreizenden Wirkung von Magensäure. Hierbei handelt es sich um eine sehr aggressive Flüssigkeit, die zur Verdauung von Nahrung dient. Hätte der Magen selbst keine Zellen in der Magenschleimhaut, die eine schützende Schleimschicht produzieren, so würde er „sich selbst verdauen“. Die Schleimhaut der Speiseröhre besitzt solche Zellen jedoch nicht, weshalb sie der Magensäure ausgesetzt ist. Der Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre ruft folglich Schleimhautreizungen hervor, die als Sodbrennen wahrgenommen werden können. Kommt es jedoch häufiger und dauerhaft zum Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre, findet eine Anpassungsreaktion der Schleimhaut statt. Das Resultat ist eine magenähnliche Schleimhaut in der Speiseröhre. Diese kann durch Größenzunahme zu einer Einengung der Speiseröhre führen, wodurch Speisen stecken zu bleiben scheinen, was als Kloß im Hals wahrgenommen werden kann. Häufig bleibt ein Barrett-Ösophagus jedoch lange Zeit unbemerkt, da in der Regel unspezifische Symptome bestehen. In der Regel entwickelt sich schleichend und meist unbemerkt im Verlauf der Erkrankung ein Adenokarzinom der Speiseröhre. Das Auftreten eines Barrett-Ösophagus geht dabei mit einem 30fachen erhöhten Risiko für das Entstehen dieses Speiseröhrenkrebses einher [1].
Sonstige Ursachen
Sodbrennen und das Gefühl einen Kloß im Hals zu haben, können auch unabhängig voneinander auftreten. Hierbei kann harmloser Reflux zu gelegentlichem Sodbrennen führen, während die Schluckbeschwerden und der Kloß im Hals durch Aussackungen in der Speiseröhre hervorgerufen werden [1].
Quellenangaben
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H. Renz-Polster, S. Krautzig: Basislehrbuch Innere Medizin. URBAN & FISCHER, 2013, S. 482-483, S. 487 ff., S. 492 ff.
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W. Piper: Innere Medizin, 2. Auflage, Springer Verlag, 2013, S. 343 f.
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U.-N. Riede, M. Werner, N. Freudenberg: Basiswissen Allgemeine und Spezielle Pathologie. Springer Verlag, 2009, S. 183, S. 340 f.
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Veröffentlicht durch: | DeGiN-Redaktion |
Erstellt am: | 23.05.2016 |
Zuletzt aktualisiert am: | 14.06.2016 |
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